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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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doch nur mit Sylwia mitgegangen und wir wollten doch nur die Brote vorbeibringen.«
    Es ist still geworden in dem großen Saal. Bestürzt betrachten die Prozeßteilnehmer die junge Frau.
    »Ich bin keine Hure!« verkündet sie laut und setzt sich auf ihren Stuhl. Immer wieder schüttelt sie ihren Kopf, als wolle sie der ganzen Welt zeigen, daß es nicht richtig gewesen sein kann, wie ihr Vater über sie dachte.
    Das hohe Gericht ist beeindruckt, und es gibt wohl keine Person im Raum, die diese Aussage nicht berührt hat. Keiner kann den Vater verstehen, obwohl doch viele Väter so gehandelt hätten.
    »Nun, Angeklagte, ich hoffe Sie haben sich schon wieder ein wenig gefaßt, oder sollen wir eine kurze Pause machen?«
    Janina nickt nur und der Vorsitzende ordnet eine Pause von zwanzig Minuten an.
    Alle Beteiligten müssen den Saal räumen. Sie strömen hinaus auf den Gang und sind gespannt, wie sich Janina und ihr Vater jetzt verhalten werden. Janina steht langsam von der Anklagebank auf und geht, ohne jemanden zu beachten, geradewegs zu ihrem Vater, der auf sie wartet. Sie nimmt ihn bei der Hand. So verlassen beide den Saal. In einer Ecke des Ganges nimmt Herr C. seine Tochter in den Arm. Der so hart wirkende Mann kann plötzlich seine Gefühle nicht mehr kontrollieren und beginnt zu weinen. Ständig sieht ihn seine Tochter mit großen, verweinten Augen an und wischt ihm Tränen aus dem Gesicht. Man spürt förmlich, daß sie ihren Vater wohl noch nie zuvor weinen sah. Liebevoll und zärtlich streicht er mit der Hand durch ihr Haar und drückt sie immer stärker an sich.
    Nach der Pause sind alle Zuhörer auf ihren Plätzen und warten gespannt auf den Fortgang der Verhandlung. Vater und Tochter stehen noch immer wortlos auf dem Gang. Erst die Aufforderung der Protokollführerin an die Angeklagte, wieder ihren Platz einzunehmen, trennt die beiden. Der Vorsitzende führt seine Hand zum Kinn und überlegt offensichtlich.
    »Herr Staatsanwalt, haben Sie noch Fragen an die Zeugin?«
    »Ja, hohes Gericht. Angeklagte, wurden Sie für die heutige Aussage von irgendjemandem unter Druck gesetzt?«
    Worauf die Angeklagte nur mit dem Kopf schüttelt.
    »Hohes Gericht, ich stelle Antrag, Leszek Pekalski vorführen zu lassen!« Jedem im Saal ist die Wichtigkeit der nun folgenden Geschehnisse klar. Jetzt kommt es darauf an, ob Janina Leszek Pekalski als den Mann identifizieren kann, der an diesem Abend mit ihr und Sylwia zusammen war.
    Nach wenigen Minuten wird Leszek zwischen zwei Polizeibeamten in Handschellen vorgeführt. In seiner bekannten gebeugten Haltung tritt er in den Zeugenstand. Ohne aufzusehen, wartet er darauf, was auf ihn zukommt. Leszek weiß nicht, was Janina ausgesagt hat. Er versucht, mit verstohlenem Blick auf Janina, die Lage zu ergründen, doch diese hat ihr Gesicht noch immer hinter dem Taschentuch versteckt.
    »Angeklagte, stehen Sie auf. Erkennen Sie in dem Zeugen vor Ihnen den Mann wieder, der sich mit Ihnen und Sylwia am 25. Juni 1991 am Waldrand getroffen hat?«
    »Ich glaube schon, aber der Mann, mit dem wir zusammen waren, war viel schlanker und viel ungepflegter.«
    Da dreht sich Leszek zur Zeugin und lächelt sie an, ein Lächeln, das Janina den Atem stocken läßt.
    Der Staatsanwalt holt die Polizeiakte mit dem Foto Leszeks hervor, als er festgenommen wurde. Er geht an Leszek vorbei und zeigt es der Angeklagten.
    »Hat er so ausgesehen, war es dieser Mann, den Sie gesehen haben?«

    »Ja, das ist er, ich glaube schon«, antwortet sie ohne zu überlegen, und Leszek fährt erschrocken zusammen.
    Er ist wütend, wird aber schnell abgeführt. Selbstverständlich ist auch ihm klargeworden, was diese Aussage für ihn bedeuten kann. Dem Gericht und auch dem Staatsanwalt ist nicht mehr daran gelegen, Janina mit einer hohen Strafe das weitere Leben zu verbauen. So erkennen die Richter auf eine milde Gefängnisstrafe zur Bewährung. Glücklich verläßt Janina C. mit ihrem Vater Hand in Hand das Gericht.
    Auch der Gerichtsdiener Andrzej W. verläßt den Saal. Er geht zur Asservatenkammer. Hier hat das Gericht alle Beweise im Fall Pekalski aufbewahrt: Säcke voller Unterwäsche, die man im Bettkasten gefunden hat, ein Babystrampelhöschen, Messer, Knüppel und Stangen, mit denen Leszek getötet haben soll. Die Axt, mit der Kazimierz N. umgebracht wurde.

    In Deutsehland hat inzwischen das Interesse an dem Fall Leszek Pekalski ebenfalls zugenommen. Einige Fernsehanstalten schicken Kamerateams nach Polen, um die

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