Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Buße für ihre Untreue, die ihr in dem Moment durch den Kopf geisterte, als ihr Mann sie bestieg. Wegen seiner groben Art jedoch hatte sie sich gewehrt. Hector war sichtlich irritiert. Angespornt von ihrem animalischen Verlangen am ersten Tag hatte er sicherlich angenommen, sie sei bereit, sich auf seine Vorliebe für dominanten, aggressiven Sex einzulassen. Doch dem war nun mal nicht so, und sie stellte fest, dass sie ihm seine falsche Einschätzung übelnahm. Nach ihrem Erlebnis mit Art kam sie sich jetzt vor wie eine Hure, so wie Hector sie rannahm. Und das trotz ihrer Einwilligung und obwohl sie ihn sogar dazu ermutigt hatte. Aber während er sich über sie hermachte und sie noch versuchte, überhaupt erst mal richtig wach zu werden, verspürte sie vor allem einen Widerwillen gegen seine absurde theatralische Begierde. Schließlich waren sie kein frisch vermähltes Paar oder Teenager, die gerade eine Affäre begannen. Sie waren Mann und Frau, sie waren Eltern. Kaumdass er gekommen war, rollte sie ihn von sich runter, ließ ihn nackt auf dem Bett liegen, beschämt und gekränkt, ging nach draußen ins Bad, spritzte sich Wasser ins Gesicht und sah in den Spiegel. Sie fühlte sich miserabel. Außerdem bekam sie ihre Tage.
Hector war das ganze Frühstück über schlecht gelaunt und auch danach auf ihrem Spaziergang schnippisch und unkommunikativ gewesen. Sie war froh über die Ruhe in Ubud und darüber, eine Woche in den Bergen bleiben zu können. Hector dagegen wäre lieber ein paar Tage ans Meer gefahren, mit dem Argument, es sei kein richtiger Urlaub, solange man nicht irgendwo eine Weile am Strand gelegen habe. Aisha, die an den einsamen Ufern des Indischen Ozeans aufgewachsen war, war anderer Meinung. In Westaustralien gab es wahrscheinlich die besten Strände der Welt. Sie kannte das Mittelmeer, das himmelblaue Wasser war tatsächlich atemberaubend, die Lebensfreude auf den griechischen Inseln war berauschend, aber sie fand es unerträglich, sich den Strand mit so vielen anderen Menschen teilen zu müssen. Was das betraf, war sie verwöhnt. Sie hatte nicht das geringste Bedürfnis, in Bali an den Strand zu gehen.
Müde und verschwitzt kehrten sie ins Hotel zurück. Hector ging wortlos zum Pool, deponierte seine Tasche auf einem Klappstuhl, zog sich bis auf die Unterhose aus und sprang ins Wasser.
Als er auftauchte, lächelte er. »Komm rein«, rief er. »Das erfrischt.«
»Ich ziehe mich kurz um.«
»Nicht nötig. Du kannst doch die Unterhose anbehalten.«
»Sei nicht albern.«
Er kam an den Beckenrand geschwommen. Sie merkte, dass er unter Wasser an seinem Schwanz herumfummelte. »Ist doch niemand da.«
»Doch, die Angestellten.«
Er lachte. »Die stört das nicht. Wir sind doch nur dekadente Australier. Sie erwarten gar nichts anderes von uns.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin kein dekadenter Australier. Ich ziehe einen Badeanzug an.«
»Ach, mach doch, was du willst.«
Seine Miene hatte sich verfinstert, und er war wieder untergetaucht. Fluchend ging sie auf ihr Zimmer. Immer wenn er seinen Willen nicht bekam, führte er sich auf wie ein kleines Kind. Wenn er an den Strand wollte, hatte sie gefälligst auch zu wollen, es musste alles nach seiner Nase laufen. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, sprang sie in den Pool. Das Wasser war tatsächlich herrlich, eine Welt fernab von der feuchten Hitze, die sie ständig umgab. Sie schwamm ein paar Bahnen, ließ sich dann auf dem Rücken treiben und beobachtete die weißen Wolkenfetzen am Himmel.
Hectors Laune verschlechterte sich während des Nachmittags immer mehr, und als es Zeit war, essen zu gehen, schien er auf Streit aus zu sein. Sie hatte vorgeschlagen, ins
La Luna
zu gehen, ein teurer Laden, zumindest für Bali, aber das Essen war ausgezeichnet, und vom Balkon aus hatte man einen Blick auf die üppige Flusslandschaft.
Hector stöhnte. »Schon wieder. Da waren wir doch schon zweimal. Ich will was anderes sehen.«
»Wie du willst.« Sie saß am Schminktisch und legte die neuen Ohrringe an, die sie nachmittags in der Stadt gekauft hatte. Sie drehte ihren Kopf einmal nach links, einmal nach rechts und fand, dass sie gut aussahen. »Es gibt ja tausend andere Restaurants. Wir finden schon eins.«
»Mir ist langweilig.« Er saß auf dem Bett und guckte sie missmutig an. Das nasse Haar klebte ihm am Kopf. Er kam gerade erst vom Duschen und hatte das Handtuch über dem Schoß liegen. Innerhalb von zwei Tagen war er braun geworden. Sie wandte den
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