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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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Gewissen, anscheinend hat sie bemerkt, dass ich lange nicht da gewesen bin – trotz Demenz.
    „ Nein, Gerda, Hilda ist nicht hier, sie ist am Telefon. Und sie möchte dich etwas fragen.“ Meine Mutter spricht geduldig mit ihr, so wie man mit einem kleinen Kind spricht.
    „ Ja, aber warum kommt sie denn nicht und fragt mich? Warum ruft sie denn an?“ Manchmal frage ich mich, wie viel Demenz echt ist und was sie spielt, denn von Zeit zu Zeit ist sie doch verblüffend scharfsinnig. Für jemanden, der nicht weiß, wie viele Mahlzeiten er heute schon zu sich genommen hat, waren das sehr logische und präzise Fragen.
    „ Hilda ist mit den Leuten von der Universität unterwegs. Sie verbringt diese Woche in Worms“, erklärt Mama ihr in ruhigem Tonfall. Dann bricht die Hölle los.
    Ein ohrenbetäubendes Gezeter und Gekreische dringt an mein Ohr und ich muss das Handy ein Stückchen weghalten, sonst laufe ich Gefahr, mir einen ernsthaften Schaden zuzuziehen.
    „ WAAAS? Was macht sie denn in WORMS? Warum lasst ihr sie nach WORMS fahren? Wisst ihr denn nicht, wie gefährlich das ist? Habe ich Hilarius denn nicht immer eingeschärft, dass NIEMAND aus dieser Familie NIEMALS nach WORMS fahren darf? NIEMALS?“ Meine Oma scheint sich da in einen richtigen hysterischen Anfall hineinzusteigern, sie scheint also doch nicht so gut drauf zu sein, wie ich zuerst gedacht habe.
    Ich höre, wie meine Mutter versucht, sie zu beruhigen, aber das scheint ihre Panik nur noch mehr zu schüren.
    „ Siehst du denn nicht, in welcher Gefahr sie sich befindet?“
    Wie gefährlich kann ein Städtchen wie Worms denn schon sein? Sie tut gerade so, als wäre ich zu einer Expedition in die Slums aufgebrochen.
    „ Hilda, Schatz, ich muss mich jetzt um deine Oma kümmern. Sie reißt sich sonst alle Haare aus und zerkratzt sich das ganze Gesicht. Wir telefonieren später wieder“, keucht meine Mutter und legt auf, bevor ich etwas erwidern kann.
    Florian sieht mich mit großen Augen an, zum ersten Mal leuchten sie nicht.
    „ Krass, das hat sich ja angehört wie in ‚Der Exorzist‘. Was war denn da los?“ Tja, wenn ich das nur selbst wüsste…
     

    Zum Mittagessen treffen wir uns mit George und dem Rest der Gruppe und gehen in ein mittelalterliches Restaurant. Allmählich wird es mir zu viel mit diesem Mittelalter-Kram, aber ich will kein Spielverderber sein.
    In dem Restaurant ist es ganz lustig, wir trinken Wein aus Holzbechern und essen Hähnchen, dessen Knochen wir über die Schultern in hohem Bogen auf den Boden werfen. Die Kellnerin trägt ein Kleid, das dem der Wirtin in unserem Hotel sehr ähnlich sieht und ich beginne mich zu fragen, ob es wohl viele dieser seltsamen kleinen Mittelalter-Läden in dieser Stadt gibt.
    Diese Läden, in denen man nie jemanden sieht, deren Schaufenster voller Kettenhemden und Schwerter und altmodischer Kleidungsstücke sind und aus denen es immer nach Räucherstäbchen riecht.
    „ Komm, trink noch einen, du siehst ganz blass aus, dann kriegst du mal ein bisschen Farbe“, sagt ein – wie könnte es auch anders sein – mittelalterlich gekleideter Kellner und schenkt mir einen weiteren Becher Wein nach.
    Klar, wenn er das sagt, warum auch nicht. Ich bin damit nun schon bei meinem zweiten Becher Wein angekommen, dabei ist es erst früher Nachmittag. In einiger Entfernung von unserem Gruppentisch hüpft ein schmächtiger Mann in einer Art Hofnarren-Uniform mit einer Laute herum und ich bin mir nicht sicher, ob sich die Töne so schief anhören sollen oder ob ich mir nur einbilde, dass sie schief sind.
    Ich gewinne den Eindruck, dass meine Ohren nicht mehr ganz klar das wiedergeben, was um mich herum passiert. Ich versuche, den Becher zu packen, doch meine Hand greift immer wieder ins Leere. Auch meine Augen scheinen ein Problem mit dem flackernden Licht der Teerfackeln zu haben, denn ich merke, wie ich die Lider zusammenkneife und versuche, meinen Blick scharf zu stellen – leider erfolglos.
    George ist mit einer seiner Studentinnen in ein lebhaftes Gespräch vertieft und ich wundere mich darüber, wie jemand, der so kultiviert ist und so viel Wert auf Ästhetik im Leben legt wie George, tatsächlich freudestrahlend in einem Raum essen kann, in dem überall Essensreste auf dem Boden liegen.
    Florian sitzt neben mir und mampft gierig, obwohl er doch eben erst eine große Portion Spaghetti-Eis verdrückt hat. Männer können das. Ich dagegen bekomme kaum noch einen Bissen herunter, mein Bauch fühlt sich

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