Nur eine Liebe
dem ersten Paar zuckender Schatten näherte. Die Sylphen bewegten sich nicht. Warum flohen sie nicht? Sie würden in der Falle sitzen. »Ana, die Sylphen hören offenbar auf dich. Du bist eine ganz besondere Seele.«
Ha!
Aber ich konnte diese Nacht im Purpurrosenhaus nicht vergessen oder die Art, wie sie vor Menehems Labor Wache gestanden hatten. Warum folgten sie mir überallhin?
Er fuhr fort: »Die Nachricht von diesem Vorfall wird sich verbreiten. Wenn du deine Gabe benutzt, um uns zu helfen, wird sich vielleicht die öffentliche Meinung über Neuseelen ändern.«
Oh. Er wollte, dass ich den Sylphen sagte, dass sie in die Eier schlüpfen sollten, obwohl – warum sollten sie das tun, nur weil ich es sagte? Aber egal, angeblich waren sie gar nicht in der Lage, Worte zu verstehen.
Sie waren angeblich auch nicht in der Lage, in das Reich zu gelangen. Diese Sylphen waren sehr schlau und sehr entschlossen gewesen, um hierherzukommen. Warum? Um mir wieder vorzusingen? Um Anid anzugreifen?
Doch sie hatten ihn nicht angegriffen. Sie hatten sich auf ihn zubewegt, ja, aber eine Gruppe von Erwachsenen stellte kein Hindernis dar, wenn die Sylphen ihn hätten töten wollen. Sie hätten uns alle töten können.
Aber sie hatten es nicht.
Sie hatten beschlossen, Menehem während seiner Experimente nicht zu töten.
»Ana?« Sam trat näher heran, obwohl Sylphen zwischen uns standen und er hin- und hergerissen wirkte. Sollte er die Sylphen riskieren, um mir beizustehen, oder bleiben, wo er war?
Neben den beiden ersten Sylphen drehten Deborl und Merton die Eier, um sie zu aktivieren, und binnen Sekunden würden beide Schatten hineingesaugt werden …
»Lauft!«, rief ich. »Fliegt davon. Geht!«
Obsidianschwarze Schatten kreischten und wogten in die Wälder, bewegten sich um die Menschen und die Eier, die sie fangen sollten, herum.
Leute brüllten, Sam eilte an meine Seite, und schon bald war ich von Deborl und seinen Wachleuten umstellt. Blaue Ziellichter blitzten über meinen Mantel: Die Wächter richteten Laser auf meine Brust.
»Was tut ihr da?« Sam trat vor mich hin und griff hinter sich, um mich zu berühren, um sich davon zu überzeugen, dass ich nicht tot war. »Ihr könnt sie nicht erschießen .«
Deborl machte ein Zeichen, und alle senkten die Waffen. Ziellichter erloschen flackernd. »Niemand erschießt hier irgendjemanden.«
Noch nicht.
»Ana«, wandte der Ratsherr sich an mich, »warum hast du den Sylphen gesagt, dass sie fliehen sollen?« Da war keine Furcht in seiner Stimme, nur berechnende Neugier.
Ich trat hinter Sam hervor. Ich brauchte keinen menschlichen Schutzschild. Was hätte ich getan, wenn er erschossen worden wäre? »Es war das Richtige.« Meine Stimme zitterte. Ich schluckte und versuchte es noch einmal. »Sie hatten niemandem etwas getan, und sie haben auf mich gehört. Ich weiß nicht, warum.«
»Also hast du dich auf ihre Seite gestellt?« Deborl legte den Kopf schräg.
»Ich habe mich nicht auf ihre Seite gestellt. Ich habe das Gleiche erreicht, was ihr vorhattet, aber ohne sie in Eiern zu fangen und ohne dass irgendjemand versehentlich verbrannt wurde. Sie werden jetzt verschwinden.« Hoffte ich jedenfalls.
»Hm. Vielleicht.« Deborl erinnerte mich an Meuric, den ehemaligen Sprecher des Rates, und den Jungen, den ich im Tempel getötet hatte. Sie waren beide klein und mager, körperlich jünger als ich und Janan treu ergeben – obwohl Deborls Treue von der Jahreszeit abhängig zu sein schien, der Phase des Mondes und wer immer gerade in Hörweite stand.
Ich hatte Meuric nicht vertraut, und ich vertraute auch Deborl nicht.
Ich stand so hoch aufgerichtet da, wie es nur ging, und versuchte, nicht in der Abendbrise und vor nachlassendem Adrenalin zu schaudern. »Wir werden jetzt gehen.« Meine Stimme zitterte.
»Also schön.« Deborl drehte sein Sylphenei, um es zu deaktivieren, dann drückte er mir den kalten Gegenstand in die Hand. »Versuche, bis zum Südbogen nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Und …«, sein Blick wanderte zu Sam, »ich erwarte, euch beide am Morgen im Ratssaal zu sehen. Zehnte Stunde.«
»Aber wir haben …« – Musikunterricht. Doch Sam berührte meine Hand und schüttelte den Kopf. »In Ordnung.« Ich wandte mich ab, um meinen SAK aufzuheben, der immer noch beharrlich den zweiten Satz der Phönix-Symphonie spielte. Sand knirschte, als Deborl, Merton und die Wächter den Pfad hinaufgingen.
»Geht es dir gut?« Sam berührte mich an der Schulter,
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