Nur eine Liebe
sich mir vor Tränen zu.
Sie sagte nichts.
»Und du weißt doch von den Explosionen, oder?« Wenn ich die Augen schloss, konnte ich immer noch das Feuer sehen, den Rauch. Ich konnte noch immer Gerals Gewicht in meinen Armen spüren. »Sie sagen mir, dass ich aufhören soll.«
»Woher wissen sie, was du tust?«, fragte sie.
»Keine Ahnung.« Ich wünschte, ich könnte ihr von den Büchern erzählen, von dem Schlüssel, den Forschungsarbeiten – alles. Ich könnte ihr von dem Streit zwischen Sam und mir erzählen und dass er gefragt hatte, ob ich gehen wolle – aber nicht jetzt. Nicht, wenn sie so weit entfernt war. »Ich wünschte, du wärst hier«, flüsterte ich in den SAK.
»Ich auch.« Sie zögerte. »Du wirst doch nicht aufgeben, oder?«
»Nein.« Ich biss die Zähne zusammen. »Sie können mir sagen, dass ich aufhören soll, aber ich werde es nicht tun. Ich gebe nicht auf.«
»Gut.« Sie seufzte, und ein Moment verstrich. »Ich bin scharf zum Purpurrosenhaus geritten. Die Straße war verschneit, aber in Ordnung. Eine Drohne wird durchkommen, wenn es schlimm wird.«
»Also wirst du bald zu Hause sein?«
»Ja, in ein paar Tagen. Aber dieses Pferd wird mich hassen.« Im Hintergrund schepperte etwas. »Ich habe meine Leute angerufen. Ich habe mit Lidea und Moriah gesprochen, und sie waren mit ihren Gruppen in Kontakt. Jeder erfüllt seine Aufgabe. Mach du dich einfach bereit für deine Aufgabe, und mach dir um uns keine Sorgen.«
»Solange Cris und Stef verschwunden sind, ist das nicht leicht.« Nach Explosionen, zerstörten Salons und Einbrüchen in Kinderzimmern konnte alles passiert sein.
»Ich werde sie anrufen. Es ist gut, Ana. Ich bin mir sicher, dass sie bald auftauchen werden.« Doch sie klang nicht überzeugt. »Ich wette, Sam könnte jetzt deine Gesellschaft gebrauchen. Geh zu ihm, und ich melde mich bald wieder. Hab dich lieb.«
Der SAK klickte, und sie war fort. Nur für den Fall versuchte ich es noch einmal bei Stef und Cris. Sie gingen nicht dran, also hinterließ ich Nachrichten. Dann machte ich ein weiteres Tablett mit Essen für Sam fertig und hoffte, dass er die Suppe aufgegessen hatte, hoffte, dass er aufgestanden war, um zu baden.
War er nicht. Er unterbrach seine intensive Studie des Fußbodens nicht. Als ich sein Essenstablett ersetzte, war sein Blick unverändert finster.
Voller Grauen und Sorge tat ich das Einzige, was mir einfiel, das ihn vielleicht aus seinem Elend herausreißen würde. Ich setzte mich an die hohe Harfe und positionierte meine Hände so, wie er es mir vor einigen Monaten gezeigt hatte – die rechte Hand nah, die linke weiter entfernt –, und zupfte die erste Saite, die meine Finger fanden, dann die nächste.
Auf dem Bett, das Gesicht der anderen Wand zugewandt, richtete Sam sich auf. Er legte den Kopf schief.
Ich spielte eine weitere Saite und noch eine. Lange, leise Klänge erfüllten das Schlafzimmer wie sanfter Schnee. Die Harfe war leicht verstimmt, aber ich wusste nicht, wie ich es ändern sollte. Ich hatte sie noch nicht oft gespielt, obwohl die Saiten an meinen Fingerspitzen, das gebogene Holz an meiner Schulter sich wohlbekannt anfühlten.
Meine Finger verfielen in vertraute Muster aus Sams kurzen Lektionen. Ich spielte eine einfache Melodie und erinnerte mich verspätet daran, wie man die Pedale bediente, um die Tonart zu ändern. Man konnte mein Spiel nicht gut nennen, aber nach einer Weile hörte ich, wie Besteck auf Keramik klirrte, ein Becher auf dem Nachttisch abgestellt wurde. Einige Minuten später wurde die Dusche aufgedreht.
Er kam wieder ins Zimmer – im Hintergrund lief immer noch Wasser –, während ich mich durch eine Serie von Tönen fummelte, an die ich mich nicht erinnern konnte; ich war es gewohnt, Noten vor mir zu haben.
»Hier.« Er nahm meine Hand und legte sie auf die richtige Saite. »Das Arpeggio fängt hier an.« Seine Finger fielen von meinen herab, Haut berührte Haut.
Ich nickte und spielte weiter und sah zu, während er Kleider aus dem Schrank und den Schubladen nahm und dann ins Bad ging. Dampf quoll unter der Tür hervor, die er angelehnt gelassen hatte.
Meine Musik drang durch das Haus, selbst als meine Fingerspitzen zu schmerzen begannen und ich den Überblick verlor, welche Saiten welche waren. Doch ich brauchte die Musik auch.
Die Dusche verstummte, und einige Minuten später erschien Sam in sauberen Kleidern und rieb sich das feuchte Haar mit einem Handtuch. Er setzte sich auf das Bett neben mich,
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