Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
Vom Netzwerk:
Zwillingsberge gegen Sternenlicht, und dazwischen eine Menge Bäume. Trockene Blätter raschelten im Wind, und ich entspannte mich. Echter Wind an einem seltsamen Ort. Ich kannte die Geräusche dieses Gebäudes nicht, wie ich die des Purpurrosenhauses kannte. Ich war nicht mit der speziellen Art vertraut, wie der Wind um die eiserne Nordostecke strich, oder welche Bäume stöhnten. Ich kannte ihre Stimmen nicht. Das Geräusch blieb, aber die Zweige, schon halb in herbstlichem Gewand, regten sich nicht mehr.
    Als Sam die nächste Lampe einschaltete, fiel ein viereckiger Lichtfleck durch mein Fenster auf das Gras. »Was ist los?« Er blieb am Fußende des Bettes stehen und gähnte.
    »Sie beobachten uns.« Ich nahm die Taschenlampe vom Nachttisch, drehte ein paarmal kurz am Griff und richtete den Lichtstrahl auf den Wald.
    Schatten huschten heulend und wimmernd davon, aber sie kamen nicht näher, sondern blieben an der Baumgrenze.
    »Sie beobachten uns?« Sam berührte mich an der Schulter und spähte hinter mir durchs Fenster. »Wie viele sind es?«
    »Eine Menge.« Ich schloss das Fenster und zog die Jalousie herunter. In dem eisernen Gebäude waren wir wahrscheinlich sicher. Wahrscheinlich. »Denkst du, da draußen sind auch die Sylphen, die mich an meinem Geburtstag angegriffen haben?«
    »Keine Ahnung.« Sam machte das Licht aus. »Wenn es dieselben sind, warum benehmen sie sich dann jetzt anders?«
    Rätsel über Rätsel.
    Die Sylphen verschwanden nicht, weder in dieser Nacht noch in der nächsten oder übernächsten. Sie kamen nicht näher, bedrohten uns nicht oder griffen an, doch sie waren immer da. Und beobachteten uns.
    Im Laufe der nächsten Wochen wurde mir klar, warum Menehem achtzehn Jahre gebraucht hatte, um die Ergebnisse des ersten Tempeldunkels zu wiederholen und zu vervollkommnen.
    Der Prozess der Herstellung und Verteilung des Giftes war kompliziert. Sam und ich sahen uns Video um Video an, in denen Menehem der Kamera verschiedene Theorien und Tests erklärte. Die vielen Hundert Kombinationen verschwammen ineinander, bis eine schließlich die Reaktion zeigte, nach der Menehem gesucht hatte.
    Sam und ich saßen zusammen aufs Sofa gekuschelt, sein Arm um meine Schultern. Ich balancierte ein Notizbuch auf den Knien, sodass ich spontane Gedanken aufschreiben konnte. Der Bildschirm, den Menehem in einer Wand verborgen hatte, zeigte einen Sommertag, an dem mein Vater im Garten mit Dosen von Aerosol-Gift zugange war, das er mithilfe einer Maschine hinten im Labor geschaffen hatte.
    »Aerosol«, erklärte er der Kamera zum hundertsten Mal, »hat sich als die effektivste Verabreichungsform erwiesen. Dadurch befinden sich die Hormone in einem festen Zustand und können gleichzeitig im Raum schweben. Sylphen sind sowohl körperlich als auch körperlos und damit selbst beinahe ein Paradox. Sie mit einer Substanz zu bekämpfen, die sich wie sie verhält, scheint am logischsten zu sein. Das Problem bestand darin, genau die richtige Menge von jedem Hormon und den richtigen Zeitpunkt für die Verabreichung zu finden, aber ich glaube, dass ich endlich eine Kombination gefunden habe, die funktionieren wird. Begonnen habe ich mit …«
    Er sprach noch eine Weile weiter, wiederholte viele Dinge, die er bereits gesagt hatte. Dann schlenderte er zu einem großen Lautsprecher neben dem Gebäude und legte einen Schalter um. Es knisterte, Musik setzte ein, und eine bewegende Klaviersonate floss über die kleine Wiese und zu dem nahen Bach. Musik strömte zu den Bergen hinüber und erfüllte das ganze Gebiet mit Melodie.
    Wie auf fast jedem anderen Video erschienen Sylphen in der Ferne.
    Schatten glitten auf den Lautsprecher zu und zuckten wie Flammen. Dunkle Ranken schossen aus ihnen heraus wie Hände, die nach dem Himmel griffen. Unter den vertrauten Klängen von Sams Klavierspiel erhoben sich die Sylphenstimmen, um mitzusingen.
    Ich sah Sam an. »Ist das nicht unheimlich? Dass sie Musik so mögen?« Menehem schien ihre Reaktion auf Musik genau wie ich durch Zufall herausgefunden zu haben. Dann hatte er angefangen, sie als Lockmittel einzusetzen.
    »Vielleicht. Bei Sylphen weiß man das nie so genau.«
    Möglicherweise dachten sie, dass Menehem eine der ihren gefangen hatte. Hätten sie sich Sorgen gemacht, wenn Menehem eine Sylphe in die Falle gelockt hätte?
    Auf dem Bildschirm schwebten Sylphen durch den Garten und ignorierten die kleinen Dosen, die überall platziert waren. Als fast ein Dutzend Sylphen die Sonate

Weitere Kostenlose Bücher