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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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die Sandwiches sind eine Wucht. Lecker mit frischem Salat, Käse, Schinken, Gurke, Tomate und Ei.
    Ganz kurz essen wir schweigend, dann kann ich meine Neugier nicht mehr im Zaum halten.
    „ Und wie weit genau hast du denn jetzt unsere Linie verfolgen können?“, frage ich kauend, dann fällt mir meine gute Kinderstube ein und ich füge schnell hinzu: „Vielen Dank für die tollen Sandwiches, Onkel Rüdiger, die schmecken wirklich hervorragend!“
    Tante Hanne stimmt mir zu, ebenfalls fröhlich kauend, und Rüdiger strahlt über das ganze Gesicht, so dass die Spitzen seines Schnurrbartes fast die Ohren erreichen.
    Hanne legt ihr Sandwich auf dem Teller ab, tupft sich die Mundwinkel mit einer Serviette so ab, wie es nur ältere Damen tun, und antwortet dann feierlich: „Ich konnte unsere Spur ziemlich einwandfrei bis ins zwölfte Jahrhundert verfolgen. Hin und wieder musste ich trotz aller Hinweise raten, manche Spuren verloren sich dann irgendwann im Nichts, aber bei anderen Ansätzen bin ich immer wieder fündig geworden. Die letzte Hildegard, bei der ich mir wirklich sicher bin, lebte im zwölften Jahrhundert.“
    Ich gratuliere ihr zu dieser bemerkenswerten Leistung, aber sie selbst scheint mit dem Ergebnis ihrer Nachforschungen noch nicht vollständig zufrieden zu sein.
    „ Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch deren Vorgängerin, ihre Mutter, gefunden habe. Aber ich kann es nicht beweisen. Von da aus führen alle Spuren ins Nichts und ich komme an diesem Punkt einfach nicht weiter.“
    „ Aber du bist doch schon so weit gekommen. Irgendwann musstest du doch ans Ende kommen. Vielleicht war diese Hildegard aus dem zwölften Jahrhundert – oder halt deren Mutter – die erste Hildegard überhaupt, vielleicht hat sie den Armreif anfertigen lassen und die Tradition begründet. Dann kannst du gar nicht weiterkommen“, will ich sie aufmuntern, da sie mir ein wenig geknickt vorkommt.
    Tante Hanne schüttelt entschlossen den Kopf. „Nein“, antwortet sie mit Bestimmtheit, „das kann ich so noch nicht stehen lassen. Es ist nicht irgendeine Hildegard, die ich gefunden habe.“ Ihre Stimme klingt nun geheimnisvoll, ihre Augen funkeln. Rüdiger wirft mir einen Geht-das-schon-wieder-los-Blick zu – er ist dem von Emily sehr ähnlich - und greift dann schulterzuckend zum nächsten Sandwich.
    „ Ja, warum, wer ist es denn? Ist sie berühmt?“, frage ich. „Dann müsste es einfacher sein, etwas zu erfahren, weil mehr über die Person bekannt ist!“
    „ Es ist Hildegard von Bingen“, antwortet Hanne und sieht mich erwartungsvoll an.
    „ Hildegard von Bingen?“, wiederhole ich fragend. Der Name sagt mir etwas, ich habe ihn definitiv schon mal gehört, aber genau einordnen kann ich ihn im Moment nicht.
    Hanne kramt wieder in ihren Papieren und zieht eine Mappe hervor, die die Aufschrift ‚Hildegard von Bingen‘ trägt. Sie zieht ein paar lose Blätter heraus, alles handschriftliche Notizen, vermutlich von ihr selbst.
    „ Also Hildegard von Bingen ist die berühmteste deutsche Frau des Mittelalters“, beginnt sie, mir die Aufzeichnungen zu erklären. „Sie war Wissenschaftlerin, Medizinerin, Schriftstellerin, Künstlerin, Mystikerin. Sie hat Kaiser Barbarossa beraten, hat sich für Menschenrechte und besonders für die gesellschaftliche Stellung der Frauen engagiert.“
    „ Das hört sich doch gut an, wenn man das alles weiß, dann kann man doch sicher auch etwas über ihre Vergangenheit und ihre Kinder in Erfahrung bringen“, unterbreche ich die Aufzählung.
    „ Das ist nicht so einfach“, lächelt Hanne mich nachsichtig an. „Sie war nicht nur das, in erster Linie war Hildegard von Bingen eine Ordensfrau. Sie hat mehrere Klöster gegründet, ihr ganzes Leben und ihre Werke waren durch und durch religiös geprägt.“
    Hm, das macht die Sache mit den Kindern natürlich schwieriger. Ich nehme mir ein paar der Blätter und überfliege die Notizen meiner Großtante. Hildegard von Bingen war die Tochter eines Mannes namens Hildebrecht, was Hannes Theorie durchaus bestätigen würde. Allerdings war sie das zehnte Kind, daher ist es unwahrscheinlich, dass es keine ältere Schwester gab, die eigentlich die ‚richtige‘ Hildegard gewesen sein müsste.
    Über ihre Herkunft ist ansonsten sehr wenig bekannt, selbst die Namen ihrer Geschwister hat Hanne nicht in Erfahrung bringen können. Somit ist es möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, dass Hildegard als zehntes Kind trotzdem die älteste Tochter der

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