Nur eine Ohrfeige (German Edition)
sein unbekümmertes Lachen. Er war wahrscheinlich neunzehn. Sie nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn durch die Finger rieseln. Er war noch ein Kind, verdammt.
Kaltes Wasser tropfte auf ihren Rücken. Hector stand über ihr und trocknete sich ab. Er grinste. »Du musst unbedingt reingehen. Das Wasser ist herrlich.«
Sie drehte sich auf den Rücken. Seine Silhouette hob sich gegenden klaren Himmel ab, sie musste die Hand vor die Augen halten, um ihn anzusehen. Er lächelte breit, das nasse Brusthaar klebte auf seiner Haut. Er hatte kaum ein Gramm Fett am Körper, und die kleinen Röllchen an den Hüften und die leicht stämmigen Oberschenkel wirkten eher männlich. Eigentlich hatte sie ihn gerade anfahren wollen, stattdessen sagte sie nichts. Es gab ein Foto von Hector aus der Zeit, als sie ihn zum ersten Mal mit nach Perth genommen hatte. Wer hatte es eigentlich gemacht? Rosie? Ravi? Sie waren alle zusammen in den Süden nach Margaret River gefahren, um dort fünf Tage lang zu campen, zu kiffen, zu lesen und durch den Busch zu wandern. Und zu schwimmen natürlich. Hector hatte Delphine gesehen, und als er staunend dastand wie ein Kind, hatten sie alle gekreischt vor Lachen. Jemand hatte ihn von unten fotografiert, ein Junge von Anfang zwanzig, eingerahmt von einem fast kuppelförmigen, strahlend blauen Sommerhimmel. Er war der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte, und er war es noch heute. Klar würde ein neunzehnjähriges Mädchen schwach werden, wenn er sie begehrte, und natürlich würde es mit ihm ins Bett gehen. Nach all den Jahren war selbst sie ihm noch immer verfallen.
»Du darfst mich nie wieder betrügen«, schrie sie und brach plötzlich in Tränen aus. »Ich lass nicht zu, dass du mit einer anderen Frau schläfst. Nie wieder. Wag es ja nicht.«
Er erschrak. Ein Stück weiter blieben zwei Touristen stehen. Aisha wandte das Gesicht ab. Hector setzte ein gequältes Lächeln auf und gab ihnen zu verstehen, es sei alles in Ordnung. Die beiden Männer waren Mitte fünfzig und trugen lächerlich enge schwarze Speedos, der eine klein, fett und dunkel, der andere groß, dünn und am ganzen Körper rasiert. Zögernd nickten sie Hector zu und setzten ihren Spaziergang fort. Aisha sah, wie sie an den balinesischen Jungs vorbeikamen. Wieder blieben sie stehen und besprachen sich kurz, dann ging der Fette auf die Balinesen zu. Sie unterhielten sich ein paar Minuten, woraufhin die Jungs aufsprangen und den beiden folgten.
Hector schüttelte angewidert den Kopf. »Die armen Jungs.«
Sie rieb sich die Augen und verwischte die salzigen Tränen im Gesicht. »Wahrscheinlich sind sie neunzehn.«
Er machte ein verlegenes Gesicht, setzte sich neben sie in den Sand und berührte ihre Schulter. Sie wich zurück.
»Wie konntest du?«
»Es hat mir wirklich nichts bedeutet.« Er klang ziemlich kleinlaut.
»Wirst du es nochmal tun?«
»Ich werde sie nicht wiedersehen.«
»Ich meine generell.«
Er antwortete nicht gleich. Ein junger Mann kam auf sie zu und schwenkte eine Schnorchelausrüstung. Sie scheuchte ihn weg.
»Aish, ich weiß nicht, was ich morgen tun werde, geschweige denn den Rest meines Lebens. Ich weiß nur, dass ich dich nie verlassen werde und dass ich nie eine andere lieben werde. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder Sex mit einer anderen Frau haben werde. Ich will dich nicht mehr anlügen. Ich will das nicht mehr.«
Offenbar kam er sich ziemlich heldenhaft vor. Scheiße, wollte sie sagen, lüg mich gefälligst weiter an. Wir haben uns seit Jahren angelogen. Er hatte ausgesprochen, was ihr von Anfang an klar gewesen war, worüber sie sogar schon mit Anouk und Rosie Scherze gemacht hatte. Aber dadurch, dass er es beim Namen genannt und es zu einer Wahrheit hatte werden lassen, würde sie sich von nun an jedes Mal, wenn er neben ihr im Bett lag, fragen, ob er eine andere gevögelt hatte. Sie würde versuchen, das Parfüm oder den Geruch einer anderen Frau an ihm wahrzunehmen. Zum Teufel mit seiner Ehrlichkeit. Sie konnte ihn nicht verlassen, seine Schönheit fesselte sie an ihn – sie genoss es, an seiner Seite zu sein, das schönste Paar im Raum abzugeben, darauf konnte sie nicht verzichten. Von ihr aus konnte er sich seine Ehrlichkeit in den Arsch stecken.
Sie sprang auf und rannte ins Wasser, tauchte in die warmen,sich leicht kräuselnden grau-grünen Wellen ein. Sie schwamm so weit raus, wie sie konnte, bis sie lautes Platschen hinter sich hörte. Er kam ihr hinterher. Sie
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