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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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balancierte den Becher auf meinem Knie und beobachtete eine Gruppe von Kindern, die auf dem Marktplatz Fangen spielten. Doch es waren keine richtigen Kinder. Es waren fünftausend Jahre alte Kinder, die die überschüssige Energie ihres Alters verbrannten. Würde ich wissen, wie das war, wieder ein Kind zu sein, sich aber an alles zu erinnern, woran ich mich jetzt erinnerte? Ich wollte diese Möglichkeit – sehnte mich danach –, und ich wollte Akzeptanz.
    »Keine Sorge, Ana.« Armande umarmte mich unbeholfen von der Seite; irgendwie wusste er, worüber ich nachdachte. Wenn ich so leicht zu durchschauen war, waren es meine Lügen im Saal des Rates bestimmt auch gewesen.
    »Sind Lidea und Anid gestern sicher nach Hause gekommen?«, fragte ich.
    Er nickte. »Dank dir. Wend ist natürlich bei ihr, und Stef hat ein paar Stunden gewartet, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Ich glaube, sie ist ziemlich vernarrt in Anid.« Armande grinste. Er war in diesem Leben Sams Vater, daher waren die äußeren Ähnlichkeiten zwischen ihnen verblüffend: dunkles Haar, das sie beide völlig zerzaust trugen, weit auseinanderstehende Augen und ein kräftiger Körperbau. Aber damit endete ihre Ähnlichkeit auch schon. Sam war still und anmutig; Armande war extrovertiert und … weniger anmutig.
    Es machte mir Spaß herauszufinden, welche Eigenschaften jede Generation geerbt hatte und welche Eigenschaften zur Gewohnheit geworden waren.
    »Wie ist es da drin gelaufen?« Er deutete mit dem Kinn auf das Rathaus.
    Ich nippte an meinem Kaffee. »Der Rat ist sauer auf mich.«
    »Der Rat ist immer sauer.«
    »Deborl denkt, ich könne Sylphen kontrollieren.«
    Armande schnaubte. »Das wäre so, als würde man behaupten, dass du Drachen kontrollieren kannst. Lächerlich.«
    Ich versuchte zu lächeln, aber ich konnte die Art nicht vergessen, wie die Sylphen reagiert hatten – auf meine Stimme, körperliche Gesten und auf meine Worte, als ich ihnen zugerufen hatte, dass sie fliehen sollten. Vielleicht waren sie geflohen, nur weil ich gerufen hatte.
    »Es ist bloß merkwürdig, dass es so viele waren. Abgesehen vom Tempeldunkel hatten wir seit Jahrhunderten keinen Angriff mehr in dieser Größenordnung.«
    Es war kein Angriff gewesen. Vielleicht. Niemand war verletzt worden – außer meinem Ruf –, galt es daher noch als einer? Rückblickend schien es so, als hätten die Sylphen uns nur ansehen wollen.
    Wir saßen schweigend da, während ich auf Sam wartete, und Armande sorgte dafür, dass niemand Steine warf. Sein Stand war nah genug, um ihn im Auge zu behalten, während er auch mich im Auge behielt. Ich hasste es, aber ich wollte wirklich nicht, dass das Mädchen gegenüber mich anbrüllte oder dass der Junge auf der Treppe des Rathauses mich beschimpfte, daher sagte ich nichts.
    »Ich mache mir Sorgen um Anid.« Ich stellte meinen Kaffee auf die Bank neben mich. »Darüber, wie er und andere Neuseelen aufwachsen werden. Der Rat wird nichts unternehmen.«
    Ich musste unwillkürlich wieder an mein erstes Gespräch mit den Ratsmitgliedern denken. Sam und ich hatten gerade Heart erreicht, und mir war das Betreten der Stadt verwehrt worden. Sie hatten darauf beharrt, dass das Keine-Ana-Gesetz seinen Grund darin habe, dass sie nicht sicher gewesen waren, ob die Stadt Neuseelen unterstützen könne. Wer würde uns zu essen geben und uns unterrichten? Aber es hatte nur mich gegeben.
    Jetzt waren es zwei.
    Schon bald konnte es mehr geben.
    »Ich rechne damit, dass auf beiden Seiten heftige Debatten geführt werden, nicht nur von denjenigen, die Angst vor Veränderungen haben. Viele Leute mögen dich und freuen sich darauf, weitere Neuseelen kennenzulernen.« Armande klopfte mir voller Zuneigung auf die Schulter. »Zumindest werden dir die nächsten Monate eine Vorstellung davon geben, wem du aus dem Weg gehen solltest.«
    Ich dachte nicht gern daran, dass ich dies tun musste, nicht nur für mich selbst, sondern für andere Neuseelen. »Wenn sie sich auf eine Vorgehensweise geeinigt haben, werden wir zumindest wissen, worauf wir achten müssen. Als würden sie zum Beispiel sagen, es sei legal, Steine nach uns zu werfen. Ich habe noch immer einen blauen Fleck vom letzten Mal.«
    Armande lachte nicht.
    »Ana!«
    Cris ragte aus der Menge, und seine Züge wirkten in dem vorwinterlichen Sonnenlicht scharf, als er auf uns zukam.
    Ich winkte.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Cris kennst«, bemerkte Armande leise, und in seiner Stimme schwang

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