Nur einen Kuss, Kate!
versuchte abermals, sich seinem Griff zu entziehen. Er aber ließ sie nicht los und lächelte sie fast ärgerlich an.
“Bitte, lassen Sie mich los”, sagte sie nun schon nachdrücklicher. “Sie tun mir weh.”
“Und Sie tun mir weh, indem Sie mir eine Antwort verweigern. Also … wollen Sie meine Frau werden?”
“Nein, Cousin Jeremiah”, sagte sie sanft.
Er sah sie fassungslos an. “Das glaube ich nicht”, rief er aus und ließ ihre Hände los, um ihre Schultern zu umfassen und fest zu schütteln. “Ich liebe Sie und bin sicher, dass Sie meine Liebe erwidern.” Sein Ton wurde weicher. “So ist es doch, Kate? Sie scherzen nur.” Er zog sie trotz ihres Widerstrebens fest an sich, und ehe sie es sich versah, hatte er seine Lippen in einem feuchten Kuss auf die ihren gedrückt. Sie setzte sich vergebens zur Wehr, während seine Hände über ihren Körper strichen und seine Zunge Einlass in ihren Mund suchte.
Unerwartet befreit, taumelte sie gegen die Balustrade, als Jack sich zwischen sie und ihren Vetter warf.
“Sie Schuft, lassen Sie die Finger von ihr!”, brüllte er und holte zu einem so festen Faustschlag aus, dass Cousin Jeremiah höchst unelegant auf dem Steinboden landete. “Wie können Sie es wagen, auf meinem Grund und Boden eine Dame zu belästigen?”
Ohne Kate zu beachten, die verzweifelt an seinem Ärmel zog, machte Jack Anstalten, abermals auf ihn loszugehen.
“Jack, das dürfen Sie nicht. Er hat mir nichts getan”, rief sie, doch ließ er sich nicht beirren und ging mit geballten Fäusten wieder zum Angriff über. “Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht!”, schrie sie ihm ins Ohr.
Daraufhin hielt Jack mitten in der Bewegung inne. Er fuhr herum und starrte sie erschrocken an. Seine Zornesröte wich fahler Blässe.
“Was hat er?”, krächzte er.
“Er bat mich, ihn zu heiraten”, sagte Kate, die zu spät merkte, dass sie bei Jack einen falschen Eindruck erweckt hatte, aber sie sah keinen anderen Ausweg.
“Deswegen also …”, brachte Jack erstickt heraus. Er drehte sich um. “Ich verstehe …” Damit ging er, ohne einen von ihnen eines Blickes zu würdigen.
Kate blickte ihm betreten nach. Sie hatte Schmerz in seinem Blick gelesen. Weil er glaubte, sie würde ihren Vetter heiraten? Am liebsten wäre sie ihm nachgelaufen und hätte ihm alles erklärt, fürchtete aber, ihn wieder zu erzürnen, sodass er Jeremiah ernsthaften Schaden zufügte.
Sie drehte sich um. “Ich glaube, Sie müssen gehen, Cousin Jeremiah. Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste.”
Er war wieder auf den Beinen, und seine Angst war Empörung gewichen. “Am liebsten würde ich ihn anzeigen. Er ist ein gefährlicher Irrer.”
Da explodierte Kate. “Wie können Sie das sagen? Sie sind noch glimpflich davongekommen. Mir Ihre Küsse aufzuzwingen … Sie können von Glück reden, wenn ich Sie nicht anzeige.”
Cousin Jeremiah beruhigte sich sofort. “Kate, ich war außer mir, aber wenn Sie es wünschen, werde ich von rechtlichen Schritten absehen. Und jetzt möchte ich schleunigst unsere Heirat regeln.”
Kate starrte ihn fassungslos an. Wie konnte man so begriffsstutzig sein? “Lieber Cousin, das alles passierte nur, weil Sie nicht hören wollten. Es tut mir leid, aber ich werde Sie nicht heiraten.”
“Aber ich liebe Sie.”
“Ich erwidere Ihre Liebe nicht.”
“Das stört mich nicht. Ich heirate Sie auch so”, erklärte er edelmütig.
Zähneknirschend wünschte Kate sich, sie hätte zugelassen, dass Jack ihn verprügelte.
“Ich möchte Sie nicht heiraten.” Als er einen Schritt auf sie zutrat, wich sie zurück. “Es ist mein Ernst”, rief sie fast schrill. “Nichts wird mich dazu bringen, meine Meinung zu ändern.”
“Ich glaube, Sie sollten sich fügen, Cole”, hörte Kate eine Stimme leise sagen. “Mein Freund Mr. Carstairs hat Sie bereits mit den rauen Kampfmethoden der Coldstreams bekannt gemacht. Ich werde Ihnen gern demonstrieren, wie die 95er Schützen vorgehen.” Francis rollte die Ärmel hoch. “Es sei denn, Sie entschuldigen sich bei der Dame und verschwinden.”
Cousin Jeremiah, dem Carstairs' Fausthiebe Kopfschmerzen und einen bösen Sturz eingetragen hatten, zog es nach einem Blick auf Francis' sehnige Unterarme vor, mit einer hastig geäußerten Entschuldigung den Rückzug anzutreten, wobei er immer schneller wurde.
Es war ein komischer Anblick, doch Kate war nicht nach Lachen zumute. Ebenso wenig hatte sie Lust, mit Francis darüber zu
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