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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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sein. So beschließt er sofort, nie mehr ins Gefängnis zurückzukehren. Und der Fall Leszek soll für ihn nicht abgeschlossen sein, zuviel hat er dafür riskiert und erduldet. Er wendet sich an die Journalistin, die er aus Erzählungen Leszeks kennt und geht im April 1994 zur
    Redaktion der Danziger Zeitung »Wieczor Wybrzeza«, die ihn freudig empfängt. Roman hat mehr als Informationen aus zweiter Hand zu bieten: Er ist im Besitz des handgeschriebenen Tagebuches von Leszek Pekalski – mit allen Geständnissen.
    Die ungläubigen Redakteure recherchieren bis ins letzte Detail, ob es sich dabei auch wirklich um ein von Leszek selbst geschriebenes Original handelt. Für Geld ist in diesem Lande sehr viel zu erreichen, und so steht nach einigen Tagen fest: das Tagebuch ist echt.
    Mit riesigen Lettern veröffentlicht die Zeitung am 26. April 1994 das »TAGEBUCH EINES VAMPIRS«. Die Zeitung ist
    im Handumdrehen ausverkauft. Ganz Polen will wissen, was Leszek Pekalski niedergeschrieben hat. Im ersten Teil der Ausgabe kündigt die Zeitung an, daß Leszek zwar noch nicht verurteilt sei, aber dennoch den Titel »Vampir des
    Jahrhunderts« tragen dürfe. Obwohl er bei seinen Taten keinerlei Blut getrunken oder ähnliches getan hat, ging dieser 79
    Name für Leszek Pekalski von Mund zu Mund. Am Tag darauf erscheint der zweite und letzte Teil über das Tagebuch des Vampirs.
    Auch die Staatsanwaltschaft in Slupsk hat diesen Artikel gelesen und ist sehr verwundert über das Material, das dieser Zeitung zur Verfügung steht. Der Oberstaatsanwalt macht sich selbst auf den Weg nach Danzig, um die Angelegenheit zu regeln. Für ihn ist nicht wichtig, woher der Verlag diese Unterlagen erhalten hat – das kann er sich schon denken. Er will sich keine Blöße geben, weshalb kein Wort über Roman Z.
    und seine Flucht aus dem Gefängnis fällt. Der Chefredakteur händigt dem Staatsanwalt die Unterlagen aus, und es scheint, als sei dieser damit zufrieden. Aber er bleibt es nicht lange, denn er hat nur Kopien des wichtigen Beweismittels erhalten.
    Sofort kontaktiert er seinen Chef. Generalstaatsanwalt Wojciech H., der nun mittels Fax den Verlag um die
    Herausgabe der Originale ersucht. Er fordert die Herausgabe zwar höflich, aber mit Nachdruck, da diese Unterlagen ohne Genehmigung illegal aus der Strafanstalt entfernt worden seien.
    Natürlich vergißt er nicht, den Verlag darauf hinzuweisen, daß man nicht wünsche, daß über diesen Fall weiter berichtet wird.
    Dieses Fax von allerhöchster Stelle ist für alle Beteiligten der Beweis für die Echtheit des Dokuments und daß die Staatsanwaltschaft bis zu diesem Zeitpunkt gar nichts von der Existenz des fertiggestellten Tagebuchs gewußt hat. Ein peinliches Versagen, das sich auf das Verhältnis der Justizbehörde zur Presse auswirkt: fortan fließen keine Ermittlungsergebnisse mehr an die Öffentlichkeit. Denn jetzt hat man die Originale und ist damit zufrieden. Voreilig zufrieden, da man die Cleverneß Roman Z.s unterschätzte.
    Noch immer auf freiem Fuß, muß die Staatsanwaltschaft durch die Presse erfahren, daß Roman Z. im Besitz eines von Leszek geschriebenen Geständnisses ist. Wie dies alles zustande kam, vertraut Roman nur einem Menschen an. Er 80
    schüttet diesem sein Herz aus, da er noch immer auf
    Gerechtigkeit hofft und dazu könnte ihm nur die Presse und sein Bericht verhelfen. Dies ist die authentische Wiedergabe eines aufgezeichneten Telefongespräches mit Roman, der sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht befand.
    »Es ist richtig, daß ich mich am dritten Tag meines
    Zellenaufenthaltes mit Leszek freiwillig zur Verfügung stellte, ihn auszuhorchen, was er alles angestellt habe. Vieles wurde über ihn berichtet, doch niemand wußte, was wirklich stimmte.
    Viel zu verworren waren all die Erzählungen über ihn, und ich sah darin meine Chance, bald meine Familie wiederzusehen, die ich so sehr liebe und von der ich nicht wußte, wie es ihr ergeht ohne mich. Eines Tages wurde ich zu einem
    Staatsanwalt vorgeladen, der sich mir nicht vorstellte. Ich hatte den Mann noch nie gesehen, doch als ich sein Zimmer betrat, wußte ich, wer das war. Zu genau hatte mir Leszek diesen Mann mit seinen grauen Haaren und seinem grauen Bart
    beschrieben. Er verhörte mich und gab mir das Protokoll zur Unterschrift. Dann erhielt ich ein dickes Heft von ihm, wo ich alles notieren sollte, was ich von Leszek erfahren würde. Das Heft gab ich an Leszek weiter, der sich sehr freute.
    Bei meinem

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