Nur eine Liebe
seine Jungen, bis sie alt genug sind, so wie Adler. Einhörner leben in Herden. Sie sind alle nicht menschlich, aber sie scheinen mehr zu sein.« Er musterte mich mit diesen dunklen Augen. »Du versuchst, Sylphen zu verstehen.«
»Du etwa nicht?« Ich schaute aus dem Fenster, wo Reihen von Sylphen noch immer das Gebäude bewachten. »Wir wissen so viel über alles andere rund um das Reich, aber nichts über Sylphen. Wir sehen sie manchmal in Schwärmen oder allein, aber wir wissen nicht, ob sie bei derselben Gruppe bleiben oder sich einfach anderen Sylphen anschließen, denen sie begegnen. Wir wissen nicht, ob sie fressen, wie sie denken, ob sie sich vermehren. Ist ihre Zahl begrenzt? Wir sind nicht in der Lage gewesen, sie zu töten, aber was ist mit anderen Geschöpfen? Kentauren sind intelligent. Können sie Sylphen töten?«
Sam starrte mich nur an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. »Keine Ahnung. Sylphen findet man überall auf der Welt, sie beschränken sich nicht nur auf eine Region wie wir oder Drachen oder Kentauren oder Trolle.«
»Es gibt auch überall auf der Welt Bären und Fliegen, aber Sylphen sind nicht wie Bären oder Fliegen.«
»Nein«, stimmte er zu. »Sie sind völlig anders.«
»Aber wie ? Bitte sag mir, dass du zumindest die Fragen verstehst, die ich stelle, auch wenn du die Antworten nicht kennst.«
»Natürlich.« Sam runzelte die Stirn und zog die Brauen zusammen, sodass sich die Denkerfalte bildete. »Warum sollte ich deine Fragen nicht verstehen?«
Ein schmerzhafter Stich traf mich in der Brust. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass er es manchmal nicht tat. Doch es war in Ordnung. Die meisten Leute konnten sich nicht an den Tempel oder an Janan erinnern oder verstehen, warum ich so viele Fragen stellte. Sanft sagte ich: »Was ist in dem Tempel, Sam?«
»Nichts. Er ist leer.«
»Woher weißt du das? Warst du drinnen?«
Er schüttelte den Kopf und wirkte verwirrt. »Er hat keine Tür.«
Meine Finger strichen über den silbernen Gegenstand, den ich Meuric während meines Ausflugs in den Tempel abgenommen hatte. Es war zu gefährlich, das Türgerät zurückzulassen. Türen konnten erschaffen werden, und der Tempel war nicht leer – nicht völlig. Ich hatte Meuric erstochen und ihn dort gelassen, und ich hatte einen Stapel Bücher aus dem Tempel mitgenommen; es gab dort noch viele weitere. Sam folgte der Bewegung meiner Hand. »Was ist das?«
»Ein Schlüssel, glaube ich.« Ich winkte seine nächste Frage ab. Wir hatten dieses Gespräch bereits einige Male geführt. Er konnte sich einfach nicht erinnern. »Und in dem Leben vor diesem bist du nach Norden gegangen?«
»Ja. Da waren Drachen.«
Ein Schaudern durchlief ihn.
Ich wünschte, ich hätte nicht davon angefangen.
»Aber du hast gesagt, dass du vor den Drachen auf eine riesige weiße Mauer gestoßen seist.«
Langsam nickte er. »Da war überall Schnee. Die Mauer war verwittert. Sie kam mir vertraut vor, aber gleichzeitig auch fremd.« Er riss sich aus seinen Gedanken und sah mich an. »Wir haben über Sylphen gesprochen.«
Nein, wir haben darüber gesprochen, warum er meine Fragen vielleicht nicht verstand.
Und nach allem, was ich über Reinkarnation wusste, welche Wesenheit für sie verantwortlich war, hatte ich eine ziemlich gute Vermutung, warum Sam – und alle anderen – mit gewissen Themen zu kämpfen hatten.
Janan wollte nicht, dass sie es wussten.
Janan wollte nicht, dass sie Fragen stellten.
Janan hütete in diesem Tempel, in diesen Büchern, ein großes Geheimnis, und irgendwie waren die Sylphen damit verbunden.
Ich brauchte nur herauszufinden, was es war – und es gegen ihn zu verwenden.
KAPITEL 5
Worte
Nach mehr Recherchen und Zusammenführen von Notizen, als ich ertragen konnte, sank ich auf das klapprige Bett, um meinen SAK zu prüfen. Er hatte sich den ganzen Morgen über mit Nachrichten gemeldet; sie kamen von Sarit, die mich bat, sie anzurufen.
Ich wechselte in die Kommunikationsfunktion.
»Ana!« Sarits Stimme quiekte vor Freude. »Was hast du den ganzen Tag gemacht? Ich habe gewartet und gewartet.«
Ich kicherte. Sarit war unglaublich. Keine andere Altseele würde sich über das Warten beklagen. Alle anderen, Sam eingeschlossen, waren lächerlich geduldig. »Du kennst doch Sam. Bei ihm gibt es immer nur noch mehr Arbeit.«
Sam schaute vom Sofa auf, wo er in sein Tagebuch schrieb. Es war süß, wie er so verwirrt darüber aussah, warum er die Schuld an irgendetwas
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