Nur Fuer Schokolade
ihm dankbar, daß er mich nicht getötet hat.«
Leszeks Zwillingsschwester Joanna:
»Leszek hatte einen ruhigen Charakter, er lächelte immer. Ich habe nicht gewußt, warum er immer so fröhlich gestimmt war.
Unsere Mutter und unsere Oma mochten uns nicht und wir wurden viel geschlagen. Unser Vater, der mit seiner Familie im selben Haus wohnte, wollte von uns nichts wissen. Als wir größer wurden, war Leszek ständig auf der Suche nach Mädchen, aber er fand keine, die ihn mochte. Nicht viel hätte er an sich ändern müssen, um ein Mädchen erobern zu können, er hätte sich nur mehr pflegen müssen, aber er tat einfach gar nichts für sich. Er bekam eine Rente, er arbeitete auch, aber sein Geld reichte ihm nie. Seine Gier nach Schokolade und Süßigkeiten waren schuld daran, daß er nie Geld hatte, zuviel gab er dafür aus. Auch reiste er viel durch ganz Polen und erzählte mir jedesmal nach seiner Rückkehr seine Reiseerleb-nisse. Es fällt mir schwer zu glauben, daß er seine Ausflüge nur dazu benutzte, um Vergnügen an seinen Opfern zu finden. Ich habe keine Angst vor dem Urteil, es interessiert mich nur eines, ob er es war oder nicht. Glauben kann ich es nicht, aber … ich habe meine Zweifel. Nur, für seine Taten muß man bezahlen, wenn es so war, dann auch mein Bruder.
Er war kein Kind mehr, als er diese schrecklichen Taten vollbrachte, wenn er es tat, dann …«
An dieser Stelle unterbricht Joanna ihre Aussage.
Alle Prozeßbeobachter haben dafür Verständnis. Auch die Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine weitere Befragung.
Bogdan Pekalski gibt vor Gericht folgendes zu Protokoll:
»Ich glaube, daß Leszek die Taten begangen hat. Bei der Verhaftung hat man verschiedene Damenkleider in seinem Zimmer sichergestellt. Büstenhalter, Unterhöschen, Strümpfe, sogar etwas Schminke, von mir hat er diese Dinge nicht. Von wem denn?
Leszek lasse ich nie mehr in meinem Haus wohnen, auch dann nicht, wenn er einmal entlassen werden sollte. Er soll weggehen, sich eine andere Bleibe suchen, bei mir wird er nie mehr wohnen können. Zu einer Verhandlung von Leszek, außer zur heutigen Zeugenaussage, bin ich nie gefahren. Auch habe ich ihn nie im Gefängnis besucht, wozu auch? Ich will ihn nie mehr wiedersehen.
Auf der Gemeindeverwaltung in Borzytuchomy erzählte er einmal, daß wir Streit gehabt hätten. Danach fuhr er nach Kolczyglowy, wo er die 17jährige Verkäuferin Sylwia umgebracht hatte. Daß er in dieser Stadt war, weiß ich sehr genau, da von dieser Stadt jemand von der Fürsorge kam, um mich zu fragen, worum es bei unserem Streit gegangen sei. Wie immer – so auch dieses Mal – ging es um das Geld, das er als Rente bekam. Alles Geld verbrauchte er für seine verrückten Wünsche nach einer Frau, er schrieb ständig an Heirats-vermittlungsstellen und die lachten ihn nur aus, doch sein Geld gefiel ihnen. Alles Geld gab er für Briefmarken und Briefpapier aus, denn es gab keine Annonce in der Zeitung, auf die er nicht antwortete. So blieb nie Geld für Lebensmittel übrig und ich mußte ihn immer durchfüttern. Leszek war immer sehr hinter den Frauen her, er wollte nur eines: eine Ehefrau.«
Ein Opfer Pekalskis. Anna P, die überlebte:
»Leszek Pekalski hat mich im Juni 1991 in Jaroslaw verfolgt, furchtbar mit einem Stock geschlagen und mich dann vergewaltigt. In den folgenden fünf Jahren habe ich versucht, es zu vergessen, aber die Erinnerung kommt immer wieder zurück. Heute geht es nicht mehr um mich, sondern es geht darum, daß er es eines Tages wiedertut. Man sieht es in meinem Alter, wenn man selbst große Kinder hat, etwas anders. Erst jetzt ist mir bewußt, daß viele junge Mädchen ums Leben kamen, die fast noch Kinder waren. Ich finde, daß es besser mir als einem jungen Mädchen passiert ist …«
Anna P. kann nicht mehr weitersprechen, sie bekommt einen Weinkrampf und wird vom Gericht entlassen.
Ein Opfer Pekalskis. Bernadetta B., die ebenfalls überlebte:
»Für mich ist klar, Leszek muß es gewesen sein. Er war sehr stark, man konnte ihn fürchten. Sofort wußte ich, wer es war, der mich auf meinem Nachhauseweg verfolgte. Obwohl er sein Gesicht und seine Haare verdeckt hatte, wußte ich, es war Leszek Pekalski. Als er mich auf den Boden warf, bekam ich solch einen Schrecken, daß ich nicht schreien konnte und auch seine zahllosen Schläge nicht spürte.
Erst am nächsten Morgen, als ich im Spiegel meinen Körper betrachtete und die unzähligen Blutergüsse sah, merkte ich,
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