Nur eine Liebe
Körper gegen seinen zu drücken.
Nur wir, die Instrumente des Salons und die frühmorgendliche Stille – es war leicht, sich vorzustellen, dass wir die einzigen Menschen waren. Keine Explosionen, keine Sylphen, kein Janan.
Meine Finger kamen auf seiner Stirn ans Ende ihrer Wanderung. Ich strich ihm das Haar zurück und küsste ihn. »Sam.« Ein Schauer überlief ihn, als ich seinen Namen sagte. »Wirst du bei mir in meinem Zimmer schlafen?«
Ein schelmisches Lächeln blitzte auf, und seine Hände glitten von meinen Hüften zu meinem Po und von dort zu meinen Oberschenkeln. »Das würde ich gerne.«
Meine Haut brannte unter seiner Berührung, selbst durch meine Kleider, und ich sehnte mich danach zu erforschen, wie er sich ohne die Stoffschichten zwischen uns anfühlen würde.
Bevor ich es vorschlagen konnte, zog er sich zurück. Er ließ die Hände auf die Knie fallen, und die Sehnsucht verschwand aus seinen Augen und verwandelte sich in Bedauern. »Aber ich sollte in meinem eigenen Bett schlafen.« Er sprach leise, doch das dämpfte den Schmerz seiner Worte nicht.
Ich stand da wie ein Idiot, fühlte mich in einer weiteren Zurückweisung gefangen, gefangen in der Erinnerung an meine Ankunft in Heart. Wir hatten einander in der Küche so nah gegenübergestanden, so angespannt, dass ich gedacht hatte, er würde mich küssen. Aber er hatte es nicht getan.
Er starrte auf seine Hände, als würde er sich an das gleiche Ereignis erinnern. »Ana.« Nur ein Hauch. »Ich möchte es, aber vielleicht sollten wir es nicht.«
»Warum?« Ich wusste, warum. Ich hatte vorhin gehört, warum.
»Ich …« Entschlossenheit stählte seine Stimme. »Es wäre nicht schicklich.«
Schicklich.
»Ich habe deinen Streit mit Stef gehört.« Meine Stimme zitterte von der Anstrengung, leise zu sprechen. »Am Abend der Maskerade, nachdem du verhaftet worden warst, hat Li ständig so was gesagt. Sie hat darauf bestanden, dass unsere Art zu tanzen unpassend gewesen sei. Dann hat es Deborl an jenem Tag draußen vor dem Tempel gesagt. Die Leute haben es auf dem Marktplatz gesagt. Hast du es auch von deinen Freunden gehört?«
»Jeder hat seine Meinung.«
»Und warum sollte uns das kümmern? Habe ich dir einen Grund gegeben zu glauben, dass es mich interessiert, ob andere Leute denken, unsere Beziehung sei unschicklich?«
»Ich bin froh, dass es dir egal ist, was sie denken.« Er schloss die Augen und sah mitgenommen aus, als hätte er lieber jedes andere Gespräch geführt als dieses. »Aber hast du mal überlegt, dass dies trotz deiner Gefühle vielleicht wirklich unpassend wäre?«
Mir klappte der Unterkiefer herunter.
»Stef hatte recht. Ich bin alt , Ana.« Er stand auf, ganz Feuer und Leidenschaft. »Es spielt keine Rolle, wie ich aussehe. Die Wahrheit ist, dass ich in anderen Leben so viele Dinge getan habe. Ich spreche nicht von der Komposition von Symphonien oder der Erforschung der Welt jenseits des Reiches. Ich meine intime Dinge, wenn zwei Menschen miteinander allein sind.«
Ich fühlte mich, als löste ich mich auf. Versuchte er, mir wehzutun?
»Ich hasse das.« Mein Herz pochte wie wild. Ich hatte ihm beim Schlafen nur nahe sein wollen, und plötzlich geriet alles außer Kontrolle, all meine unausgesprochenen Ängste und Unsicherheiten wurden ans Licht gezerrt. »Jedes Mal wenn du mich daran erinnerst, wie viel älter und erfahrener du bist – ich hasse das. Denkst du, ich wüsste das nicht?«
»Ich denke, es ist dir egal.«
»Das ist es nicht.« Ich war eine Lügnerin. Es war mir nicht egal. »Ich möchte, dass es – was auch immer – normal läuft. Wenn es passieren soll, dann soll es passieren.«
Sein Gesicht war versteinert. »Das ist das Problem. Normalerweise kennen beide Parteien alle Einzelheiten. Sie haben die Erfahrung, wenn auch vielleicht nicht miteinander. Diese Beziehung ist anders. Nichts daran ist normal. Wie soll ich wissen, wie weit ich bei dir gehen kann? Wie soll ich wissen, wann du bereit bist und wofür du bereit bist? Ich möchte ehrenhaft sein und das Richtige tun, aber ich weiß nicht, was das ist.«
»Du könntest mich entscheiden lassen.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Sollten in einer Beziehung nicht beide eine Stimme haben?«
Er veränderte seine Haltung, und zahllose Ausdrücke glitten über sein Gesicht, bevor es wieder so versteinerte wie zuvor. »Weißt du, wofür du dich entscheiden würdest?«
Erwischt. Ich guckte so finster, dass mir das Gesicht wehtat.
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