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betroffen sind. Und halt unsere Wohnungstür, was bedeutet, dass jemand ins Haus gekommen ist. Daher meinen die Polizisten, dass es eventuell sein könnte, dass jemand ganz bewusst unsere Wohnung ausgesucht hat. Sie wollten wissen, ob wir irgendwelche Feinde haben oder ob etwas in der Richtung schon mal vorgekommen ist.“
„ Feinde? Ich hab‘ doch keine Feinde! Und du doch auch nicht!“, antworte ich erbost. „Das ist ja wie in einem schlechten Krimi!“
„ Das habe ich denen auch gesagt. Aber alle Anzeichen sprechen dafür, dass sich jemand unsere Wohnung ausgesucht hat, und das macht mir Angst. Außerdem ist von außen gar nicht sichtbar, welche Fenster zu uns gehören. Es muss eigentlich jemand sein, der schon mal in der Wohnung gewesen ist, weil er sonst auch Fenster der Nachbarn verschmutzt hätte.“ Irgendwie logisch, das lässt sich nicht bestreiten.
„ Okay, dann lass mich das jetzt mal zusammenfassen. Wir haben also irgendwelche Obst- oder Gemüsereste an sämtlichen Fenstern, die zur Straße zeigen, und Gekritzel in der Wohnungstür. Aber sonst ist nichts passiert und die Fenster zum Hof sind in Ordnung“, fasse ich sie Sachlage möglichst ruhig zusammen.
„ Ja, so kann man das sagen“, stimmt Emily mir zu und hört sich schon nicht mehr ganz so aufgelöst an.
„ Gut, dann machen wir uns jetzt mal nicht verrückt, das kann alles ein Zufall sein oder auch nicht, das wissen wir nicht. Aber die Hauptsache ist doch, dass niemand in der Wohnung war, dass nichts gestohlen oder kaputt gemacht wurde und dass niemand verletzt wurde. Und du guckst, dass du nicht allein im Dunkeln unterwegs bist und dass die Tür immer gut abgeschlossen ist. Und in vier Tagen bin ich wieder zu Hause, dann bist du auch nicht mehr allein. Und falls dann wirklich ein Depp mit Obst auf unsere Wohnung schmeißt, dann schmeißen wir halt zurück. Aber kein Obst.“ Energisch haue ich mit der flachen Hand auf den Tisch.
Emily muss lachen und verspricht mir, vorsichtig zu sein und sich zu melden. Wir verabschieden uns und ich kann mich endlich meinem Frühstück widmen, auch wenn mir der Appetit ein wenig vergangen ist.
Wir drei sind die letzten und während ich esse, diskutieren George und Florian über den Vorfall in meiner Wohnung. Florian scheint recht kampflustig zu sein, schwingt seinen Kaffeelöffel wie ein Schwert und erklärt, wie man schnell und effektiv Einbrecher zur Strecke bringen kann. Er ist wie ein kleiner Junge beim Räuber-und-Gendarm-Spielen, voller Feuereifer, den Bösewicht eigenhändig zu schnappen.
George sieht die Sache eher gelassen und meint, dass es sich bestimmt nur um einen fast alltäglichen – wenn auch ärgerlichen – Fall von jugendlichem Leichtsinn handle.
Als ich fertig bin – mit Erzählen und Essen gleichermaßen – stellt George mir den Tagesplan seiner Seminargruppe vor. Vormittags wollen sie in irgendein Museum, für den Nachmittag hat er einen mittelalterlichen Töpferkurs gebucht. Ich frage mich im Stillen, wie viele Museen ein kleines Städtchen wie Worms wohl haben kann und was zum Teufel ich in einem Töpferkurs machen soll, und dann auch noch in einem mittelalterlichen. Einen Nachttopf, originalgetreu, wie aus dem Jahre 700 nach Christus? Nein danke.
Ich erkläre ihm, dass ich mich dann für den heutigen Tag ausklinken und auf eigene Faust losziehen werde. George zieht ein enttäuschtes Gesicht und Florian wirkt leicht ungehalten.
„ Was willst du denn sonst machen?“, fährt er mich an. Verwirrt über seinen Gefühlsumschwung und seinen scharfen Tonfall bekomme ich kein Wort heraus. George versucht, die Situation zu entschärfen.
„ Ach, wie ich meine Hilda kenne, die kann schon einen ganzen Tag mit Shoppen verbringen, don’t you, my dear?“ Er zwinkert mir vergnügt zu. „Obwohl ich mich auch sehr freuen würde, wenn du nur einen halben Tag shoppen gehen und die andere Hälfte deiner kostbaren Zeit mit mir verbringen würdest. Dafür habe ich dich doch schließlich mitgenommen“, fährt er grinsend fort.
„ Das meine ich aber auch“, grummelt Florian.
Hm, einen ganzen Tag ganz allein in einer fremden Stadt, das kann auch ziemlich langweilig werden. Also, gehe ich dann lieber mit ins Museum oder zum Töpfern? Schwierige Sache. Das ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
„ Okay, ich komme mit euch ins Museum“, füge ich mich schließlich in mein Schicksal. Dann kann ich heute Nachmittag in aller Ruhe bummeln und die Sonne genießen. Und die
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