Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
Vom Netzwerk:
Kindskopf ist.
    Nachdem wir einen Tisch in der Sonne ergattert und unsere Bestellung – Spaghetti-Eis für ihn, einen Erdbeer-Amaretto-Eisbecher für mich – aufgegeben haben, sieht er mich nachdenklich an.
    „ Was ist das für eine Sache mit dem Armreifen? Ich habe da nur Bruchstücke mitbekommen.“
    Ich erzähle ihm die ganze Geschichte und er hört mir aufmerksam zu. Mittlerweile sind auch unsere Eisbecher gekommen und ich schließe meine Erzählung mit meinen letzten Gedanken darüber, warum Wiesenthal den Verkauf des Schmucks verhindert und sogar viel Geld dafür gezahlt hat.
    „ Ach, scheiß drauf, was der will, und warum er das will“, meint er schließlich nach kurzem Nachdenken. „Viel wichtiger für dich ist doch die Frage, warum deine Oma eine Nachbildung des Nibelungen-Schmucks hatte, aber nie etwas davon gesagt hat.“ Stimmt.
    Eigentlich war ich auf der Suche nach der Geschichte meines Erbstücks. Ich habe mich von der Geschichte zwischen Wiesenthal und dem Ladenbesitzer total aus dem Konzept bringen lassen.
    „ Du hast so was von Recht“, erkläre ich bestimmt. „Und weißt du was? Die einzige Person, die mir darüber wirklich etwas erzählen kann, ist meine Oma. Die zwar leider unter Demenz leidet, aber meine einzige Quelle ist. Ich rufe sie jetzt an.“ Ich nehme mein Handy aus der Tasche und wähle die Nummer meiner Eltern. Meine Mutter hebt nach zweimal Läuten ab.
    „ Hey Mama, ich bin’s. Hör mal, ich weiß, es ist schwierig, aber ich muss unbedingt mit Oma Gerda sprechen“, sprudele ich los.
    „ Hilda, um Himmels Willen, ist etwas passiert?“ Meine Mutter klingt besorgt. Ich wünschte, sie würde mal aufhören, immer gleich das Schlimmste, eine Katastrophe oder was weiß ich zu vermuten, sie macht sich damit nur selbst das Leben schwer.
    „ Nein, Mama, alles in Ordnung. Ich will Oma nur was über den Armreif fragen, den sie mir geschenkt hat. Du weißt schon, das Familienerbstück.“
    „ Ja, ich weiß, das olle Ding. Fängst du jetzt etwa auch an, so ein Theater darum zu machen?“ Sie klingt fast ein wenig verärgert.
    „ Warum denn Theater darum machen? Und warum ‚auch‘?“, frage ich zurück. Sie seufzt.
    „ Na, weil deine Oma und deren Mutter, also deine Uroma, immer ein fürchterliches Getue um diesen Armreif veranstaltet haben. Alle paar Jahre wurde dieses Ding zum Juwelier getragen und professionell aufarbeiten lassen. Als dein Vater und ich ganz frisch verheiratet haben, habe ich einmal einen Streit deiner Großeltern mitbekommen. Dein Opa hat sich furchtbar darüber aufgeregt, dass deine Oma eine Rechnung von mehreren hundert Mark für irgendeine Arbeit des Juweliers an diesem Armreif mit nach Hause brachte. Er wollte sie damals nicht bezahlen, weil er meinte, für den Preis bekäme man schon zehn neue, aber Gerda bestand darauf, dass der Armreif unbezahlbar und die Arbeit jeden Pfennig wert gewesen sei.“
    Ui, mehrere hundert Mark, das ist heute eine Menge Geld, und war früher noch viel mehr.
    „ Also, Hilda, was ist denn nun, was willst du von Gerda?“ Ich schlucke und hole tief Luft.
    „ Ich wusste ja nicht, dass er so wertvoll ist“, beginne ich. „Aber gestern ist hier was ganz Komisches passiert. Ich habe erfahren, dass der Armreif nach dem Vorbild des Schmucks einer Frau aus einer Legende gemacht worden sein soll. Solche Armreifen wie meiner sollten sogar hier in einem Laden verkauft werden, aber das wurde verhindert.“
    Mama lacht. „Ach Hilda, da muss eine Verwechslung vorliegen. Deine Oma schwört, dass dieser Reif schon seit vielen hundert Jahren in ihrem Familienbesitz ist. Ob das nun wirklich stimmt, man weiß es nicht. Aber alt ist er auf jeden Fall. Wahrscheinlich gab es früher einfach viele Schmuckstücke in dieser Art“, gibt sie zu bedenken.
    „ Das mag ja sein, aber ich würde trotzdem gerne kurz mit ihr sprechen“, bitte ich.
    „ Gut, aber ich kann nicht versprechen, dass es dir etwas bringt“, willigt sie schließlich ein.
    Ich höre, wie sie mit dem tragbaren Telefon die Treppe hoch geht und an die Tür des Zimmers klopft, in dem ich meine Kindheit verbracht habe und wo nun meine Oma wohnt.
    „ Hallo Gerda, darf ich dich kurz stören? Hilda ist am Telefon und möchte mit dir sprechen“, höre ich meine Mutter sagen. Dann höre ich Schritte, wahrscheinlich betritt sie das Zimmer und geht auf Oma zu. Dann Omas Stimme: „Ach, wie schön, dass sie mich einmal besuchen kommt.“ Zuverlässig meldet sich mein schlechtes

Weitere Kostenlose Bücher