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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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egal, ob sie sich oder ihren Freundinnen Ärger einbrockte.Sie rannte fast zum Supermarkt. Als Connie und Tina sie eingeholt hatten, beugte Jenna sich bereits über den unbesetzten Zigarettentresen. Das Mädchen an der Kasse bekam nichts davon mit, sie bediente eine Kundin, die plötzlich auf Jenna aufmerksam wurde. Die Alte deutete auf die Zigaretten, woraufhin die Kassiererin sich umdrehte. Connie zog ihre Freundin zurück.
    Jenna schrie das Mädchen an: »Wenn ihr Loser mal ein paar mehr Leute einstellen würdet, müsste ich sie mir nicht selbst holen!« Dann streckte sie der alten Dame die Zunge raus und schickte ein paar Flüche hinterher. Die arme Frau kräuselte angewidert die Lippen. Da sie keine Zähne mehr hatte, sah ihr Mund aus wie eine verschrumpelte Pflaume. Durch die Glastür des Haupteingangs bemerkte Connie Lenin, der in seiner Schuluniform auf sie zukam. Die ungekämmten schwarzen Locken flogen ihm im Takt seines schlaksigen, hüpfenden Gangs um den Kopf.
    »Hi, wie geht’s?«
    Jenna drehte sich zu ihm um. »Hast du Kippen?«
    »Nee. Ich rauche nicht. Davon kriegt man Krebs und wird impotent.«
    »Leck mich.«
    Lenin sah erst Jenna an und dann Connie.
    »Was ist los mit ihr?«
    »Kannst du welche besorgen?«
    Lenin sah nervös zu dem Mädchen an der Kasse rüber. Er nickte langsam. »Meine Schicht fängt in einer Viertelstunde an«, flüsterte er. »Kommt dann nochmal wieder.«
    Jennas Laune stieg sofort. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, aber selbst dann musste er sich noch bücken. Connie staunte über seine makellose helle Haut. Sie hatte noch nie so ein bleiches Gesicht gesehen. Es war weiß wie Milch. Sie sahen ihm nach, wie er durch die Gänge nach hinten zum Lager schlenderte. Sein langer, dünner Körper hüpfte unbeholfen zu einem Rhythmus, den nur er hörte.
    Die Mädchen liefen durch die Einkaufspassage und sahen kurzbei den CDs und in der Zoohandlung vorbei. Als sie in den Supermarkt zurückkamen, saß Lenin in seiner schmutzigen orangefarbenen Arbeitsweste hinter einer der Kassen und scannte Einkäufe ein. Das Namensschild hing schief auf seiner Brust.
    Jenna rief ihn, und ohne sich umzusehen, ließ er etwas vom Kassenregal fallen und kickte es in ihre Richtung. Eine Schachtel Zigaretten schlitterte über den Boden. Jenna bückte sich, tat so, als müsse sie ihre Schnürsenkel zubinden – was total verdächtig aussah, dachte Connie, zumal ihre Turnschuhe Klettverschlüsse hatten –, und hob die Zigaretten auf.
    Sie warfen Lenin, der sie ignorierte, eine Kusshand zu und rannten lachend über den Parkplatz und den All Nations Park hoch, wo sie sich kichernd und keuchend auf die Bank oben auf dem Hügel fallen ließen. Von dort aus hatten sie einen Blick über die Stadt. Jenna reichte die Zigaretten herum. Connie betrachtete die goldene Schachtel, öffnete und schloss sie wieder, nahm dann eine heraus und ließ sich von Tina Feuer geben. Der erste Zug Nikotin und Rauch schmeckte abscheulich.
    »Also, was ist ein Mitleidsfick?«
    »Ein Mitleidsfick ist, wenn jemand mit dir schläft, weil du ihm leid tust.«
     
    Ihr Vater hatte es tatsächlich gesagt. Und zwar zu ihrer Mutter. Ihre Mutter hatte geweint, sie war völlig aufgelöst gewesen wegen irgendeines Mannes, und ihr Vater hatte sie getröstet. Connie saß mitten im Zimmer und malte mit Wasserfarben. Es musste in dem Haus in Islington gewesen sein, wo sie mit Greg, seinem Freund Clem, Shelly und Joanne wohnten. Sie hatte dieses Haus geliebt, auch wenn es kalt war und das Warmwasser nie richtig funktionierte. Es gab tausend Verstecke dort – und sogar einen Dachboden. Sie hatte drei Mütter und drei Väter gehabt, damals in dem Haus.
    Jenna rauchte die Zigarette mit ein paar kurzen Zügen auf und warf die Kippe ins Gestrüpp. Connie widerstand dem Drang, siezurechtzuweisen. Jenna wusste genau, was mit der Kippe passierte. Sie würde im Meer landen. Connie stand von der Bank auf, hob sie auf und steckte sie in die Seitentasche ihres Rucksacks. Sie würde sie später entsorgen.
    »Sorry.«
    Connie zuckte nur mit den Schultern und fragte: »Warum glaubst du, dass es ein Mitleidsfick war?«
    »Weil er den ganzen Abend nur von Veronica geredet hat. Er ist immer noch verrückt nach ihr. Eigentlich hatten wir vor zu lernen, aber er wollte die ganze Zeit nur über sie reden. Dann hat seine Mum uns Abendessen gemacht, und wir sind in den Park auf der anderen Straßenseite gegangen. Er hatte noch

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