Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Fitnesscenter erträglich machen. Er schlüpfte in seine Badehose und sprang ins Wasser.
Sein Ziel waren hundert Bahnen. Nick hatte ihm erzählt, beim Schwimmen würden alle Muskeln trainiert, aber wenn er Kraft aufbauen wolle, müsse er sich auf Tempo und Ausdauer konzentrieren. In weniger als zwei Monaten hatte Richie es bereits auf fünfzig Bahnen gebracht. Die ersten zwanzig waren immer der Killer – eine einzige, endlose Qual. Die Zeit verging zähflüssig, jede Sekunde erschien ihm unendlich lang. Die Monotonie der Wiederholung war ihm zutiefst zuwider. In der ersten Woche hatte er es fast wieder aufgegeben, nur der Anblick seines dünnen Körpers im Spiegel der Umkleidekabine hatte ihn zurück ins Wasser getrieben. Aber als er dann durchgehalten, als er die zwanzigste Bahn geschafft hatte und einfach weitergeschwommen war, war er in das eingetreten, was er eigentlich nicht so hatte nennen wollen, es dann aber doch tat, nämlich das, was die Sportfanatiker in der Schule »die Zone« nannten. In der Zone gab es keine Zeit, man war wie losgelöst von der Welt. Es war wie stoned zu sein, nur gesünder.
Manchmal, eher selten, gingen Nick und er zusammen schwimmen. Aber er fühlte sich unwohl dabei, und es war ihm unmöglich,in die Zone einzutreten, solange Nick neben ihm schwamm. Er war sich zu sehr der Nähe seines Körpers und seines eigenen heftigen Verlangens bewusst. Nicht, dass er sich getraut hätte, Nick anzusehen, wenn sie sich umzogen. Sie wandten sich immer den Rücken zu, aber hin und wieder warf er ihm doch einen heimlichen Blick zu. Er konnte jeden Teil von Nicks Körper beschreiben. Das leicht gewellte goldene Haar unter seinen Eiern, das rötliche Muttermal über seiner rechten Brustwarze, sein unbeschnittener Stummelschwanz, der so viel kleiner war als sein eigener.
Richie schwamm seine achtzehnte Bahn und peilte schwer atmend die magische Zwanzig an. Er versuchte, nicht an den Schwanz seines Freundes zu denken oder an das fast perfekte Profil des Bademeisters, der gelangweilt neben dem leeren Kinderbecken stand. Neunzehn. Er wollte aufgeben, nach Hause gehen, sich wieder ins Bett legen. Er tippte gegen die kalten Kacheln und nahm die nächste Bahn in Angriff. Zwanzig, er hatte es geschafft. Er war in der Zone. Als er nach der fünfzigsten Bahn am Beckenrand anschlug, fühlte es sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Er holte tief Luft und tauchte unter. Er zählte bis dreißig. Bei einundzwanzig schmerzte ihm die Brust. Er weigerte sich, in Panik zu geraten. Bei dreißig stieß er durch die Wasseroberfläche. Er schnappte sich sein Handtuch und stürzte in Richtung Whirlpool.
Der einzige Gast dort war ein älterer Asiate mit bronzefarbener Haut. Richie duschte sich kurz ab und ließ sich dann in das schäumende Wasser gleiten. Die Strahlen prasselten gegen seinen Rücken, er drehte sich um, spürte das warme Wasser zwischen den Beinen und ließ sich den Arsch massieren. Es war ein schönes Gefühl, ein bisschen pervers vielleicht. Fühlte sich ein Schwanz im Arsch auch so an? Er hatte sich mal den Finger hinten reingesteckt, und obwohl es ihn zwar irgendwie erregt hatte, hatte es auch wehgetan. Ein Schwanz würde definitiv wehtun. Er streckte die Arme aus und hielt sich am Poolrand fest. Seine behaarten Achseln kamen ihm ordinär vor, vor allem verglichen mit dem so gut wie unbehaarten Asiaten. Richie hob den Kopf. Durch die Glasscheibesah er einen Mann, vom Workout verschwitzt, im klitschnassen Unterhemd, der ein Schließfach öffnete.
Richie richtete sich auf. Er starrte den Mann mit offenem Mund an. Es war Hector.
Richies Blick folgte ihm. Hector nahm seine Tasche, schloss den Schrank ab und ging durch den Flur in Richtung Umkleidekabine. Als er um die Ecke bog, ließen die Massagestrahlen nach. Das Wasser sprudelte noch kurz, dann war es ruhig. In ein paar Minuten würde es wieder anspringen. Normalerweise ging Richie dann in die Sauna. Normalerweise. Aber nicht heute. Er nahm sein Handtuch und marschierte in Richtung Dusche.
Die Männerumkleide war im Frühling renoviert worden, statt der Gemeinschaftsdusche gab es jetzt sechs Einzelkabinen. Hectors Tür stand weit offen. Richie starrte auf seinen behaarten Hintern und den durchtrainierten, hochgewachsenen Körper. Bevor Hector sich nach ihm umdrehen konnte, verschwand Richie in der Kabine nebenan und drehte das Wasser auf. Es war viel zu kalt, aber das war ihm egal. Er hörte, wie Hector die Dusche ausstellte. Richie zog die
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