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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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betrifft. Ich will ja, dass sie auf Harrys Party geht.«
    »Dann rede mit ihr. Auf dich hört sie. Weiß der Himmel warum.« Koula war noch nicht bereit, sich zu versöhnen.
    Hol dich der Teufel. »Mach mir einen Kaffee.«
    »Ich mach gerade Essen.«
    »Ich will noch einen Kaffee.«
    »Sprichst du mit ihr?«
    Manolis sah sich in der Küche um. Koula hatte überall Fotos vonihren Enkelkindern aufgehängt. Adam kurz nach der Geburt, Melissa im Zoo, Sava und Angeliki in Griechenland, Bilder aus der Schule, von Weihnachten, die Kinder auf dem Schoß vom Weihnachtsmann. Warum konnten sie nicht Kinder bleiben? Kaum waren sie erwachsen, wurden sie selbstsüchtig. Und zwar alle, ohne Ausnahme. Er war es leid. Die Menschen lebten zu lange, und törichterweise hingen sie viel zu sehr am Leben. Wäre er ein Hund, hätte man ihm schon lange eine Kugel in den Kopf gejagt.
    »Sprichst du mit ihr?«
    Schon wieder. Was sollte das werden?
    »Mach mir endlich einen Kaffee.« Manolis rieb sich die Wade.
    »Hast du Schmerzen?«
    »Ein bisschen.«
    »Wann redest du mit ihr?«
    Der strenge Fischgeruch erinnerte ihn daran, wie Thimios ihm das Angeln beigebracht hatte. Sonntags standen sie im Morgengrauen auf, warfen die Ausrüstung in den Kombi und fuhren nach Port Melbourne. Damals waren sie jung gewesen, das Land war neu für sie, es hatten andere Gesetze gegolten. Sie fuhren mit einer Flasche Bier zwischen den Beinen, Zigaretten rauchend, unangeschnallt, waren frei, sangen, diskutierten, erzählten sich schmutzige Geschichten.
    »Erst mal geh ich zur Beerdigung meines Freundes«, verkündete er und ging hinaus auf die Veranda. »Mein Freund ist gestorben. Hector, Aisha, Harry, Sandi, der ganze Haufen kann warten. Ich bringe meinen Freund unter die Erde und dann rede ich mit ihr. Und jetzt mach mir endlich einen Kaffee.«
    Penelope krallte sich an seinem Hosenbein fest. Er lächelte sie an und warf ihr die Fischköpfe hin. Dann setzte er sich in seinen Sessel und sah der Katze beim Fressen zu.
     
    Sein erster Gedanke war, dass es ein Fehler gewesen war, zur Beerdigung zu gehen. Er kannte die Kirche nicht, und sie hatten sich in den kleinen Seitenstraßen von Doncaster verfahren. Koula lotsteihn. Irgendwann hatte sie sein Rumgebrülle satt, hatte die Straßenkarte zugeschlagen und geschwiegen. Es war ein milder Wintermorgen, der Rasen war mit Reif bedeckt, aber die Sonne brach immer wieder durch die dunkle Wolkenbank. Ihm war heiß in seinem Anzug. Er hatte ihn seit Jahren nicht getragen, und er musste den Bauch einziehen, um die Hose zuzubekommen. Dieses Fett wirst du nicht mehr los, mein Freund, hatte er sich mit einem Lächeln im Badezimmerspiegel zugeflüstert. Schwitzend stieg er die Stufen zur Kirche hoch.
    Die Trauerfeier hatte schon begonnen, Koula und er bekreuzigten sich, küssten die Ikonen und stellten sich zur Trauergemeinde. Die Kirche war voll mit alten Menschen, so wie sie. Eine Frau, in schweres, unförmiges Schwarz gekleidet, weinte leise in der vordersten Reihe, abgestützt von einer aufrecht sitzenden jungen Frau, die ebenfalls Schwarz trug. Das mussten Paraskevi und ihre Tochter sein. Er reckte den Hals, um einen Blick auf sie zu werfen, konnte aber von hinten nichts erkennen. Er sah sich nach einem vertrauten Gesicht um. Sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Ein gebückter alter Mann mit schneeweißem Haar kam ihm bekannt vor, aber er war sich nicht sicher. Koula war in ein leises, respektvolles Schluchzen verfallen. Manolis erinnerte sich, dass er hier war, um einen Freund zu begraben, noch dazu einen ehrenwerten Mann. Er senkte den Kopf, schloss die Augen und rief sich ins Gedächtnis, wie sie zusammen gelacht hatten. Als er die Augen wieder öffnete, liefen ihm Tränen übers Gesicht.
    Die Trauerfeier ging dem Ende zu. Vor dem Altar stand der schwere Holzsarg, in dem sein Freund aufgebahrt lag. Er war offen, er würde Thimios ansehen müssen. Langsam setzte sich die Trauergemeinde in Bewegung. Manolis hatte Angst, er könne ohnmächtig werden. Er zog das Jackett aus und legte es sich über den Arm. Von den Wänden blickten die mahnenden Heiligen auf ihn herab. Ihr Arschlöcher, dachte er, ihr Lügner, es gibt keinen Himmel, es gibt nur diese eine Welt, und sie ist ungerecht. Vor ihm hob eine Frau einen Jungen hoch, damit er in den Sarg hineinsehen konnte.Der Junge hatte ganz offensichtlich Angst. Was für ein Wahnsinn. Wie unsinnig diese Rituale doch waren. Die Hinterbliebenen hatten sich in einer Reihe

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