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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Beängstigendste sei, das er sich vorstellen konnte. Wahrer Tod.
    Durch das Leben in Heart und die Erfahrung des Tempeldunkels verstand ich nun besser, wie Furcht einflößend dieser Gedanke war. Ich wusste noch immer nicht, was mit mir geschehen würde, wenn ich starb.
    Auch ich wollte nicht aufhören zu existieren.
    »Menschen werden in Mustern geboren. Für mich ist es so, dass ich gewöhnlich männlich bin und im Jahr der Lieder geboren werde. Nichts Besonderes. Aber andere haben so oft dieselbe Mutter oder denselben Vater, dass es unheimlich ist. Die meisten behalten ihre engen Freunde über Generationen.«
    Das wusste ich alles. Sam und Stef waren von Anfang an Freunde gewesen – über fünftausend Jahre hinweg –, und Whit und Orrin hatten praktisch die Bibliothek gemeinsam im ersten Jahr des Bindens errichtet.
    Sam sprach weiter. Feuerfarbene Blätter schwebten hinter ihm zu Boden. »Einige dieser besten Freunde und ewigen Eltern sind tot. Ich denke immer wieder, was wäre, wenn Stef eine von ihnen gewesen wäre? Oder Sarit oder Armande oder Sine? Sie sind schon seit Tausenden von Jahren meine Freunde.«
    Ich konnte es mir nicht vorstellen. Wollte es mir nicht vorstellen. Ich wollte einfach, dass er nicht mehr litt.
    Er ging wieder weiter, schnelle, abgehackte Schritte, als könnte er dem Schmerz davonlaufen. »Die Leute wollen Rache.« Seine Worte wurden beinahe von dem Wind, dem Rascheln der Tannen und dem Klopfen kahler Zweige übertönt. »Aber Menehem ist tot, zumindest für den Moment. Es gibt niemanden, den man bestrafen könnte.«
    Das Warten auf seine Rückkehr musste unbefriedigend sein. Ich war die nächste logische Wahl.
    »Der Rat will dein Zimmer nach allem durchsuchen, das Menehem dir hinterlassen haben könnte.«
    »Warum?« Ich drückte mein Notizbuch an die Brust, als wir in seinen Weg einbogen. Ein kühler Windhauch zupfte an der Rose in meiner Faust, und Blätter jagten über die Pflastersteine.
    »Sie haben Angst, dass Menehem dir Hinweise hinterlassen haben könnte, und sie haben Angst vor dem, was geschehen würde, wenn du wüsstest, wie man Janan in Schlaf versetzt.«
    »Obwohl ich ihnen gerade erklärt habe, dass das nicht möglich ist?« Vielleicht hatten sie meine Lügen doch durchschaut. Bei dem Gedanken wurde mir übel und schwindlig. »Wie dem auch sei, wie konnten sie denken, dass ich es riskieren würde, meine Freunde zu opfern? Oder dich?«
    Für einen Moment hoffte ich, dass er einen Witz darüber machen würde, dass er bestürzt sei, dass er nicht zu meinen Freunden zähle, aber er wandte nur das Gesicht dem Himmel zu und seufzte.
    »Du weißt, dass ich das niemals tun würde.« Der Wind nahm mir fast die Worte. Mit schmerzendem Herzen trat ich näher an Sam heran. »Du weißt, dass ich nicht wie Menehem bin. Ich will nicht, dass jemand verletzt wird. Ich würde niemals das tun, was er getan hat. Das weißt du doch, oder?«
    »Ich weiß.« Er starrte ins Leere, und Risse zeigten sich in seinem sonst so gelassenen Verhalten. Sie hatten etwas Abscheuliches in ihn gepflanzt, und es wuchs, trieb aus. »Ich glaube, sie stellen sich vor, was es bedeuten könnte, dass du nicht mehr die einzige Neuseele bist. Es war bisher nie möglich gewesen, mehr Neuseelen zu haben, aber wenn du wüsstest, wie man es macht …«
    »Ich würde dich niemals aufs Spiel setzen. Du weißt, wie ich empfinde.« Oder etwa nicht? Vielleicht wusste er es gar nicht, wenn ich es ihm nicht sagen konnte. »Und es scheint, dass alle anderen auch wissen, wie ich empfinde.« Wenn man bedachte, wie oft sie über unsere Beziehung tratschten.
    Ich nahm meine Sachen in die andere Hand und berührte ihn an der Schulter. Wir standen mitten auf dem Weg unter dem Gerippe eines der Obstbäume und einem Himmel voller Wolken. Hühner und Meerschweinchen raschelten in ihren Ställen, leise gackernd und quiekend, während sie darauf warteten, gefüttert zu werden.
    Die Welt bewegte sich um uns herum, während ich darauf wartete, dass er mich ansah. Während ich darauf wartete, dass er mir glaubte.
    »Du weißt, wie ich empfinde«, wiederholte ich, und mein Herz verkrampfte sich. »Aber vielleicht werden die Neuseelen, die jetzt geboren werden, wie Lideas Baby, nicht die gleichen Probleme haben wie ich.« Ich bremste mich, bevor ich hinzufügen konnte: »Die ich immer noch habe«, aber es war knapp. Er wusste es.
    »Bist du«, seine Worte klangen fast ängstlich, »froh, dass Neuseelen geboren werden? Dass du nicht die

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