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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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Rüdiger, das steht ja auf dem Klingelschild, aber wer zum Teufel ist Heinz-Heinrich?
    Der Dackel scheint seinen Namen gehört zu haben und läuft freudig auf sein Frauchen zu. Die Erkenntnis, dass der Dackel Heinz-Heinrich heißt, trifft mich wie ein Faustschlag.
    Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen, in meiner Kehle zuckt es unaufhörlich, mein Bauch krampft sich zusammen, und dann passiert das Unausweichliche: Ich lache schallend los.
    Ein kurzbeiniger, langschwänziger, wackelköpfiger, kulleräugiger Dackel namens Heinz-Heinrich! Ich huste und pruste und schnaufe, japse nach Luft, wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln, versuche mich zu sammeln. Dann sehe ich in die treu-doofen Hundeaugen von Heinz-Heinrich und muss wieder lachen.
    Während ich den Eindruck einer Geisteskranken vermittle, schlurft die ältere Dame langsam zur Tür und die beiden älteren Leutchen sehen mich verwundert an.
    „ Der – der – Hu – Hu – Hund – hei – heißt – Hei – Hein – Hei – Heinz – Hei – Hein – Heinrich?!“, bekomme ich schließlich stoßweise heraus.
    Sie sehen mich nun nicht weniger verwundert an, anscheinend bin ich die erste Person, die den Namen des Hundes witzig findet.
    „ Hanne, kennst du diese Frau?“, brummt es unter Rüdigers Schnauzer hervor. „Sie behauptet nämlich, dass sie dich kennt!“ Das hat sich fast empört angehört, so als ob es undenkbar wäre, dass eine vermutlich Irre wie ich eine so nette ältere Dame wie seine Hannelore kennt.
    Neugierig und ein wenig kurzsichtig blinzelt die Frau mich an und ich stelle fest, dass sie tatsächlich Ähnlichkeit mit meiner Oma Gerda hat. Kunststück, kann man jetzt sagen, alle älteren Omas mit grauen Löckchen und runzligen Gesichtern sehen sich ähnlich; aber sie hat eindeutig Gesichtszüge, die denen von meiner Oma gleichen.
    „ Ähm, ja also, entschuldigen Sie bitte die Störung und – äh, auch meinen Lachanfall“, beginne ich und habe keine Ahnung, was ich nun sagen soll. Ich bin mir sicher, dass dies meine Großtante ist, aber wie sage ich ihr das? Bei älteren Leuten besteht ja auch grundsätzlich mal die Gefahr, dass sie der Schlag trifft; und ich will nun wirklich nicht, dass dieser liebenswürdigen kleinen Frau etwas passiert.
    Ich strecke ihr vorsichtig meine Hand entgegen. „Guten Tag Frau Meinig, ich bin…“
    „ Hildegard“, fällt sie mir ins Wort und ergreift meine ausgestreckte Hand mit zwei zittrigen Händen und hält sie fest umklammert.
    Zur Salzsäule erstarrt registriere ich am Rande, wie Rüdigers Augenbrauen vergeblich versuchen, den Haaransatz zu erreichen und wie Heinz-Heinrich aufgeregt an meinem Bein hochspringt.
    Niemand weiß, dass ich eigentlich Hildegard heiße! Selbst vor Emily, die schon mit mir in der Grundschule war, und meinem allerallerbesten Freund George habe ich das verheimlicht! Alle kennen mich als Hilda, niemand als Hildegard. Seit ich denken kann, HASSE ich meinen Namen.
    Aus Hildegard lässt sich noch nicht mal ein vernünftiger Spitzname ableiten, und meine Eltern haben mich von klein auf immer Hilda gerufen, dabei bin ich geblieben. Nicht ohne mich jedes Mal, wenn mein Name genannt wird, wieder darüber zu ärgern. Aber Hildegard hat mich noch nie jemand genannt, selbst meine Eltern nicht!
    „ Ja“, antworte ich zögernd, „woher wissen Sie das?“ Sie sieht mich aus freundlichen Augen an, die plötzlich sehr traurig wirken.
    „ Der Armreif. Jede Trägerin des Armreifs heißt Hildegard.“ Sie dreht meinen Arm, so dass die Steine im Sonnenlicht blitzen und funkeln. „Außerdem“, fügt sie dann ganz leise hinzu, „bist du deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.“
     
    Wenige Minuten später sitzen wir hinter dem Haus auf einer kleinen, gemütlichen Terrasse und Rüdiger flitzt – ja, er flitzt! – in seinen Filzpantoffeln um uns herum und serviert Kaffee, Wasser und Gebäck. Heinz-Heinrich hat sich in einem Körbchen unter dem Tisch eingekuschelt und öffnet hin und wieder mal ein Auge, um die Lage zu peilen.
    „ Also das mit dem ‚Sie‘ und ‚Frau Meinig‘, das lässt du jetzt mal schön. Ich bin deine Tante Hanne, was anderes kommt nicht in die Tüte. Und das ist der Onkel Rüdiger“, erklärt mir Hannelore energisch. Ich bin noch immer stumm und kann nur zustimmend nicken. Kein Gedanke mehr an die vielen Fragen, die ich ihr stellen wollte!
    Auch meine Bedenken, man würde mich wegschicken, haben sich in Luft aufgelöst. So herzlich empfangen,

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