Nur Fuer Schokolade
Todesstrafe fordern?«
»Darüber kann ich Ihnen aus rechtlichen Gründen keine Antwort geben, bitte haben Sie dafür Verständnis. Mein Plädoyer werde ich morgen oder übermorgen halten und bis dahin muß ich Sie um Geduld bitten.«
»Herr Staatsanwalt, sind Sie für die Todesstrafe im allgemeinen?«
»Nein, bin ich nicht, ich bin dafür, daß solche Menschen wie Leszek Pekalski bis zu ihrem Lebensende weggesperrt werden, damit sie niemandem mehr etwas antun können. Nein, für die Todesstrafe bin ich nicht, auch nicht im Falle eines Leszek Pekalski.«
Jadwiga und Czeslaw K.
»Herr Staatsanwalt. Sie haben mir erzählt, daß Leszek für längere Zeit auch bei einer alten Frau gewohnt hat. Warum, glauben Sie, hat er dieser Frau nichts getan?«
»Das ist völlig typisch für Leszek: er tat niemandem etwas, von dem er sich Vorteile erhoffte. Wie bei seinem Onkel Bogdan, bei ihm fand er immer wieder Unterschlupf, so war es auch bei dieser Frau. Sie hatte ein schönes Haus und Leszek tat ihr leid, deshalb bot sie ihm in ihrem Haus ein Zimmer zum Wohnen an. Übrigens, sie war sehr christlich und sah es als ihre Pflicht an, diesem armen, obdachlosen Geschöpf eine Bleibe zu gewähren. Sie hatte außer Leszek noch einen obdachlosen Mann aufgenommen, der dieser alten Frau sehr im Hause half. Sie sprach sehr viel über Gott und dieses Thema gefiel Leszek sehr, und da diese Frau sehr viel in die Kirche ging, glaubte Leszek, sie könnte ihm auch helfen, eine Frau zu finden. Immer wieder erzählte Leszek davon, wie schlecht ihn der Pfarrer seiner Gemeinde behandelt hatte, und diese Frau versprach, ihm behilflich zu sein. Er klagte bei ihr ständig über nervliche Probleme, und die alte Frau gab ihm ein Medikament, das er täglich einnehmen sollte. Es war im August 1989, da nahm Leszek eine ganze Packung ein und man mußte ihn in ein Krankenhaus bringen. Später erzählte er der Frau, daß er sich nicht töten wollte, sondern nur heilen, heilen von seinen schlechten Gefühlen.«
»Hat diese Frau nie bemerkt, was hinter diesem Menschen steckt?«
»Nein, denn Leszek sprach nur immer über Gott und das gefiel ihr.«
»Warum warf sie ihn dann doch aus dem Haus?«
»Die Frau hatte Leszek dabei erwischt, daß er Frösche aus ihrem Teich fing und sie fürchterlich quälte. Dann beobachtete sie, daß er Büstenhalter aus ihrem Schlafzimmer stahl und diese mit einem ,sadistischen’ Blick zerschnitt. Sie bekam Angst und warf ihn hinaus.«
»Und Leszek ging so einfach?«
»Ja, denn wie gesagt, es wohnte noch ein Mann im Haus.«
»Ich habe gehört, daß Sie nun auch Leszeks Onkel anklagen wollen – wegen Entfernung von Beweismitteln?«
»Nein, das ist nicht richtig, wenn man ihn vor Gericht stellen wollte, dann wegen Meineids, denn er hat geschworen, daß Leszek immer bei ihm wohnte, und das ist nicht richtig.«
»Werden Sie Anzeige erstatten?«
»Nein, denn dieser Mann ist, Sie kennen ihn ja, alkoholkrank und das sehr schwer. Was würde da eine Verurteilung für einen Sinn machen?«
»Herr Staatsanwalt, warum war Leszek Pekalski so lange in psychiatrischer Untersuchung?«
»Wegen der Anzahl der Morde«, lautet die knappe Antwort und man kann bemerken, daß er über dieses Thema nicht mehr weitersprechen will. Was ist aber mit den vielen Morden, die Leszek gestanden und wenig später widerrufen hat?
»Denken Sie an den tragischen Fall Jadwiga K., die am 7. März 1985 als 21jährige Frau in Braniewo getötet wurde. Eine sehr hübsche Frau, wie Leszek sagte. Er sagte ihr, daß er mit ihr schlafen wolle und sie hat ihn für verrückt erklärt. Leszek begrüßte die junge Frau mit ,Dzieri dobry’, das heißt ,Guten Tag’, und weil sie sich ihm nicht hingeben wollte, bedeutete es für sie den Tod. An ihr wurde eine regelrechte Blutorgie vollzogen, wie der Gerichtsmediziner feststellte. Er verstümmelte die Leiche, um das ,letzte Wort’ zu haben, erklärte mir der Mediziner. Anschließend wurde sie ins Wasser geworfen. Nach einigen Tagen wurde die Leiche ans Ufer getrieben.
Bei den polizeilichen Ermittlungen wurde der Ehemann des Opfers verhört. Die Beamten fanden einen Abschiedsbrief des Opfers an ihn. Sie schrieb, daß sie mit ihrem Mann nicht mehr länger zusammenleben kann. Ergebnis war, daß man ihren Mann Czeslaw wegen Anstiftung zum Selbstmord verhaftet hat. Er wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, wovon er zweieinhalb Jahre absitzen mußte. Als Leszek den Mord gestand, waren seit der Tat fast acht Jahre
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