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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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nickte in Richtung Wohnzimmer. »Sie können dich hören.«
    »Gut so. Sie sollen ruhig wissen, was ihr Vater für ein Widerling ist.«
    Manolis mischte sich ein. »Koula, halt den Mund.«
    Elisavet warf ihm einen dankbaren Blick zu. Der Kaffee war fertig, und Koula ging ihn holen. »Nächstes Wochenende sind sie bei dir, oder?«
    »Ja.«
    »Gut. Dein Cousin hat Geburtstag. Rocco freut sich schon auf Sava. Das hat mir Sandi am Telefon gesagt.«
    »Ist Adam auch da?«, übertönte Sava das Gekreische aus dem Fernseher.
    »Natürlich, mein Kleiner.«
    »Und Lissie?«, wollte Angeliki wissen.
    Sava antwortete leicht verächtlich. »Na klar. Wenn Adam da ist, muss sie ja auch da sein.«
    Koula senkte die Stimme. »Hast du mit deinem Bruder gesprochen?«
    Elisavet runzelte die Stirn. »Letzte Woche.«
    »Hast du ihn wegen der Party gefragt?«
    Elisavet klang abweisend. »Er wird kommen.«
    »Und die Inderin?«
    »Sie hat einen Namen, Mama.«
    »Kommt sie?«
    »Nein.«
    Koula schlug mit der Hand auf den Tisch. »Diese Frau wurdeauf die Erde gesandt, um mir das Leben zur Hölle zu machen. Jeden Tag frage ich die Heilige Mutter Gottes, warum mein armer Sohn sich von dieser indischen Teufelin hat einfangen lassen. Warum?«
    Manolis schüttelte den Kopf. Aisha war eine wundervolle Ehefrau, sie war smart, kompetent und attraktiv. Sie konnten froh sein. Warum sah sie das nicht endlich ein?
    »Sie kommt nicht, Mum.«
    »Wegen ihrer blöden australischen Freundin? Das ist genauso eine Kuh.«
    »Harry hätte den Jungen nicht schlagen dürfen.«
    Sava rief aus dem Wohnzimmer rüber: »Doch, hätte er.«
    Koula strahlte triumphierend. »Siehst du. Dein Sohn ist klüger als du. Harry hätte den kleinen Teufel ordentlich versohlen sollen. Was ist das nur für ein Kind? Ein Monster ist das.«
    »Darum geht es nicht.«
    Koula hob ungläubig die Hände. »Worum geht es dann?«
    »Er hat ein Kind geschlagen.«
    »Er wollte Rocco schlagen.«
    »Hat er aber nicht.«
    »Nein, weil dein Cousin so geistesgegenwärtig gewesen ist, ihn daran zu hindern.«
    »Wie auch immer, sie kommt jedenfalls nicht. Hector hat es mir gesagt.«
    Koula sah Manolis an, der mit den Schultern zuckte. Er verstand es auch nicht. Es wunderte ihn, dass Aisha so verbohrt sein konnte. Es war dumm von Harry gewesen, ein Kind zu schlagen, aber die kleine Nervensäge hatte es verdient, außerdem war es kaum der Rede wert gewesen, nur ein Klaps, sonst nichts. Was da an Geld für die Anwälte und das Gericht und all den Mist draufging. Die Generation seiner Kinder war vollkommen verrückt. Hatten sie zu viel Geld, dass sie nicht wussten, wohin damit? War seine Generation schuld daran, weil sie sie zu sehr verwöhnt hatten? Hatten sie sie denn zu sehr verwöhnt?
    Koula sprach aus, was er dachte. »Und dann gehen sie auch noch zur Polizei damit. So was Schäbiges.«
    »Warum? Er hat einen kleinen Jungen geschlagen.«
    Manolis biss sich auf die Lippen. Besser, er sagte nichts. Was redete seine Tochter da bloß für einen Unsinn? Zur Polizei rennen? Wegen einer Ohrfeige?
    Koula klopfte auf den Tisch. »Ich habe Sava geschlagen.« Sie verschränkte herausfordernd die Arme. »Willst du jetzt die Polizei rufen?«
    »Du solltest ihn nicht schlagen.«
    »Auch nicht, wenn er mich beschimpft oder wenn er seine Schwester schlägt?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Du hast ihn doch auch schon geschlagen.«
    Elisavet blickte von ihrer Mutter zu ihrem Vater. »Ich möchte nicht darüber reden. Aish hat recht. Niemand darf ein Kind schlagen. Niemand.«
    »Auch nicht, wenn es sich danebenbenimmt?«
    Elisavet zögerte. »Nein.«
    Koula warf entrüstet die Haare zurück, stand auf und ging zur Spüle. »Und dann bekommt jemand Tausende von Dollars, damit er euch erzählt, warum manche Kinder nicht lesen und nicht schreiben können. Das Geld könnt ihr mir geben. Ich wüsste schon, was ich zu tun hätte.«
    Elisavet fluchte leise. »Du findest es also in Ordnung, wenn ein Kind verprügelt wird, ja?«, zischte sie auf Englisch.
    Manolis hatte genug.
    »Meine Güte, niemand hat irgendwen verprügelt. Er hat ihm eine Ohrfeige verpasst, eine kleine Ohrfeige. Das ist alles. Und jetzt redet Aisha nicht mehr mit Harry, und diese blöde australische Schlampe ruft die Bullen, und was kommt dabei raus? Ihr Kind macht wahrscheinlich weiter überall Ärger. Das ist doch alles Blödsinn.«
    »Wie würdest du dich fühlen, wenn ein Unbekannter Sava vordeinen Augen eine runterhaut?« Elisavet war jetzt auch laut

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