Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
Vielleicht konnte sie vorerst einen mieten.
Annie blickte nachdenklich zwischen den grauen Wänden und den Farbtöpfen hin und her. Streichen dürfte eigentlich nicht so furchtbar schwierig sein. Und alles, was sie dazu brauchte, war hier. Trent hatte so viel zu tun – allein die Außenwände zu streichen, würde eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht sollte sie ihm helfen.
Sie zog sich ein verwaschenes T-Shirt und abgeschnittene Jeans an, die sie normalerweise bei der Gartenarbeit trug, und schlüpfte in Leinenschuhe. Dann deckte sie den Fußboden mit einer Plastikplane ab, die Trent besorgt hatte, und machte sich an die Arbeit.
Wenn Annies Auto nicht vor dem Haus geparkt gewesen wäre, hätte Trent gedacht, sie wäre weggefahren, weil es so lange dauerte, bis sie endlich an die Tür kam und öffnete.
Bei ihrem Anblick musste er dann lauthals lachen, so wie schon lange nicht mehr.
Annie sah urkomisch aus und gleichzeitig wundervoll.
Großzügige Farbkleckse bedeckten sie. Er erkannte die Farbe wieder – Pfirsichcreme. Erst vor wenigen Tagen hatte er sie gekauft. Allerdings war sie für die Wände gedacht gewesen, nicht für Annies Gesicht und ihre Kleidung.
Ihre Kleidung …
Sein Blick wanderte über ihr dünnes T-Shirt zu den Jeans, die man schon als Shorts bezeichnen konnte. Für eine so zierliche Frau mangelte es Annie gewiss nicht an Kurven. Und ihre Beine waren einfach fabelhaft, auch wenn sie voller Farbe waren.
Annie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, wo sein Blick nun hängen blieb. “Lach nicht. Ich streiche gerade.”
“Das sehe ich. Hast du auch noch Farbe für die Wände übrig gelassen?”
Annie sah amüsiert an sich hinunter. “Ich habe ein bisschen gekleckert, was?”
“Ja, das kann man so sagen.” Trent riss den Blick von ihr los und sah prüfend ins Haus.
“Es sieht nicht schlecht aus”, erklärte Annie verteidigend. “Ich war sehr vorsichtig.”
“Hey, es ist doch dein Haus. Du kannst darin gern nach Herzenslust streichen.”
Sie lächelte. “Komm und schau es dir an. Du darfst auch gern schlaue Bemerkungen machen.”
Dachte sie wirklich, dass er das tun würde? Er folgte ihr in das kleine Zimmer.
Sie drehte sich um und sagte herausfordernd: “Na?”
Offensichtlich hatte sie schon eine ganze Weile gearbeitet. Er besah sich das Chaos aus Farbeimer, Rollen und Pinseln, farbverschmierten Lappen und einer Leiter. Bei dem Gedanken, dass sie ganz allein hier arbeitete, runzelte er die Stirn.
Doch trotz der Unordnung hatte sie gute Arbeit geleistet. Drei der vier Wände waren bereits sorgfältig im Pfirsichcremeton gestrichen und ließen die angegraute vierte Wand umso hässlicher wirken. Die Plane hatte ein paar Spritzer abbekommen, aber Annie musste tatsächlich sehr vorsichtig gewesen sein.
“Sieht gut aus”, sagte er, als sie ihn erwartungsvoll ansah.
Sie strahlte, als hätte er sie gerade mit Van Gogh verglichen. “Findest du wirklich?”
“Wenn ich es doch sage! Wie bist du darauf gekommen, selbst anzufangen? Ich dachte, sonntags ruhst du dich ein bisschen aus.”
“Ich war irgendwie unruhig, und ich fand das Streichen sehr entspannend.”
Trent tat so, als würde er die Wand untersuchen, um einen Schritt näher an Annie heranzutreten. “Eine dritte Schicht ist wohl noch nötig.”
“Nein, und ich will die Fußleisten in Beige streiche. Was meinst du?”
“Hauptsache, es gefällt dir.”
Annie betrachtete ihr Werk. “Ich glaube, es wird toll aussehen. Was für einen Unterschied doch ein bisschen frische Farbe macht!”
Trent sah wieder sie an und nicht die Wand, auch wenn er versuchte, nicht auf ihre wunderhübschen Beine zu starren. Allerdings konnte er sich nicht zurückhalten, ihr eine verschmierte Strähne aus dem Gesicht zu schieben. “Wusstest du nicht, dass man beim Streichen eine Kopfbedeckung tragen sollte?”
“Doch, aber ich habe keine. Ich habe versucht, aufzupassen, aber wenn ich weiter oben gestrichen habe, sprühte die Farbe irgendwie auf mich herunter.”
Dass sie allein auf der hohen Leiter gestanden hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Wäre er da gewesen, hätte er auf sie achten können, wenn sie sich weit nach oben streckte und ihre Shorts hochrutschten …
Eine Welle des Verlangens durchfuhr ihn, was nichts mit Fürsorglichkeit zu tun hatte, und hastig verscheuchte er das Bild wieder. Unfreundlicher als beabsichtigt sagte er: “Du kannst froh sein, dass du dir nicht das Genick gebrochen hast!”
“Ich war
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