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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Schatz?«
    »Sava hat mich gehauen.«
    Erschöpft beugte sich Elisavet vor und küsste ihren Vater auf die Wange. Ihre Begrüßung war steif, so wie immer. Zwischen den beiden herrschte eine gewisse Abwehrhaltung. Da jede Meinungsverschiedenheit schnell eskalierte, hielten sich beide zurück.
    »Sava hat dich nicht gehauen. Ich hab dir gesagt, du sollst nicht mit seiner DVD spielen.«
    Angelikis vor Wut verzerrtes Gesicht sah fast dämonisch aus. »Er hat mich geschlagen!«
    Sie hatte das Temperament ihrer Mutter, die alles sehr ernst nahm, unversöhnlich war und selten nachgab. Es tröstete Manolis nicht zu wissen, dass diese Muster sich wiederholten. Zwar umkreistensie sich stets misstrauisch, dennoch liebte er seine Tochter. Und er war sicher, dass sie auch ihn liebte.
    Er schnitt eine komische Grimasse. Angeliki konnte sich nicht beherrschen und musste lachen.
    »Na, wie geht’s meinem kleinen Engel? Freust du dich, bei
Giagia
und
Pappou
zu sein?«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich wieder. So schnell gab sie nicht auf. Elisavet zuckte mit den Schultern und setzte sich neben ihren Vater. Ihr Haar war lang und fettig, von grauen Strähnen durchzogen. Manolis wusste, dass seine Frau ihr gern gesagt hätte, sie solle mehr aus sich machen und dafür sorgen, dass sie jünger aussah. Sie sah aus wie eine alte Jungfer – wie wollte sie so einen Mann finden? Im Grunde war sie immer noch eine schöne Frau, aber sie war geschieden und hatte zwei Kinder. Sie konnte sich weder leisten, wählerisch zu sein, noch, sich gehenzulassen. Alles Dinge, die nicht ausgesprochen werden durften. Alles Dinge, die Elisavet zur Weißglut bringen konnten.
    »Wo gehst du hin?«
    »Hab ich dir doch gesagt«, antwortete sie gereizt auf Englisch. »Zu einem Meeting.«
    Meeting. Seine beiden Kinder nahmen offenbar dauernd an Meetings teil. Er hatte keine Ahnung, was sie damit meinten. Eine Konferenz? Warum fand das nicht während der Arbeitzeit statt?
    Etwas sanfter fuhr sie fort: »Das ist eine Lehrerkonferenz, Dad. Ich habe sie mitorganisiert. Es geht um ein Alphabetisierungsprogramm.« Manolis konnte sich nichts darunter vorstellen.
    Seine Tochter versuchte, es ihm zu erklären. »Wir wollen Kindern helfen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben.«
    »Wenn sie genug üben, lernen sie es schon.«
    »Mama, so einfach ist das nicht immer. Manchmal haben sie nicht die Möglichkeit dazu. Ich hab dir doch erzählt, dass viele der Kinder, die ich unterrichte, aus mittellosen Familien kommen, oder die Eltern sind nicht da …«
    »Warum nicht, wo sind die Eltern?«
    Er sah seine Tochter tief Luft holen. »Im Gefängnis, im Krankenhaus, tot. Es gibt jede Menge Gründe.«
    Koula schüttelte den Kopf. Was war das nur für eine Welt, in der sie lebten?
    »Wirst du dafür bezahlt?«
    »Ich bekomme Ausgleichsurlaub.«
    Koula schnaubte. »Ich finde, sie sollten dich dafür bezahlen.«
    Elisavet lachte. »Ja, das finde ich auch.« Sie aß ein Stück Lokum.
    »Hast du Zeit für einen Kaffee?«
    »Gern, Mama, danke.«
    Koula reichte Angeliki an Manolis weiter. Die Kleine schaute über seine Schulter ins Wohnzimmer. Sava lag auf dem Fußboden ausgestreckt und schaute seine DVD an.
    »Warum gehst du nicht zu deinem Bruder?«
    Sie fing wieder an zu quengeln. »Er will nicht, dass ich zu ihm komme.«
    »Mein Gott, Kiki.« Elisavet schluckte ihre Süßigkeit runter. Der Puderzucker rieselte ihr von den Fingern. »Das ist ja nicht zum Aushalten. Geh ins Wohnzimmer!«
    Das Schluchzen wurde heftiger.
    Manolis streichelte ihr übers Gesicht. »Was hältst du davon, wenn wir die Nachbarskatze jagen gehen?«
    »Keine Lust.«
    »Sie kann herkommen«, rief Sava aus dem Wohnzimmer. Die Tränen waren sofort getrocknet, und Angeliki lief nach nebenan.
    Elisavet wandte sich an ihren Vater. »Danke, dass ihr auf sie aufpasst.«
    »Red keinen Quatsch. Wir sind ihre Großeltern, du musst dich nicht dafür bedanken.«
    »Ich komme so gegen acht. Ist das okay?«
    Er nickte. Bis dahin war er wahrscheinlich mit seinen Kräften am Ende. Er musste sie unterhalten, Koula würde Essen machen und ab und zu mit ihnen schimpfen. Nachmittags würde er mitihnen spazieren gehen. Und am Ende würde er sich auf sein Bett freuen.
    »Sollen sie heute Nacht hier schlafen?«
    »Nein, Mum, ihr Vater holt sie morgen früh bei mir ab.«
    Koulas Miene verfinsterte sich. »Was macht der
Ilithio
, dieser nichtsnutzige Dreckskerl? Vögelt er immer noch in der Gegend rum?«
    »Mum!« Elisavet

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