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Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit

Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit

Titel: Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Wilkins
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sich nicht ablenken. Wie müde und zerbrechlich sie in Trevors Büro ausgesehen hatte. Er arbeitete ein bisschen an den Plänen für die Kanzlei, aber seine Gedanken schweiften wieder ab. Annie bewunderte seine Tischlerarbeiten ehrlich. Als er später im Bett lag, dachte er an ihren Gesichtsausdruck, als sie von ihren Eltern gesprochen hatte.
    Irgendwie hatte Annie es geschafft, seinen Schutzwall zu durchbrechen. Zum ersten Mal seit über einem Jahr dachte er mehr an jemand anderen als an sich selbst. Die ganze Zeit war er derjenige gewesen, um den man sich gesorgt hatte, und jetzt machte er sich Sorgen um Annie.
    Es muss der verletzliche Eindruck sein, den sie erweckt, überlegte Trent und starrte in der Dunkelheit an die Zimmerdecke. Auch wenn Annie stärker war, als sie wirkte, hatte er dennoch das Bedürfnis, sie zu beschützen.
    Eigentlich war dieses Bedürfnis lächerlich. Er war kein Held mehr, konnte kaum für sich selbst sorgen, ganz zu schweigen von einer Frau. Was auch immer geschehen war, dass sie jetzt allein und mittellos war, er konnte nichts dagegen tun – selbst wenn sie ihn an sich heranließe, was ja nicht der Fall war.
    Früher hätte er Annie vermutlich als mögliche Eroberung betrachtet. Wenn er sich zu einer Frau hingezogen fühlte – so wie jetzt zu Annie –, hatte er nie lange überlegt. Ob die Frau mehr von ihm wollte als er von ihr, hatte ihn wenig gekümmert. Zwischen ihm und seinen Kameraden bei der Air Force hatte es stets eine Art Wettkampf um weibliche Aufmerksamkeit gegeben. Und vielen Frauen hatte es gefallen, in diesem Spiel als Trophäe zu dienen.
    In dieser Hinsicht war er nicht gerade stolz auf seine Vergangenheit, aber jene Zeiten waren lange vorbei – zusammen mit dem Fliegen, dem Reisen, den Partys. Vergangen war auch das Gefühl der Unbesiegbarkeit, die trügerische Gewissheit, für immer jung und stark zu sein. Er war buchstäblich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden und war jetzt an einem Ort, an dem alles, was er tat, beobachtet und diskutiert wurde.
    Selbst wenn er noch so wie früher gewesen wäre – was er nicht mehr war – und wenn Annie eines von jenen oberflächlichen Mädchen wäre – was sie nicht war – und selbst wenn sie an einem Flirt mit ihm interessiert wäre – was er bezweifelte –, wollte er sie nicht dem Klatsch der Leute aussetzen, den eine Affäre mit einem McBride unweigerlich auslösen würde. Trevor nannte es den Fluch der McBrides. Aus irgendeinem Grund sahen besonders die Bürgerinnen von Honoria in seiner Familie ein gefundenes Fressen für das Stadtgespräch. Annie legte viel Wert auf ihre Privatsphäre, sie würde sich damit nicht arrangieren können. Und er selbst hasste solchen Tratsch ebenfalls.
    Also war es vermutlich besser, nicht mehr mit Annie in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Keine Beinaheküsse mehr, nur die geschäftliche Verbindung, die sie bis jetzt mehr oder weniger aufrechterhalten hatten.
    Ja, das ist wirklich das Beste, sagte Trent sich und rückte sein Kissen zurecht. Er konnte nur hoffen, dass er sich auch daran hielt.

6. KAPITEL
    Am Sonntagmorgen fühlte Annie sich ungewohnt rastlos. Schließlich ging sie in das leere Zimmer, in dem Trent die Farbe gelagert hatte. Der Raum gäbe ein schönes Arbeitszimmer, dachte sie. Ein guter gebrauchter Schreibtisch und ein paar Bücherregale würden schon reichen.
    Unter Trents geschickten Händen verwandelte sich das Haus so schnell, dass Annie immer zuversichtlicher wurde, was die Verwirklichung ihrer Pläne betraf und dass hier der Ort sein könnte, wo sie sich wohl fühlte.
    Der Entschluss, nach Honoria zu ziehen, war spontan gewesen. Sie hatte nicht wirklich vorgehabt, hier zu bleiben, aber inzwischen konnte sie sich das durchaus vorstellen. Es ließ sich gut leben hier. Das Haus gehörte ihr, sie brauchte keine Miete zu zahlen und konnte ihr Einkommen anderweitig verwenden.
    Vielleicht würde sie eine Musikschule eröffnen, Bedarf schien es ja zu geben. Einen Reinigungsservice zu betreiben war auch nicht schlecht, aber sie zog in jedem Fall die Musik vor, und außerdem liebte sie es, mit Kindern zu arbeiten. Das andere leere Zimmer im Haus ließe sich gut zum Musikzimmer machen. Es hatte große Fenster und eine Verbindungstür zum Wohnzimmer. Aber natürlich würde es eine Weile dauern, ehe sie genug Geld für ein eigenes Klavier beisammen hatte.
    Wehmütig dachte Annie an den schönen Flügel, den sie im Haus ihrer Eltern zurückgelassen hatte.

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