Nur eine Liebe
Ich erkannte auch das Hemd; ich hatte ihm an einem Markttag im Sommer geholfen, es auszusuchen. Für einen Moment dachte ich, sie müsse es aufgenommen haben, während ich im Tempel gefangen gewesen war. Überraschend, dass er es ihr erlaubt hatte, denn er hasste es, fotografiert zu werden. Aber sein Kopf war gedreht, und ein Arm war ausgestreckt. Er hielt eine kleinere Hand. Meine. Meine Hand – der einzige Teil von mir auf dem Bild.
Ich trat weg.
Ich erwartete fast, dass Stef im Flur erscheinen und wissen wollte, was ich hier tat, aber das Haus blieb still. Ich fühlte mich verwirrt, verraten und voller Eifersucht und verließ den Raum.
Ich hatte gewusst, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten. Ich hatte sogar Fotos aus früheren Leben gesehen, auf denen er jemanden küsste. Es machte mir zu schaffen, aber manchmal konnte ich mir vorstellen, dass diese Sams nicht mein Sam waren. Diese Sams waren älter gewesen, gelegentlich weiblich, manchmal übergewichtig oder zu mager. In allen konnte ich Teile von meinem Sam finden, aber ich konnte mich selbst betrügen, wenn es wehtat.
Sie liebte ihn. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum irgendjemand ihn nicht lieben sollte. Es war die Intensität ihrer Gefühle, die ich nicht erwartet hatte.
»Wie verletzt muss jemand sein, um etwas Verzweifeltes zu tun?«, flüsterte ich, dann wurde mir übel. Stef würde Sam niemals so verletzen. Sie mochte ihn gegen mich aufbringen, versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass unsere Beziehung unschicklich war. Aber sie würde niemals das zerstören, was Sam am meisten liebte. Niemals.
»Es tut mir leid«, sagte ich, obwohl sie nicht hier war, um es zu hören. Es war ein schäbiger, eifersüchtiger Gedanke gewesen, und ich rieb mir das Gesicht, als könne ich ihn wegwischen.
Zeit, nach Hause zu gehen. Ich verließ das Haus und sah, dass das Sonnenlicht schwächer geworden war, während graue Wolken den Himmel bedeckten und neuen Schnee ankündigten.
Ich zitterte in der winterlichen Kälte, als ich wieder die Tür zu Sams Haus öffnete. Der Salon war immer noch verwüstet, und oben war alles ruhig. Hoffentlich schlief er.
Während ich gegen Tränen ankämpfte, fand ich eine große Tonne und warf weitere Teile von Sams Instrumenten hinein, die nicht mehr zu gebrauchen waren. Wenn die Tonne schwer wurde, trug ich sie nach draußen und kippte sie über dem Rest aus.
Als ich es nicht mehr ertragen konnte, ging ich nach oben, um zu duschen und etwas anzuziehen, das nicht mit Schweiß und Dreck und zersplitterten Erinnerungen an zerstörte Instrumente bedeckt war. Draußen fiel der Schnee schwer und weiß und nass.
Es war fast Abend, als ich Stefs SAK anrief. Keine Antwort. Auch nichts von Cris. Wo konnten sie nur sein? Sorge nagte weiter an mir; ich versuchte es bei Sarit.
»Hallo, Ana.«
»Gott sei Dank.« Ich sank auf das Sofa, Erleichterung durchströmte mich. »Du bist da.«
»Ja, und ich friere mir den Arsch ab. Cris hat gestern Morgen nicht aufgemacht, und im Gewächshaus waren nicht genug blaue Rosen. Ich bin auf dem Weg zum Purpurrosenhaus, um zu schauen, ob ich welche von dort bekommen kann. Du schuldest mir was. Mindestens hundert Konzerte. Schreib ein Lied für mich, wenn du schon mal dabei bist, Grille.«
Ich schüttelte den Kopf, obwohl sie mich nicht sehen konnte. »Bei diesem Schnee sind sie wahrscheinlich längst hinüber. Komm einfach nach Hause.« Sie mochte meine beste Freundin sein, aber sie war auch verrückt.
»Auf keinen Fall. Ich hole diese Rosen für dich. Ich werde sie mit meinem sonnigen Gemüt am Leben erhalten.«
»Du bist wahnsinnig.« Ich starrte auf das Wrack von einem Salon und versuchte, richtig zu atmen. »Aber ich bin froh, dass ich dich erreichen kann. Stef und Cris gehen nicht ran. Sie sind nicht zu Hause.«
»Cris ist immer noch nicht da?« Sie klang besorgt.
»Sein Garten ist völlig verschneit. Und als Sam und ich zurückgekommen sind …« Meine Stimme brach. Ich nahm einen neuen Anlauf. »Sarit, jemand hat die Instrumente zerstört. Alle.«
»Oh.« Ihre Stimme wurde leiser, tiefer. »Oh, Ana. Deine Flöte auch?«
»Nein.« Ich holte zittrig Luft. »Sie war in der Werkstatt. Lorin hat versehentlich eine Feder ausgehängt, und Sam wollte mir zeigen, wie ich es reparieren kann.«
»Aber alles im Salon …«
Ich betrachtete ein Stück Stahl, das ich nicht hatte aufheben können. »Sogar der Flügel. Vor allem der Flügel.« Die Worte erstickten mich, und die Kehle schnürte
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