Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
irgendetwas dran ist an all deinen Geschichten.”
Er klang nicht mehr wütend, nur noch müde und resigniert, und sie ließ ihn gehen. Sie konnte ihm wohl nicht erklären, warum sie mit ihm geschlafen hatte, ihm aber so viel verschwiegen hatte. Wieder einmal sank sie in den Schaukelstuhl. Ein dumpfer Schmerz pochte in ihrem Kopf. Sie hatte stets den Verdacht gehabt, dass Trent es nicht gut aufnehmen würde, dass sie eine reiche Erbin war. Vor allem, da er sie immer gebremst hatte, wenn sie zu viel arbeitete.
Ja, sie hatte Schuldgefühle bekommen, dass sie ihn für seine Arbeit nicht bezahlte. Wenn sie ihre Erbschaft angebrochen hätte, dann wäre das natürlich kein Problem gewesen. Doch sie hatte ihn mit ihrer eigenen Arbeit entlohnen wollen, aber mittlerweile stand sie weit hinter ihm zurück. Wie sollte sie ihn jetzt noch bezahlen können, ohne seinen Stolz zu verletzen?
Sie hatte ihn bereits verletzt, und das würde Trent so schnell nicht verwinden.
Annie war nicht sicher, ob sie ihm wegen seiner Nachforschungen böse war. Er machte sich nur Sorgen um sie. Und bei Trent hieß das eine Menge.
Er hatte gerade begonnen, ihr ein wenig zu vertrauen. Hatte sie das für immer verspielt?
11. KAPITEL
Der Ostersonntag begann sonnig und klar. Annie genoss den Gottesdienst und besonders die Musik. Für ein oder zwei Stunden konnte sie ihre Sorgen vergessen. Wenn sie nach Hause ging, war sie mit ihren Grübeleien wieder allein.
Bobbie McBride aber hatte andere Pläne für sie.
“Sie essen heute bei uns zu Mittag”, sagte sie nach der Kirche zu Annie, als sei es bereits beschlossene Sache.
“Oh nein, ich …”
Bobbie schien sie nicht zu hören. “Die ganze Familie ist da, und ich möchte Sie allen vorstellen, die Sie noch nicht kennen. Zu essen gibt es mehr als genug. Fahren Sie einfach unserem Wagen hinterher.”
“Miss Stewart kommt zum Mittagessen?” Sam war hinter sie getreten und strahlte begeistert. “Toll.”
“Wirklich, ich fürchte …”
“Annie, ich freue mich so”, fiel Jamie ihr ins Wort. “Ich habe Tara von dir erzählt, und sie will dich unbedingt kennenlernen.”
Annie machte einen letzten Versuch, höflich abzulehnen. “Das ist wirklich nett, aber …”
Bobbie sah auf die Uhr. “Wir müssen los. Ich habe noch ein paar Sachen vorzubereiten. Komm schon, Annie, nicht so schüchtern.”
“Ja, Annie. Bobbies Wunsch ist uns Befehl”, sagte Trevor jetzt leise neben ihr. Er schien als einziger bemerkt zu haben, dass man ihr keine Wahl ließ.
Sie sah ihn an, während die anderen davoneilten. “Ich hatte nicht mit dieser Einladung gerechnet und habe gar nichts beizusteuern. Außerdem will ich mich nicht in ein Familienfest drängen.”
“Eins solltest du über die McBrides wissen”, erklärte Trevor freundlich. “Für Freunde ist bei uns immer ein Platz frei. Und da spreche ich für alle.” Er meinte eindeutig Trent.
“Außerdem”, fügte er hinzu, “ist meine Mutter dir so dankbar, dass du für die Pianistin eingesprungen bist. Sie kann es manchmal nicht so ausdrücken, aber mit dem Essen will sie sich erkenntlich zeigen.”
Jetzt konnte Annie schwer ablehnen, ohne Bobbie zu beleidigen. Hoffentlich waren genug Leute da, sodass sie kein unangenehmes Zusammentreffen mit Trent zu befürchten hatte.
Trent war nicht überrascht, Annie zu sehen. Er kannte seine Mutter und hatte damit gerechnet, dass sie Annie einladen würde, notfalls auch gegen ihren Willen.
Es waren zum Glück so viele Menschen anwesend, dass er nicht in die Verlegenheit kam, mit Annie allein zu sprechen. Die ganze Familie war gekommen, und Bobbie war in ihrem Element. Trotz der Hektik ging sie wie ein Feldwebel durch die Räume und hatte alles im Griff.
Trent saß in einer Ecke und beobachtete, wie Annie sich mühelos unter seiner Verwandtschaft bewegte, als sein Cousin Lucas sich neben ihn setzte.
Er folgte Trents Blick und sagte dann: “Annie scheint sehr nett zu sein. Habe ich Bobbie richtig verstanden, sie ist Trevors Putzhilfe?”
Trent runzelte die Stirn. Wie lächerlich, Nathaniel Stewarts Tochter so vorzustellen. Auch wenn Annie es nicht anders wollte, war es schwer zu verstehen. Er hatte nichts gegen die Arbeit, die sie tat – es war ein solider, ehrlicher Job –, aber dass sie so schuftete und ihre Gesundheit aufs Spiel setzte, um ihrem Vater eins auszuwischen, ärgerte ihn. Er war immer noch der Meinung, dass sie sich diese Arbeit nur deshalb ausgesucht hatte, weil Nathaniel Stewart die am
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