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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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meinst du nicht, das ist ein bisschen dumm, wenn man an all das denkt, was wirklich dringend repariert werden muss?«
    Armande schnaubte. »Vielleicht, doch ich bin derjenige, der sie jeden Tag vor Augen hat.«
    »Du brauchst deinen Stand nicht aufzubauen. Lass die Leute ihre eigenen Kuchen backen, wenn es so schwer ist, durchlöcherte Statuen anzusehen.«
    Armande legte seine Hand auf die Brust. »Du verurteilst noch mehr Leute dazu zu hungern. Oder zumindest verurteilst du sie zu einem schlechten Frühstück. Außerdem ist unsere Kunst ein Zeugnis für unsere Gesellschaft. Sie ist ein Symbol für unsere Leistungen, wie Sams Musik. Es ist etwas, worauf wir stolz sein können, und wir sollten es pflegen.«
    Ich dachte darüber nach, als wir in den Schatten von Fichten traten und einen weichen Pfad hinabgingen, der unter meinen Stiefeln fest klang. Wir hatten den dünnsten Teil des Kraters verlassen.
    Sam hielt einen niedrig hängenden Ast für mich fest, dann duckte er sich hinter mir darunter weg.
    »Danke.« Ich schaute zurück. Der Ast war so dick wie mein Arm. »Wenn du ihn nicht weggeschoben hättest, hätten wir beide die gleichen blauen Flecken auf der Stirn gehabt.«
    Er lachte. »Das ist nicht so romantisch wie die gleichen Hüte oder Gürtel.«
    »Und das ist überhaupt nicht romantisch. Hat das irgendjemand wirklich gemacht?«
    »Einige, ja. Vor ungefähr tausend Jahren.« Er verdrehte die Augen, aber sein Grinsen wurde breiter. »Ich glaube, ich war nie so froh, dass eine Mode vorbei war. Die Hüte wurden von Jahr zu Jahr schlimmer. Höher, größere Federn, lächerliche Formen. Es war schrecklich.«
    »Hast du jemals gleiche Hüte oder Gürtel getragen?«, fragte ich ungläubig.
    Er warf mir einen Blick zu, der sagte, dass ich mit der Frage meinen Atem verschwendet hatte. Natürlich hatte er es nicht. Er ging noch nicht einmal gerne zur Neuwidmung von Seelen.
    Mein Tonfall wurde spöttisch. »Ich hätte wissen sollen, dass ich dein Modegefühl nicht infrage stellen sollte.«
    Sam drückte mir mit einem schelmischen Lächeln die Hand. »Wenn du fragst, könnte ich wahrscheinlich gleiche Hüte für uns finden.«
    »Du machst Witze.«
    Weitere zehn Minuten und wir erreichten den Strand, nichts als Sand und schaumiges, graues Wasser, an drei Seiten von Tannen verschleiert. Gewaltige, schneebedeckte Berge standen wie Mauern am Horizont, vom Wetter blau und grau beschattet. Anders als die Stadtmauern gaben mir diese Mauern ein Gefühl der Sicherheit. Das Gefühl, beschützt zu sein.
    »Der Strand sieht heute größer aus«, bemerkte Sam, als wir den schmalen Pfad verließen, den einzigen Zugang zum Strand.
    Orrin schaute nach Süden und runzelte die Stirn. »Das stimmt. Der Wasserstand ist niedriger.«
    »Was bedeutet das?«, fragte ich.
    »Wahrscheinlich gar nichts.« Orrin und Whit tauschten einen Blick, und Orrin zuckte die Achseln. »Wir hatten eine Menge kleiner Erdbeben. Man spürt sie nicht, und Erdbebenschwärme haben nicht zwangsläufig etwas zu bedeuten. Sie gehören einfach zum Leben auf dem Krater dazu.«
    Das wusste ich. »Aber würde ein kleines Beben den Wasserstand des Sees verändern?«
    »Vielleicht.« Er blickte zum Wasser, und wahrscheinlich wünschte er, dass Rahel – die Seele, die dafür verantwortlich gewesen war, diese Dinge zu überwachen – noch am Leben wäre. »Am Grund des Sees könnte sich ein Riss aufgetan haben. Die Erdkruste ist hier sehr dünn. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns deswegen keine Sorgen machen müssen.«
    »Wenn du das sagst.« Die Menschen nutzten den See zur Versorgung mit Wasser und Fisch, wenn also der Wasserstand fiel, würde sich das auf das Leben in Heart auswirken. Aber ich wollte an einem so schönen Tag nicht streiten. Als die Gruppe in der Mitte des Strandes haltmachte, half ich Sam, eine Decke auszubreiten, dann hockte ich mich neben den Picknickkorb. Armande hatte bestimmt Brötchen mit Honigglasur eingepackt.
    »Mach dir keine Sorgen wegen des Kraters«, sagte Orrin, der sich neben mich kniete. »Whit und ich übernehmen einen Teil von Rahels Arbeit. Wenn es dich interessiert, kannst du gern einmal kommen, wenn du Zeit hast.«
    »Danke. Das werde ich vielleicht tun.«
    Er lächelte und spähte in den Korb. »Hast du Muffins gesehen?«
    Schon bald plauderten und lachten alle und lauschten auf die Wellen, die über den Sand glitten. Einige Kraniche und Reiher trotzten dem Tag, aber die meisten Wasservögel waren bereits nach Süden gezogen.

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