Nur eine Liebe
von Sylphen fernhalten sollte.
Das war auch mein Plan. Meine Freunde würden bald auf dem Pfad zur Stadt sein, und dann würden Sam und ich ihnen folgen. Ich würde den SAK hierlassen, damit die Sylphen weiter abgelenkt blieben, aber der Rat würde ihn sicher ersetzen. Doch welche Erklärung würde ich ihnen bieten? Sollte ich es als Unfall darstellen? Stef und die anderen hatten gesehen, wie ich gezielt meinen SAK hervorgezogen hatte.
Während meine Freunde flohen, kreiselten die Sylphen um das Gerät, als würden sie tanzen. Ihr Stöhnen drang über den ergrauenden Strand, und dann traf einer ihrer Rufe gleichzeitig mit der Nokturne einen hohen Ton. Die Kakofonie zerbrach, es war ein Gefühl, als betrete man einen überfüllten Raum – und plötzlich verstand man einzelne Stimmen und Worte. Ein klagendes Heulen wurde zu der Melodie, während eine andere die Gegenmelodie sang. Sie alle wählten verschiedene Stimmen, als wären sie Mitglieder von einem von Sams Orchestern.
Neben dem Pfad drehte Stef – die Letzte, die floh – sich mit offenem Mund um. Ich bedeutete ihr, sich zu beeilen, und sie wandte sich wieder dem Pfad zu.
Die Nokturne kreiselte über den Strand, über das Rauschen von Wellen und das Rascheln von Kiefernzweigen. Sie war wunderschön, und sie alle sangen. Ein Teil von mir wollte sich in dem bewegenden Klang verlieren, aber ich wusste es besser.
Die Nokturne endete.
Sylphen flatterten um den SAK und warteten. Eine schattenhafte Ranke schwebte über dem kleinen Gerät, doch nichts geschah.
Ich warf einen Blick über die Schulter. Stef und die anderen waren immer noch zwischen den Bäumen zu sehen, und falls jemand von der Wachstation kam, so konnte ich ihn nicht hören.
Sam und ich waren dem Pfad vom Strand noch nicht nah genug. Nicht dass wir wie von Zauberhand sicher wären, wenn wir ihn erreichten. Sylphen konnten zwischen Bäumen fliegen und uns im Handumdrehen erwischen.
Ich warf Sam einen flehenden Blick zu und drängte ihn stumm zu bleiben, wo er war, während ich zurück zu den Sylphen und meinem SAK ging. Er nickte und behielt mich mit einem intensiven Beschützerdrang im Blick. Aber er würde mich das tun lassen, was ich tun musste. Das tat er immer. Und ich brauchte nur den SAK so zu programmieren, dass er genug Musik spielte, um uns Zeit zu geben, zurück nach Heart zu kommen.
Sylphen pfiffen und stöhnten und beobachteten mein Kommen, als könnte ich sie angreifen. Mein Blut dröhnte mir in den Ohren, während die Sonne hinter Berggipfeln versank. Goldene Lichtstrahlen strömten über den Strand, und das dämmerungsgraue Wasser und die Sylphen wurden dunkler. Größer. Sie summten, als sie das Knirschen meiner Stiefel auf dem Sand hörten.
»Weicht zurück«, flüsterte ich und streckte ihnen die Handflächen entgegen, als könnte ich sie einfach wegschieben. »Weicht zurück.«
Eine Reihe tintendunkler Schatten wich bebend von dem SAK zurück und hielt einen gleichmäßigen Abstand zu mir. Sam stieß einen überraschten Laut aus.
Zitternd trotz der Hitze, die von den Wesen ausging, bückte ich mich und griff nach dem SAK. »Bleibt zurück«, murmelte ich, während ich auf den SAK eintippte und alle Stücke von Sam anwählte. Typischerweise verdiente er durch den Verkauf von Musikaufnahmen genug, um davon leben zu können, aber als seine Schülerin – und anderes – war ich in der Lage, Zugang zu all seinen Stücken zu haben. Ich war schon früher dankbar dafür gewesen. Jetzt würde seine Musik Leben retten.
Die Eröffnungsakkorde von Sams Phönix-Symphonie drangen aus den Lautsprechern. Ich legte das Gerät wieder in den Sand. Die Sylphen kamen gemeinsam Stück für Stück näher und blieben stehen, als ich die Hände hob.
Ein schwaches, panisches Lachen entfuhr mir. Ich hob die Hände ? Dieselben Hände, die eine Sylphe vor weniger als einem Jahr verbrannt hatte? Manchmal erstaunte meine Idiotie selbst mich.
Wie zuvor begannen die Sylphen zu tanzen, zuckten wie dunkle Flammen. Sie wanden sich schlangenförmig umeinander und rückten näher an den SAK heran, während ich mich gemessenen Schrittes entfernte.
Schon bald griff eine von ihnen die Melodie auf, sang die Töne direkt hinter dem Klavier, den Violinen und den Flöten. Nah. So nah.
Sam streckte die Hand nach mir aus, als ich zurückschaute. Ich bewegte mich so schnell, wie ich es wagte. Mein Herz raste, meine Hände zitterten, aber ich wollte den Sylphen nicht zeigen, dass ich mich fürchtete.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher