Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
Vom Netzwerk:
will nun nicht mehr Indianer spielen. Sein Opfer ist schuld, daß er sich wehgetan hat. Mit der Axt gibt er seinem Zorn nach.
    Nach Stunden bindet er die Reste des alten Mannes los und schleift sie ins Gebüsch. Das Spiel ist zu Ende. Sorgsam bedeckt er den Leichnam mit Plastiktüten, Ästen und einem schweren Stück Holz. Den Reisigwagen zieht er pfeifend zum nächsten Fluß und versenkt ihn lachend.
    Auch hier muß zunächst ein Unschuldiger büßen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, daß ein Sohn des Ermordeten Ärger mit dem alten Mann hatte, und vermutet, daß er der Täter sein könnte. Kurz vor Heiligabend, der Leichnam wurde einige Wochen vorher durch spielende Kinder gefunden, wird Boleslaw N., Sohn des Opfers, festgenommen. Sein eigener Bruder, mit dem er ebenfalls nicht gerade das beste Verhältnis hat, ist von seiner Schuld überzeugt.
    Nach Monaten erzählt der Festgenommene von einer ungewöhnliche Konfrontation: »Mein Bruder Jan saß mit dem Oberleutnant aus dem Amt für innere Angelegenheit und einem Staatsanwalt zusammen. Sie benahmen sich wie gute Freunde.
    Bis heute erinnere ich mich an die Worte meines Bruders: Gib es nur zu, alle werden dir helfen, Mutter Jozefa und auch die Herren hier, gib es nur zu. Ich wollte ihm ins Gesicht spucken, aber das gehört sich nicht unter Brüdern. Sie zeigten mir eine Erklärung: Mein Bruder habe angeblich gesehen, wie ich meinen Vater tötete. Wahrscheinlich war mein Bruder wieder einmal betrunken, denn seine Handschrift war wackelig.«
    Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft wird Boleslaw N. entlassen.
    Die Staatsanwaltschaft war zu dem Entschluß gekommen, daß die ihn belastenden Beweise unzureichend sind. Boleslaw will aber völlig frei von allen Beschuldigungen sein und legt Beschwerde ein. Diese wird abgelehnt, da sie einen Tag zu spät beim Gericht eingeht. Ein Formfehler. Als Jan erfährt, daß man seinen Bruder aus der Haft entlassen hat, erhängt er sich.
    Boleslaw N.: »Den wahren Grund für seinen Selbstmord hat er mit ins Grab Benommen.«

Opfer Nr. 3
    Andrzej M., ermordet am 13.01.1987 in Slupsk
    Eine hohe Hecke an einer Straße in Slupsk – der Stadt, in der sich Leszek heute im Gefängnis befindet – ein Wächterhäuschen und die sich dahinter verbergenden Gebäude erwecken Leszek Pekalskis Neugier. Er hat vor kurzem das Gewichtheben zu seinem Hobby erkoren. Inzwischen ist er an der Sonderberufsschule in Slupsk zum Maurer ausgebildet worden. Er steht so lange am Zaun und blickt hinter die Hecke, bis es ihn friert. An der Einfahrt zu dem Grundstück entdeckt er ein weiteres kleines Häuschen mit einigen Wachposten. So geht er auf den Posten zu und bittet, eingelassen zu werden.
    Die Beamten müssen über den ungebetenen Besucher lachen.
    Wie er auch aussieht! Zerschlissene Schuhe, heruntergekommene Kleidung, nicht frisiert und nicht rasiert. Aber man sieht ihm an, wie sehr er friert und so hat man Mitleid mit diesem anscheinend armen Menschen. Er bleibt eine Weile, wärmt sich und jammert über sein Leben. Wieder ruft die Erzählung von seiner trostlosen Jugend bei den Zuhörern Mitleid hervor.
    Nach einiger Zeit verläßt Leszek Pekalski das kleine Häuschen, geht aber nicht zurück zur Straße, sondern in das Grundstück nach hinten. Was Pekalski nicht weiß: die Polizeibeamten bewachen ein Munitionsdepot, und das befindet sich in einem Gebäude, das Leszek besonders interessiert. Dieses Gebäude ist ein militärischer Hochsicherheitstrakt und für alle Besucher tabu – doch bei Leszek, diesem heruntergekommenen Subjekt, macht man eine Ausnahme. Er ist viel zu friedlich, als daß sich die Beamten weiter um ihn kümmern würden.
    Aber: der ihnen unbekannte Mann taucht nicht wieder auf.
    Die Beamten werden doch unruhig und wollen ihn suchen.
    Jeder noch so entlegene Winkel wird durchkämmt, doch nichts ist von ihm zu sehen. Er hat sich in einer Wandnische am Ende des Geländes versteckt und beobachtet das Treiben der Polizisten. Es werden immer mehr, jemand betätigt den Alarm.
    Alle zur Verfügung stehenden Beamten werden zur Suche hinzugezogen. Aber so sehr man sich auch bemüht, von Leszek Pekalski ist nach wie vor nichts zu sehen. Ein junger Polizist findet ihn schließlich und Leszek wundert sich über die Aggressivität des Mannes. Der Wachmann schreit ihn an:
    »Schau, daß du wegkommst! Du hast hier nichts zu suchen!«
    Es sollten die letzte Worte des 23jährigen Andrzej M. sein.
    Nach kurzem Disput versucht der Polizist. Leszek vom

Weitere Kostenlose Bücher