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Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Titel: Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nichts ein.“
    Dieses Mal überlegte sie. „Wird es annehmbar sein?“
    „Natürlich.“
    „Abgemacht.“ Lee drehte ihre Handflächen nach oben und rümpfte die Nase. „Jetzt werde ich mir die Hände waschen.“
    Lee hatte nicht gewusst, welch erregendes Prickeln es sein konnte, einen Fisch zu fangen oder ihn selbst über einem offenen Feuerzu braten. Es gab noch andere Dinge, die Lee nicht gewusst hatte. Seit Tagen hatte sie nicht mehr auf die schmale Golduhr an ihrem Handgelenk gesehen. Wenn sie nicht ein Tagebuch führen würde, wüsste sie wahrscheinlich nicht mehr, welcher Tag es war. Sicher, ihre Muskeln protestierten immer noch nach einer Nacht im Zelt, und die sanitären Einrichtungen waren primitiv, die reinste Höllenstrafe. Doch alldem zum Trotz entspannte sie sich.
    Zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, war ihr Tag nicht eingeteilt, von ihr selbst oder jemand anderem. Sie stand auf, wenn sie aufwachte, schlief, wenn sie müde war und aß, wenn sie hungrig war. Das Wort Termin existierte im Augenblick nicht. Das war etwas, was sie sich selbst nicht mehr erlaubt hatte, seit sie ihr Elternhaus in Palm Springs verlassen hatte.
    Unabhängig davon, wie Hunter ihren Puls durch einen seiner unerwarteten Blicke in die Höhe schnellen ließ oder wie viel Begehren für ihn unter der Oberfläche brodelte, fand sie das Zusammensein mit ihm angenehm. Weil es so ungewöhnlich war, bemühte sich Lee nicht, die Gründe dafür zu finden. In diesen späten Nachmittagsstunden, in der Zeit vor Einbruch der Dämmerung, war sie zufrieden, am Feuer zu sitzen und sich um das Essen zu kümmern.
    „Ich habe nicht gewusst, dass etwas so gut riechen kann.“
    Hunter goss die Tasse mit Kaffee voll, bevor er ihr einen Blick zuwarf. „Wir hatten erst vor zwei Tagen Fisch.“
    „Deinen Fisch“, betonte Lee und drehte vorsichtig die Forelle. „Das ist meiner.“
    Er grinste und fragte sich, ob sie sich daran erinnerte, wie entsetzt sie das erste Mal gewesen war, als er ihr vorgeschlagen hatte, einen Ast über dem Feuer zu drehen. „Anfängerglück.“
    Lee öffnete den Mund, bereit für eine beißende Entgegnung. Dann sah sie, wie er sie anlächelte. Sie stieß einen tiefen Atemzug aus und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Feuer zu. „Wenn Fischen vom Glück abhängt, dann hattest du schon mehr als deinen Anteil.“
    „Alles hängt vom Glück ab.“ Er hielt ihr zwei Teller hin. Lee verteilte die brutzelnde Forelle und setzte sich dann zurück, um sie zu genießen. Hunter selbst kostete zunächst einmal ganz vorsichtig und stellte überrascht fest, dass sie ihren eigenen Fang nicht hatte anbrennen lassen.
    Während Lee aß, betrachtete sie nachdenklich die Landschaft. Hatte jemals etwas so wunderbar wie diese Forelle geschmeckt? Würde jemals wieder etwas so schmecken? Zum Nachtisch nahm sie sogar zögernd einige der Trockenfrüchte an, die Hunter ihr anbot. Davon schien er einen unerschöpflichen Vorrat zu haben.
    An einer Aprikose kauend, musterte sie ihn. Das Dämmerlicht und das flackernde Feuer warfen Schatten auf sein Gesicht. Das passte zu ihm. Die Stoppeln, die diesen Dichtermund umgaben, machten ihn noch anziehender. Er war ein Mann, den eine Frau nie ignorieren konnte, nie vergessen würde. Lee fragte sich, ob er das wusste. Dann hätte sie fast gelacht. Natürlich wusste er es. Er wusste eindeutig zu viel.
    „Wenn du in deinem Leben etwas ändern könntest, was würdest du ändern?“ Sie lehnte sich ein wenig vor, wie sie es immer bei Antworten machte, die ihr wichtig waren.
    Er lächelte auf die Art, die ihr Blut erhitzte. „Ich würde mehr nehmen“, sagte er ruhig.
    Sie spürte, wie ein Schauer ihren Rücken hochjagte, und war nur zu sicher, dass Hunter es sah. Lee fand, sie war gezwungen, sich an ihren Job zu erinnern. „Weißt du …“, begann sie leicht genug, „… du hast mir so einiges in dieser Woche erzählt, und dafür bin ich dir auch dankbar. Ich könnte dich aber noch viel besser verstehen, wenn du mir den Ablauf eines ganz typischen Tages von dir schildern würdest.“
    Die Wolken türmten sich auf, der Wind nahm zu. Er fragte sich, ob sie es bemerkte. „Es gibt keinen typischen Tag.“
    „Du weichst wieder aus.“
    „Ja.“
    „Es ist mein Job, dich festzunageln.“
    Über den Rand seiner Kaffeetasse musterte er sie. „Es gefällt mir, dich dabei zu beobachten, wie du deinen Job tust.“
    Sie lachte. Offenbar konnte er sie immer gleichzeitig frustrieren und amüsieren.

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