Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
war erschöpft. „Auf deine Verantwortung“, stieß sie hervor und wollte hupen, um den Wachmann zu alarmieren. Aber Raoul war schneller und hielt sie fest.
„Bringen wir doch das zu Ende, was wir vor ein paar Minuten unterbrochen haben. So spät am Abend gibt es keine Zuschauer. Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen, dass ich etwas anderes beabsichtige, als mich mit dir zu amüsieren.“
Schon presste er seinen Mund auf ihren und erstickte jeden Protest. Begierig drängte er ihre Lippen auseinander, und Laura konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Sein Mund sowie seine Hände, die ihre Arme streichelten, und seine ungeheure Sinnlichkeit entfachten in ihr ein so gewaltiges Feuer, wie sie es noch nie erlebt hatte.
Wie konnte dies möglich sein? Sie kannte ihn erst seit zwei Tagen. Du musst dem ein Ende bereiten, dachte sie und wollte sich aus seinem Griff befreien. Aber Raoul zog sie nur noch näher zu sich – und dieses Mal tönte die Hupe laut durch den stillen Abend.
Momente später erschien Guy, gefolgt von Paul, auf der Haustürschwelle, und das Licht aus der Halle fiel nach draußen und ins Wageninnere. Aufstöhnend rutschte Laura auf den Beifahrersitz zurück, aber Raoul hielt sie weiter am Handgelenk fest.
Guy war inzwischen die Stufen heruntergekommen, um ihr die Tür aufzumachen, was ihm natürlich nicht gelang. Und Laura schaffte es genauso wenig, Raoul ihre linke Hand zu entreißen.
Seelenruhig drückte er auf einen Knopf am Armaturenbrett, und schon öffnete sich surrend das Seitenfenster. Danach beugte er sich hinüber zu seinem Bruder, wobei seine Schulter ihre Brust berührte.
„Entschuldige den Lärm, Guy. Es war keine Absicht. Hoffentlich ist Chantelle dadurch nicht gestört worden.“
„Es ist noch keiner im Bett“, erwiderte Guy mit leichter Verzögerung. „Was ist mit Pierre?“
„Ich habe ihn bei der Villa Leopolda getroffen und ihm gesagt, dass ich Laura zurückfahren würde.“
Nachdenklich betrachtete Guy seinen Bruder, bevor er dann Laura anblickte. „Hast du einige Zeichnungen machen können?“
„Ja. Das Licht war perfekt.“
„Maman möchte sie gern sehen. Die Villa Leopolda ist einer ihrer Lieblingsorte. Darf ich sie ihr bringen?“
„Natürlich, Paul.“ Laura holte den Skizzenblock aus der Tasche und reichte ihn ihm. „Sie kann sie ruhig bis morgen behalten.“
„Ich würde sie mir gern vorher anschauen, wenn du nichts dagegen hast, Paul“, meinte Guy, und sein Sohn gab den Block an ihn weiter. Und während er ihn durchblätterte, schüttelte er ein ums andere Mal den Kopf. Schließlich blickte er Laura wieder an. „Du bist nicht nur ein Engel, sondern dazu noch ein Genie.“
Nach Raouls Kreuzverhör war Guys Freundlichkeit Balsam für ihre Seele und trieb ihr Tränen in die Augen. „Nein, das bin ich bestimmt nicht. Aber trotzdem vielen Dank.“
Es herrschte einen Moment lang peinliches Schweigen, und Laura war versucht, Raoul auffliegen zu lassen. Doch wegen Paul entschied sie sich dagegen. Letztlich war das Ganze eine Angelegenheit, die nur sie beide anging.
Da Raoul sie immer noch festhielt, blieb ihr nichts anderes übrig, als Guy denken zu lassen, was er ohnehin dachte: nämlich dass Raoul und sie sich geküsst und dabei versehentlich auf die Hupe gedrückt hatten.
„Wie ich gehört habe, Paul, wolltest du vorhin den ersten Unterricht in Lebensrettung haben. Es tut mir leid, dass ich nicht da war. Nenn mir einen Termin, und dann fangen wir an.“
„Okay. Dürfen meine Freunde es auch lernen?“
„Natürlich.“
„Vielen Dank.“
Guy lächelte sie an. „Mach dir keine Gedanken wegen der Tür, wenn du ins Haus kommst. Ich gehe noch nicht schlafen und werde später abschließen.“
Laura spürte, wie Raoul ihr Handgelenk noch etwas fester umschloss, als wollte er sie erinnern, dass sie ihm nicht entfliehen konnte. „In Ordnung. Ich sehe euch dann morgen früh.“
Sobald Vater und Sohn in der Villa verschwunden waren, meinte er: „Die Tatsache, dass du Guy nichts erzählt hast, verrät, dass du bereit bist, fast alles in Kauf zu nehmen, um die zwei Wochen hierzubleiben. Sei gewarnt, ich werde jeden deiner Schritte überwachen.“
Laura lächelte. „Ich sagte ja bereits, dass Männer die Angewohnheit haben, um mich herumzustreichen, ob es mir gefällt oder nicht.“
Raoul funkelte sie an. „Du bist auf diese chemische Reaktion aus.“
„Und du, Mistkerl?“
„Ich würde lügen, wenn ich es leugnete.“ Er hauchte
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