Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
„Nein, das bist du nicht. Du wünschst, ich hätte deinen Roman nie gelesen. Du hast Angst davor, ihn zu Ende zu schreiben.“
Die Wahrheit ging ihr auf die Nerven und reizte ihre Stimmung. „Mein Job kommt zuerst. Ob dir das passt oder nicht.“
Er musterte sie ruhig. „Du hast einen Fisch an der Leine.“
„Ich will nicht, dass du …“ Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an. „Was?“
„Du hast einen Fisch an der Leine“, wiederholte er. „Du solltest sie besser aufspulen.“
„Ich habe einen …“ Verblüfft spürte Lee, wie die Leine in ihrer Hand ruckte. „Ich habe einen Fisch! Herrje.“ Sie hielt die Angel mit beiden Händen. „Ich habe wirklich einen Fisch gefangen. Was mache ich jetzt?“
„Spul die Leine auf“, schlug Hunter wieder vor.
„Willst du mir nicht helfen?“ Ihre Hände fühlten sich ungeschickt an, als sie sich bemühte, die Spule aufzukurbeln. In der Hoffnung, das werde ihr helfen, stand sie auf. „Hunter, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich könnte ihn verlieren.“
„Dein Fisch“, betonte er. Lächelnd beobachtete er sie. Würde sie überschwänglicher aussehen, wenn man ihr ein Interview mitdem Präsidenten gewährte? Irgendwie glaubte Hunter das nicht, obwohl er sicher war, Lee würde ihm darin widersprechen. Aber schließlich konnte sie sich in diesem Augenblick auch nicht selbst sehen, das Haar zerzaust, die Wangen glühend, die Augen aufgerissen und die Zunge zwischen den Zähnen. Das frühmorgendliche Sonnenlicht ließ ihre Haut schimmern, und ihr kurzes Auflachen, als sie den zappelnden Fisch aus dem Wasser zog, rieselte wie ein kitzelnder Hauch über seinen Nacken.
Verlangen regte sich, als er ihre langen Beine ansah, die in kurzen Shorts steckten, dann die weichen Körperkurven, die sich unter dem Hemd abzeichneten, als sie mit dem Fisch kämpfte.
„Hunter!“ Sie lachte, als sie den immer noch zappelnden Fisch hoch übers Gras hielt. „Ich hab’s geschafft.“
Er war fast größer als der größte, den er in dieser Woche gefangen hatte. Er schürzte die Lippen, als er ihn abschätzte. Es war verführerisch, ihr zu gratulieren, doch er entschied, dass sie schon selbstgefällig genug wirkte. „Nimm ihn vom Haken“, erinnerte er sie lässig.
„Vom Haken?“ Lee warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Ich will ihn nicht anfassen.“
„Du musst ihn anfassen, wenn du ihn vom Haken nehmen willst.“
Lee zog eine Braue hoch. „Ich werfe ihn eben einfach wieder zurück.“
Mit einem Schulterzucken schloss Hunter die Augen und genoss die leichte Brise. Den Teufel würde sie tun. „Dein Fisch, nicht meiner.“
Hin- und hergerissen zwischen der Scheu, den zappelnden Fisch anzufassen und dem Stolz, ihn gefangen zu haben, starrte Lee auf Hunter hinunter. Er würde ihr nicht helfen, das war offensichtlich. Wenn sie den Fisch ins Wasser zurückwarf, würde er sie für den Rest des Tages spöttisch mustern. Unerträglich. Sie biss die Zähne aufeinander und griff nach dem Fang des Tages.
Er war nass, glitschig und kalt. Sie zog die Hand zurück. Ausden Augenwinkeln sah sie, wie Hunter zu ihr hochgrinste. Sie hielt die Luft an und nahm die Forelle fest in die Hand und drehte sie mit der anderen vom Haken los. Wenn Hunter sie nicht angesehen hätte, sie herausgefordert hätte, hätte sie es nie gekonnt. Mit der größtmöglichen arroganten Miene ließ sie die Forelle in die Kühltasche fallen, die Hunter zu den Fischausflügen immer mitbrachte.
„Sehr gut.“ Er rollte seine Leine ein. „Das reicht fürs Dinner für uns beide, wenn du sie erst ausgenommen hast.“
„Er ist so groß wie …“ Er ging schon zurück zum Lager, so dass sie laufen musste, um ihn und seine Bemerkung einzuholen. „Ich nehme ihn aus?“
„Regel ist: Wer fängt, nimmt aus.“
Sie stellte sich vor ihm auf, doch er beachtete sie gar nicht.
„Ich nehme keinen Fisch aus.“
„Dann isst du auch keinen Fisch.“ Seine Worte kamen lässig wie ein Schulterzucken.
Lee gab ihren Stolz preis und packte seinen Arm. „Hunter, du musst die Regel ändern.“ Sie seufzte, war aber überzeugt, dass sie an dem Wort nicht ersticken würde. „Bitte.“
Ihren Vorschlag abwägend, blieb er stehen. „Wenn ich ihn ausnehme, musst du mir dafür einen Gefallen tun.“
„Ich kann zwei Abende hintereinander kochen.“
„Ich sagte einen Gefallen.“
„In Ordnung, wie ist der Handel?“
„Lassen wir es doch einfach offen“, schlug er vor. „Im Augenblick fällt mir
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