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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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und nimmt einen Schluck Wein. „Aber er scheint tatsächlich eine Nachbildung von Kriemhilds Schmuckstück zu sein. Es würde mich schon interessieren, wo deine Großmutter ihn her hat.“
    Er streicht nachdenklich mit dem Finger über den großen grünen Stein in der Mitte des Armreifs.
    „ Dass dein Armreif wirklich gut gearbeitet ist, sieht selbst ein Blinder mit Krückstock. Hochwertiges Material und eine spitzenmäßige Verarbeitung“, murmelt er.
    „ Sag das mal Agnes. Die sagt immer, der sieht aus wie hässlicher Modeschmuck!“ Noch während ich die Worte ausspreche, bemerke ich erstaunt, dass es mir doch ernsthaft nahezugehen scheint, was diese Ziege gemeckert hat.
    George schüttelt den Kopf. „Die hat doch keine Ahnung, was Qualität ist. Wenn ihr Vater ihr nicht immer die besten Sachen aussuchen würde, dann hätte sie auch nichts Hochwertiges. Die kann doch eine echte Gucci-Tasche nicht von einem Fake unterscheiden“, meint er verächtlich und hat damit wohl gar nicht mal so Unrecht.
    „ Wie auch immer. Ich werde jedenfalls versuchen, Oma nach dem Armreif zu fragen, wenn ich wieder zu Hause bin. Vielleicht hat sie einen klaren Tag und kann sich an etwas Brauchbares erinnern.“
    Der Kellner kommt mit meiner Pizza und Georges Salat an Essig und Öl und unterbricht damit unser Gespräch. George sieht mir zu, wie ich die Pizza so hungrig in mich hinein stopfe, als hätte ich seit Tagen nichts Gescheites mehr gegessen.
    „ Wo du das immer hinsteckst! Ich sehe dir nur beim Essen zu und habe morgen sicher drei Pfund mehr auf der Waage, und du isst, was du willst, und es macht dir nichts aus.“ Er pickt bekümmert zwei Salatblätter auf, schielt dabei neidisch auf meine Pizza.
    „ Ach Georgilein“, versuche ich ihn aufzumuntern, „du siehst super aus! Wo sind denn eigentlich deine kleinen Streberlein abgeblieben?“ Ich meine natürlich seine übereifrigen Studenten.
    „ Die habe ich vorhin, als ich dich gesucht habe, für heute entlassen und ihnen einen freien Abend gestattet. Oder das, was noch vom Abend übrig ist. Ich glaube, sie wollten eine Bar suchen und ordentlich einen trinken gehen.“
     
    Nach dem Essen werde ich mit einem Schlag hundemüde. Es war ein langer Tag und ich habe eine emotionale Achterbahnfahrt hinter mir, also gehen George und ich ohne Umwege ins Hotel. George sagt, er brauche seinen Schönheitsschlaf und könne sich keine durchzechten Nächte mehr leisten. Mir ist es nur Recht so. Nach einer schnellen Dusche falle ich ins Bett und bin schon eingeschlafen, noch bevor George das Licht ausgemacht hat.
     
     
     
     

Montag
     

     

    Was war das? Ich schrecke hoch. Es ist stockdunkel und da war ein lautes Geräusch. Ich kann den Lichtschalter nicht finden, meine Nachttischlampe finde ich auch nicht. Wo bin ich? Meine Hand tastet über das Bett und ich bemerke, dass gar es nicht mein Bett ist. Ach, klar, ich bin in diesem Mittelalter-Hotel. Alles in Ordnung. Ich lasse mich wieder in mein Kissen sinken und freue mich, dass die Nacht noch nicht vorbei ist.
    Rumms . Wieder dieses Geräusch. Ich bin mir sicher, dass es auf dem Flur ist. Egal. Augen zu und weiterschlafen.
    Rumms . Das sind sicher Georges idiotische Studenten, die von ihrer idiotischen Sauftour zurückkommen.
    Rumms . Also langsam reicht es aber. Es klopft, und zwar an unserer Zimmertür. Diese idiotischen Idioten.
    Ich ignoriere es. Wieder klopft es.
    „ George“, rufe ich leise, aber er reagiert nicht. Mist, er hat sicher wieder seine Ohrenstöpsel drin, er behauptet vehement, ich würde schnarchen. Erneutes Klopfen.
    Jetzt reicht es mir endgültig. Denen werde ich die Meinung sagen.
    Ich steige vorsichtig aus dem Bett und taste mich im Dunkeln zur Tür. Ich öffne sie leise und erwarte, gleich in die Gesichter von ein paar angetrunkenen Studenten zu blicken, die mich dämlich angrinsen werden. Aber da ist niemand. Ich blicke nach rechts und links durch den Flur, aber im Schein der flackernden Wandfackeln kann ich niemanden erkennen. Ich mache noch einen Schritt, um in den Flur zu treten, und stoße mit dem Fuß gegen etwas. Gegen jemanden.
    Ich beuge mich nach unten, um den Besoffenen näher in Augenschein nehmen zu können, und mein Herz macht einen Aussetzer. Mein Atem stockt. Das ist kein besoffener Student.
    Vor mir liegt, der Länge nach auf dem Rücken, den einen Arm in einem unnatürlichen Winkel abgedreht, das Gesicht mit den geschlossenen Augen mir leicht zugewandt, in einer Blutlache –

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