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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Arme um die Schultern. »Kommt, ich lade euch auf einen Kaffee ein.«
    Er ging mit ihnen in ein kleines Café ein paar Straßen weiter. Die Betreiber waren Perser, an den Wänden hingen dicke Teppiche und dazwischen Fotos vom Teheran und Qom der fünfziger Jahre. Thanassis führte sie durch die dunklen Räume in einen kleinen Innenhof hinter der Küche. Drei verwitterte billige Aluminiumtische standen dicht nebeneinandergedrängt. Sitzgelegenheit boten wackelige Holzbänke, von denen die Farbe abblätterte. Das Café lag auf einem kleinen Hügel. Hinter dem niedrigen Lattenzaun sah man in der Ferne die Stadt. Zwischen der Skyline und ihnen erstreckte sich ein Meer roter Ziegeldächer, hoch aufragende dürre Eukalyptusbäume und Ulmen, hier und da ein paar grüne Inseln, die aus dem roten Meer herausstachen.
    Der Kaffee war hervorragend, stark und bitter. Thanassis rauchte und erzählte freimütig aus seinem Leben. Manolis erinnerte sich, dass er immer gern geprahlt hatte. Einer seiner Söhne sei Anwalt, erklärte Thanassis. Der andere betreibe ein Restaurant in Brighton. Thanassis’ Frau hatte einen Zusammenbruch erlitten. Stück für Stück war es mit ihr bergab gegangen, bis sie irgendwann nicht mehr das Bett verlassen hatte. Koula gab ein paar Stoßseufzer von sich, aber Thanassis hob abwehrend die Hand.
    »Dein Mitleid kannst du dir sparen.« Daraufhin schlug er mit der Faust auf den Tisch und stieß dabei Koulas Kaffee um. Er entschuldigte sich und rief in die Küche: »Zaita, bring uns einen Lappen.«
    Dann erzählte er weiter. »Ich habe die besten Ärzte konsultiert, im besten Krankenhaus der Stadt ist sie gewesen. Was hab ich ein Geld für dieses Weib ausgegeben. Nichts hat geholfen. Sie kam aus dem Krankenhaus zurück und war unverändert. Den ganzen Tag lag sie rum und tat nichts. Während ich bei der Arbeit stundenlang wie ein Sklave geschuftet habe, hat sie keinen Finger gerührt. Das ganze Haus war dreckig, das Bett nicht gemacht, und Essen stand auch keins auf dem Herd. Und es stank. Ob ihr es glaubt oder nicht, es stank im ganzen Haus. Wie soll ein Mann so leben?« Sein Blick wanderte zwischen Manolis und Koula hin und her, als wartete er nur darauf, dass sie ihm widersprachen. »Was soll man mit so einer Frau anfangen?«
    Sie wurden von der jungen Bedienung unterbrochen, die schweigend den Tisch abwischte. Sie war zierlich und dunkelhäutig, oh Gott, und verdammt knackig, dachte Manolis. Wäre er doch noch ein junger Mann.
    Koula achtete nicht auf sie, sie lächelte Thanassis traurig an. »Eine Frau, die ihr Haus nicht in Ordnung halten kann, taugt zu nichts«, sagte sie und tätschelte Thanassis die Hand. »Uns geht es zu gut, Thanassis, wir wissen gar nicht, wie gut wir es haben.«
    Manolis musste schmunzeln. Die beiden flirteten miteinander. Thanassis war schon immer ein
Manga
gewesen, der hoffnungsloseste Ehebrecher, den er je kennengelernt hatte. Als junger Mann hatte er mit seinem kräftigen Körperbau, dem verschmitzten Grinsen und dem schelmischen Blick den Frauen reihenweise den Kopf verdreht. Für einen kurzen Moment blitzte die alte Eifersucht in ihm auf. Das Mädchen brachte Koula einen neuen Kaffee, und Manolis bedankte sich bei ihr. Sie lächelte, es war ein freundliches, nachsichtiges Lächeln. Für dich bin ich nur ein Großvater, was? Ein alter
Papouli
. Was war das Alter doch für eine Bürde, hart und unerbittlich.
    »Also habe ich sie zum Teufel gejagt.«
    Koula war offensichtlich erschrocken über Thanassis’ verächtlichen Tonfall. Manolis wurde langsam wütend. Eleni war eine anständige Frau gewesen, zurückhaltend, ein wenig feige vielleicht. Sie hätte nie einen Mann wie Thanassis heiraten dürfen. Diese Ehe war ein Fehler gewesen. Eleni war bei weitem nicht perfekt gewesen, sie konnte sogar ziemlich gehässig sein und sie war eine Klatschtante, schon damals. Aber sie war ganz offensichtlich krank und hatte gelitten. Er glaubte kein Wort von Thanassis’ Gerede. Von wegen die besten Ärzte! Der Mistkerl war immer knauserig gewesen.
    »Was ist mit den Kindern?«
    Thanassis zog die Augenbrauen hoch. »Was mit den Kindern ist? Die habe ich behalten.«
    Koula schnappte nach Luft. Thanassis lachte und zündete sich noch eine Zigarette an.
    »Also wirklich, Leute, natürlich sind die Kinder bei mir geblieben. Sie war verrückt, wahnsinnig, glaubt mir. Ich musste sie aussperren. Ich konnte doch nicht zulassen, dass diese Irre meine Kinder mit ihren Lügen vergiftet.«
    Koula

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