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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Wald. Sie hat an diesem Tage ein Kopftuch getragen und mit diesem Kopftuch hat er sie erwürgt, man konnte die Würgemale sehr deutlich sehen. Auch die vielen Verletzungen am ganzen Körper. Mein Mann legte seine Jacke über Sylwia, bückte sich zu ihr nieder, nahm ihren blutüberströmten Kopf in seine Arme und weinte und weinte.
    Ich weiß, er hat meine Tochter in den Wald geschleift, ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Ich glaube, er hat sie da ermordet, wo wir sie gefunden haben.«
    Man merkt der Mutter an, wie schwer ihr diese Erzählung fällt und doch hat man das Gefühl, es muß aus ihr heraus, sie will berichten, was ihr und ihrem Mann angetan wurde. Sie führt ein Glas Wasser zum Mund, doch sie trinkt nicht, wie beschwörend beginnt sie erneut.
    »Keiner darf mit Leszek Pekalski Mitleid haben, sie sollen ihn uns geben, dann bekommt er seine gerechte Strafe!«
    Zum ersten Mal nimmt der Vater von Sylwia Stellung: »Ja, sie sollen ihn uns geben!«
    Wenn man diesen Mann betrachtet, weiß man, was er erlitten hat, und daß er mit seiner Tochter gestorben ist. Wer will die Qualen erfassen, die dieser Mensch erdulden mußte, seine Tochter gedemütigt bis in den Tod gesehen zu haben.

    Geschunden bis in den Tod von einer Bestie, die heute in einer warmen Zelle lebt. Immer wieder wiederholt seine Frau: »Gebt ihn uns, wir geben ihm die gerechte Strafe.«
    Dabei zeigen ihre rauhen Hände, was sie mit ihm tun würde.
    Das Fernsehteam muß an die Worte einer Psychologin denken: »Leszek Pekalski wollte grausamer sein als alle anderen.«
    Hier, im Hause R., hat er erreicht, was er wollte – er hat nicht nur seinem Opfer das Leben genommen. Er hat eine Familie zerstört. Die Eltern weinen jetzt und auch ihre Besucher sind sehr traurig. Hier werden sie direkt mit den Auswirkungen konfrontiert, die Pekalskis Taten hervorriefen.
    Hier gibt es keinen Abstand zum Grauen. Hier ist die Wirklichkeit, nicht im Gefängnis, wo Leszek sitzt und Seifen stapelt und Schokolade in sich hineinstopft und Pornos liest und, wahrscheinlich, anhand einiger Bilder an seine Taten erinnert wird, sich aufgeilt, während in ganz Polen Eltern ihre Kinder vermissen.
    Immer wieder drückt Stefania R. kräftig die Hand eines Besuchers – sie will Hilfe, sie spürt, daß der Mann, der vor ihr sitzt, nachvollziehen will, wie es ihr geht. Daß er Leszek Pekalski den Tod wünscht, den grausamsten, den diese Welt zu bieten hat. »Schreiben Sie alles über dieses Schwein!« ruft sie ihm zum Abschied nach, »damit die Leute sehen, was es für Menschen gibt und welches Elend sie über viele Familien bringen können.«
    Vielleicht, eines Tages, wird dieser Mann, der das Unheil angerichtet hat, ein freier Mann sein. In welch tiefe Verzweiflung mag diese Mutter versinken, wenn sie darüber nachdenkt. Was mag in dem Vater vorgehen, der alles verloren hat, wofür er leben wollte. Man mag sich erinnern an Leszeks Worte: »Mir geht es gut hier im Gefängnis, die Wärter behandeln mich korrekt und ich werde nicht geschlagen.« In der Zelle, die Leszek bewohnt, ist es wärmer als im Wohnzimmer der Familie R.. Am nächsten Tag gibt der Staatsanwalt noch einmal ein Interview vor laufender Kamera und er macht dabei einen sicheren und zufriedenen Eindruck.
    »Ich bin müde, weil sich der Prozeß um Leszek Pekalski so hinzieht. Aber über eines bin ich glücklich, daß dieser Mensch keine Gefahr mehr für die Menschen ist und vermutlich für immer im Gefängnis bleiben wird.«
    Die Münchner Psychologin Dr. Annegret Wiese erstellt in diesen Tagen anhand vieler Daten, die ihr übermittelt werden, ein psychologisches Profil von Leszek Pekalski. Ihre Ausführungen werden vom Prozeßbeobachter als exakt zutreffend bezeichnet.
    Hier ein Auszug aus ihren Erkenntnissen:
    »Leszek hat sich zunächst schwächere Opfer ausgesucht.
    Opfer, die er leicht überwältigen konnte, und hat die Erfahrung gemacht, daß er in der Lage ist, einen anderen Menschen zu töten, ohne daß es ihm besondere Mühe bereitet. Dies hat ihm ein Gefühl der Stärke verschafft, er hatte den Eindruck: ich kann das. Und dann wurde irgendwann das Gegenüber völlig egal. Für ihn ist das Töten letztlich eine ganz normale soziale Begegnung geworden. So absurd und brutal sich das auch anhört, aber es war seine Art, in Kontakt mit anderen Menschen zu treten.«
    Frau Dr. Annegret Wiese wird ein Videoband vorgespielt, das Leszeks Reaktionen auf die Frage, ob ihm seine Taten leid tun würden, zeigt.
    (Frage

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