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Nur Ein Toter Mehr

Nur Ein Toter Mehr

Titel: Nur Ein Toter Mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramiro Pinilla
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Regung. Aber was habe ich von einem ausgefuchsten Kerl wie ihm auch anderes erwartet? Eigentlich hätte er als Antwort ein knallhartes »Kommt nicht infrage!« verdient, doch Samuel Esparta, nicht weniger schlau, will dem Mörder auf die Spur kommen, und Altube muss wichtige Dinge wissen. Deshalb tue ich erst einmal desinteressiert.
    »Was kannst du mir schon enthüllen, was nicht eh schon jeder weiß? Oder zumindest vor zehn Jahren wusste, schließlich war die Geschichte in aller Munde. Mich interessiert aber nicht das Geschehen selbst, sondern das, was im Verborgenen blieb und in das ich neues Licht bringen kann.«
    Entdecke ich auf Eladios schmalen Lippen so etwas wie ein Grinsen?
    »Ich
kann
dir was Neues verraten. Etwas, das noch nicht allgemein bekannt ist. Allerdings hat das seinen Preis.«
    »Und was ist das? Etwa der Name des Mörders? Das wäre in der Tat eine Neuigkeit.« Mit gewichtiger Miene setze ich mich aufrecht hin. »Aber damit kannst du mich momentan nicht ködern. Ganz im Gegenteil: Es wäre für meinen Roman fatal, schon jetzt den Mörder aufzudecken. Nein, ich werde mit der traditionellen Machart eines Krimis nicht brechen. Diesen Knalleffekt spare ich mir für die letzte der zweihundertfünfundachtzig Seiten auf. Wenn ich das Geheimnis schon auf Seite neunundsechzig lüfte, wird mein Krimi von der Kritik verrissen, und kein Mensch kauft ihn mehr!«
    »Dann schreibe es eben so, dass du erst am Ende deiner zweihundertfünfundachtzig Seiten mit mir sprichst.«
    Dieser Gauner ist wirklich mit allen Wassern gewaschen, selbst auf literarischem Gebiet.
    »Das geht nicht«, versichere ich ihm, während ich insgeheim voll Anerkennung denke, dass das für ein anderes Genre durchaus eine gute Lösung wäre. »
Jeder
intelligente Detektiv würde in solch einem Fall als Allererstes den Bruder des Ermordeten aufsuchen, zumal er nicht nur sein Zwillingsbruder ist, sondern auch selbst hätte ermordet werden sollen. Samuel Esparta darf die Gesetze seines ehrbaren Metiers nicht missachten. Und er will seine Karriere, kaum hat sie begonnen, auch nicht gleich wieder beenden.« Neugierig sehe ich ihn an. »Aber sag, wolltest du mir tatsächlich den Namen des Mörders verkaufen?«
    Ich halte den Atem an, während ich auf seine Antwort warte.
    »Nein, natürlich nicht«, seufzt Eladio Altube resigniert, dem offenbar klar geworden ist, dass er so nichts bei mir erreicht. Plötzlich leuchten seine Äuglein jedoch wieder auf. »Aber es gibt noch etwas anderes, das niemand außer mir weiß – und das dich genauso viel kostet.«
    »Du meinst, fifty-fifty?«
    Mit einem durchtriebenen Grinsen nickt Eladio Altube, sodass Samuel Esparta sich kurz vorkommt wie auf einem Viehmarkt. Doch ich gebe mich noch nicht geschlagen.
    »Es kann aber sein, dass ich das Buch nie fertig schreibe, dass niemand es verlegen will – oder dass sich nicht ein einziges Exemplar davon verkauft.«
    »Für diesen Fall setzen wir in unseren Vertrag die Klausel ein, dass du mich dann aus eigener Tasche bezahlst.«
    »Du willst ein Ausfallshonorar?!«, rufe ich aufbrausend. »Ist dir klar, dass du gerade versuchst, Kapital aus dem Andenken deines toten Bruders zu schlagen?!«
    Wortlos nimmt Eladio den Korb und geht damit zum Regal, wo er sich dranmacht, mit sicherer Hand Ei für Ei in eine mit Sägespänen gepolsterte Schachtel zu legen. Ein halbes Dutzend Schachteln sind schon gefüllt. Erst als der Korb leer ist, dreht er sich wieder zu mir um. Er hat Zeit zum Nachdenken gebraucht. Verständlich. Seine Augen schimmern feucht – oder täusche ich mich da?
    »Sie werden jeden Moment da sein«, sagt er leise.
    »Wer?«
    Kaum ausgesprochen, ist mir auch schon klar, dass meine Frage dumm war, sicher geht es darum, dass jemand gleich die Eier abholt. Schweigend lehne ich mich zurück, um ihn erst mal seine Sachen regeln zu lassen; wahrscheinlich hat mich seine plötzliche Gefühlsregung milde gestimmt.
    Kurioserweise kommt er jedoch auf das neue Detail für meine Nachforschungen zurück, das er mir eben noch verkaufen wollte und mir offenbar nun gratis verrät.
    »Er lauerte mir noch ein zweites Mal auf. Nachts am Strand, nur ein paar Meter von Apraiz’ Felsen entfernt. Mit einem Stock versuchte er mich niederzuknüppeln, ich hab’s gerade noch rechtzeitig gemerkt, worauf er in der Dunkelheitsofort das Weite suchte. Er wollte mich garantiert wieder an den Eisenring ketten.«
    Ich sehe ihn durchdringend an, seiner Miene nach zu schließen, scheint er

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