Nur Fuer Schokolade
Geschädigten etwas weggenommen?«
Leszek: »Ich erinnere mich, vom Schmuck etwas genommen zu haben.«
»Was war es?«
Leszek: »Eine Uhr, kann ich mich erinnern.«
»Wie sah die Uhr aus?«
Leszek: »Eine Metalluhr, war es, eine mit einem Metallband.«
»Welche Form hatte die Uhr?«
Leszek: »Oh … ich zeige, wie ich sie reinwarf.«
»Das können wir schon lassen. Wie der Verdächtige schon sagte, hatte sie die Beine angewinkelt?«
Leszek: »Ja, sie hatte die Beine angewinkelt.«
»Kommen wir noch einmal auf den Schmuck. Die Uhr, ja, mit Metallarmband, welche Farbe?«
Leszek: »Dunkle Farbe.«
»Und die Form der Uhr?«
Leszek: »Sie war quadratisch.«
»Und das Zifferblatt?«
Leszek: »Auch dunkel.«
»Mit Ziffern oder mit Zeigern?«
Leszek: »Mit Zeigern.«
»Und können Sie sich an die Farbe der Zeiger erinnern?«
Leszek: »Nein. Nein, nein, an die Zeiger nicht.«
»Hatte sie eine Datumsangabe oder etwas Charakter-istisches?«
Leszek: »Nein, an das erinnere ich mich nicht.«
»Kennen Sie den Namen der Uhr?«
Leszek: »Nein … auch den Namen weiß ich nicht.«
»Und was passierte mit dieser Uhr?«
Leszek: zögert mit seiner Antwort.
»Wollen Sie darauf nicht antworten?«
Leszek: »Ich möchte … ehrlich sagen.«
»Aber?«
Leszek: »Aber ich habe Angst, daß diese Person es erfährt, woher die Uhr ist. Wird sie es nicht erfahren?«
»Sie brauchen diese Frage nicht zu beantworten.«
Damit bricht der Staatsanwalt die Rekonstruktion ab. Er glaubt, alles von diesem Tathergang erfahren zu haben, was später für das Gericht von Bedeutung sein könnte. Was er nicht erfragt hat, ist der Name der Person, die die Uhr erhalten hat.
Hier läge, sieht man von den mündlichen Geständnissen des Leszek Pekalski ab, ein wichtiger Beweis seiner Schuld. Die Staatsanwaltschaft sollte dies im Verlauf der Verhandlung noch bereuen. Doch nicht nur in diesem Mordfall.
Immer wieder versucht Leszek dem Gericht glaubhaft zu machen, daß er nur vierzehn Morde begangen hat und nicht, wie die Staatsanwaltschaft sagt, 17 Morde. Konsequent bestreitet er drei bestimmte Morde: Den Mord an dem sechs Monate alten Säugling Marta M. (Opfer 9), den Mord am Polizeibeamten Andrzej M. (Opfer 3) und den Mord an dem Greis Kazimierz N. (Opfer 2).
Die Staatsanwaltschaft erklärt im Verlauf der Verhandlung, warum Leszek ausgerechnet diese drei Morde immer wieder bestreitet.
»Als er diese drei Morde gestand, war er noch nicht so lange im Gefängnis, um zu wissen, wie die Mitgefangenen auf Morde an Säuglingen und wehrlosen alten Männern reagieren.
Bei dem Widerruf seines Geständnisses mit dem Polizeibeamten nimmt die Staatsanwaltschaft an, daß er nicht wollte, daß man ihm den Mord an einem Beamten nachweist, weil auch Gefängniswärter Beamte sind. Er hat sichtlich Angst, daß er ein negatives Verhalten der Gefängnisbeamten zu befürchten hätte, wenn er diesen Mord nicht widerruft.«
In den darauffolgenden Prozeßtagen legt er stets freundlich seine Erklärungen ab, beschreibt detailliert seine Verbrechen und ist bemüht, seine ihm gestellte Aufgabe bestens zu erfüllen.
Mit der Zeit nimmt das Medieninteresse etwas ab, was Leszek sehr enttäuscht. Er beginnt Gespräche in den Prozeßpausen zu führen, obwohl er zuvor beschlossen hat, nur gegen Bezahlung über sich zu berichten. Er fragt auch den Staatsanwalt, ob die Reporter ihn nicht für jede Veröffentlichung aus seinem Leben und seiner Taten bezahlen müßten.
Leszek nennt dies die »Absicherung seiner Schriftsteller-rechte«. Geld darf Leszek nach Anordnung des Gerichtes nicht verlangen, doch wer an Informationen gelangen will, muß trotzdem tief in die Tasche greifen. Seine Gier wächst von Tag zu Tag und die Einkaufszettel werden immer länger. Auch die Reporterin, der er genehmigt hat, ein Bild von ihm zu schießen, muß vor jedem Interview große Einkäufe tätigen. Bei seinen Interviews zögert und stottert er, spricht aber wieder sehr schnell, als ob er eine auswendiggelernte Lektion regelrecht ausspeien wollte. Auffallend sind seine schönen, nicht von der Arbeit beanspruchten Hände, schmalen Finger. Die Reporterin fragt Leszek in einer Verhandlungspause: »Haben Sie niemanden verletzt?«
»Nein, niemanden, nur die Vergewaltigung, wo mich die Frau erkannt hatte. Alles andere wurde mir eingeredet.«
Lächelnd sagt er weiter: »Ich kann über meine Kindheit sprechen, über das, wie mir meine Mutter stets Leid zugefügt hat. – Sie nehmen es mir
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