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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Lisa sprang auf die Kommode und schlabberte Wasser aus ihrem Glas. Bart rollte sich zusammen und fing an zu schnurren.
    Sie versuchte, an ihre Hausaufgaben zu denken, an den Film, den sie gesehen hatten – der Schauspieler erinnerte sie an ihren Vater, und sie fragte sich, ob er jetzt so aussehen würde, wenn er nicht gestorben wäre, wenn er fünfzig Jahre alt und fett geworden wäre, sich vielleicht einen Bart hätte stehen lassen –, aber sie musste die ganze Zeit an Hector denken. Bart schmiegte sich an sie, sie spürte sein Schnurren, wie er sich beim Atmen hob und senkte, seine Wärme an ihrem Bauch. Der Fernseher im Wohnzimmer war gerade noch hörbar. Sie schloss die Augen und träumte.
    Sie war im
Big Brother -Haus
. Es war die erste Episode einer neuen Staffel, und außer ihr waren noch diverse, ihr sympathische Bewohner aus alten Staffeln dabei. Sie saß am einen Ende der Couch, Hector am anderen. Sie sah älter und dünner aus. Hector war gerade mal fünfundzwanzig.
Big Brother
erklärte gerade dieHausregeln. Die anderen Bewohner kreischten dauernd aufgeregt dazwischen. Hector und sie starrten sich die ganze Zeit über schweigend an. Die Kameras fingen ihre Blicke auf, sodass jeder sehen konnte, was los war. Hector zwinkerte ihr zu, und sie errötete. Der Kater schnurrte. Sie schlief ein.
     
    »Jordan schmeißt eine Party. Er will, dass ihr auch kommt.«
    »Wann?«
    »Samstag. Habt ihr Lust?«
    Die letzte Stunde am Mittwoch war dazu gedacht, in der Bibliothek zu arbeiten, aber Tina, Jenna und sie hatten wie üblich geschwänzt und waren stattdessen in die
Juice Bar
in der High Street gegangen. Connie schlürfte an ihrem Wassermelone-Ingwer-Drink und sah aus dem Fenster. Draußen war es grauenhaft, einer dieser Melbourner Tage, die sie an die Brutalität des Londoner Wetters erinnerten. Sie hatte morgens einen Rock angezogen, und jetzt pfiff ihr der Wind den ganzen Tag um die Beine. Sie fror.
    »Ich habe gefragt, ob ihr mitkommt!« Jenna sah sie böse an.
    Connie entschuldigte sich. »Vielleicht.«
    »Gut. Und du?«
    Tina nickte träge.
    Mist. Connie fiel ein, dass sie Richie versprochen hatte, am Samstag mit ihm ins Kino zu gehen.
    »Ist Richie auch eingeladen?«
    »Woher soll ich das wissen? Bin ich seine Privatsekretärin?«
    Connie und Tina sahen sich kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an. Tina lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Ganz ruhig, Baby. Sie hat nur eine Frage gestellt.«
    Völlig unerwartet brach Jenna in Tränen aus. Tina sah sich peinlich berührt um und legte ihrer Freundin den Arm um die Schulter. Connie spielte mit ihrem Strohhalm. Allmählich beruhigte Jenna sich wieder, sie schniefte, nahm eine Serviette vom Tisch und putzte sich die Nase.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich bin so ein Idiot.« Sie holtetief Luft, und Connie dachte schon, sie finge gleich wieder an zu weinen. Sie nahm Jennas Hand und drückte sie.
    »Was ist denn los?«
    »Ich hatte letzte Nacht Sex mit Jordan.«
    Tina verdrehte die Augen und zog den Arm weg. »Und warum weinst du dann? Du wolltest doch schon seit Ewigkeiten mit ihm schlafen.«
    »Es war nur ein Mitleidsfick.« Jenna hatte den Inhalt eines Päckchens Zucker auf dem Tisch ausgeleert und ließ die Körnchen zwischen den Fingern durchrieseln. Tina sah irritiert zu Connie rüber. Die zuckte nur mit den Schultern.
    »Was ist ein Mitleidsfick?«
    Ein Mitleidsfick ist, wenn ein Hetero sich von dir einen blasen lässt oder dich in den Arsch fickt, weil er weiß, dass du in ihn verliebt bist, und du ihm leid tust – hatte ihr Vater das wirklich gesagt oder hatte sie es nur geträumt? Oder dachte sie, es hätte von ihm sein können?
    Jenna antwortete Tina nicht und spielte weiter mit dem Zucker.
    »Jenna, was zum Teufel meinst du damit?«
    »Hast du eine Zigarette?«
    Tina schüttelte den Kopf.
    »Ich brauch unbedingt eine Zigarette. Wie viel Geld haben wir?«
    Die Mädchen sahen in ihren Taschen nach. Wenn man die Säfte abzog, hatten sie zusammen noch fünf Dollar und dreißig Cent.
    Jenna stand auf und schwang sich die Schultasche über die Schulter. »Ich geh welche klauen.«
    Sie zahlten und folgten ihrer Freundin durch die Einkaufspassage. Jenna marschierte in den nächsten Tabakladen, aber die Frau hinterm Tresen warf einen Blick auf ihre Uniformen und formte mit den Lippen die Worte: Raus hier.
    »Blöde Ziege.«
    Connie schlug vor abzuhauen. Jenna hatte ein leicht aufbrausendes Temperament, und wenn sie schlechte Laune bekam, war es ihr

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