Nur in deinen Armen: Roman
sich an die Arbeit.
Der Reiseschreibtisch war nirgendwo zu sehen, doch sowohl Mrs Hemmings als auch Covey hatten aufgeräumt, es konnte gut sein, dass sie ihn irgendwo hin geräumt hatten. Phyllida begann mit einem der Schränke. Die tiefen Fächer oben in dem Schrank sahen vielversprechend aus, sie holte sich einen Stuhl und sah nach, doch sie fand nur Kartons. Die Kommode an der Wand war voller Kleidung. Sie brauchte einige Minuten, um die unteren Schubladen zu öffnen, ohne ein Geräusch zu machen, sie waren voller Bücher. Auch die anderen beiden Schränke waren eine Enttäuschung, und als sie dann endlich an der Kiste angekommen war, war ihre Hoffnung geschwunden. Die Kiste war mit Decken und Wäsche gefüllt.
Sie schloss den Deckel der Kiste und setzte sich darauf. Das Selbstvertrauen, das sie angetrieben hatte - die Überzeugung, dass sie in der heutigen Nacht die Briefe finden würde -, war verschwunden. Dennoch konnte sie nicht glauben, dass der Reiseschreibtisch nicht hier war, als sie sich noch einmal in dem Zimmer umsah. Sie war so sicher gewesen, ihn hier zu finden.
Sie hatte sich um sich selbst gedreht, um sich den ganzen Raum noch einmal anzusehen, jetzt starrte sie auf das Bett. Sie stand auf und sah unter das Bett.
Nichts. Sie seufzte enttäuscht auf und richtete sich wieder auf. Dabei stieß sie mit einem Stiefel gegen den polierten Holzfußboden, das Geräusch war zwar nicht besonders laut, doch sie musste vorsichtiger sein. Immerhin musste sie auch noch die anderen Zimmer auf dieser Etage durchsuchen.
Sie ging zur Tür, blieb dann aber noch einmal stehen. Was war mit den Gardinen, würde es jemand bemerken, wenn sie diese nicht wieder schloss? Mit gerunzelter Stirn sah sie zu den großen Fenstern, dann entschied sie, dass sie die Gardinen schließen musste.
Nur die Angst vor der Entdeckung hielt sie davon ab, mit schnellen Schritte zum Fenster zu gehen. Als sie an dem Fenstersitz angekommen war, streckte sie die Hand nach der Gardine aus. Ihr Blick fiel auf den Fenstersitz, und sie hielt mitten in der Bewegung inne.
Der Fenstersitz war ein versteckter Schrank. Der gepolsterte und mit Chintz bezogene Deckel hatte ein Scharnier. Erneut stieg Hoffnung in Phyllida auf. Sie ließ die Gardine weit offen und schob dann die Finger unter den Rand des Fenstersitzes. Fest griff sie zu, dann hob sie den Deckel hoch. Der lange Sitz ließ sich anheben.
Er war sehr schwer, doch sie schaffte es, ihn schließlich zu öffnen. Doch dann glitten ihre Finger ab, und der Deckel rutschte ihr aus der Hand. Der gepolsterte Rand schlug mit einem gedämpften Plumps auf den Fenstersitz. Es war ein Geräusch, das gedämpft genug war, um es zu ignorieren. Phyllida blickte in das dunkle Innere des Schrankes und betete: Bitte, lass die Briefe hier sein.
Das Innere des geöffneten Sitzes war dunkel. Der Deckel nahm das Licht vom Fenster, und die anderen Fenster waren zu weit weg, um viel Licht in das Innere fallen zu lassen. Sie würde nach dem Reiseschreibtisch fühlen müssen.
Sie begann auf der einen Seite. Der Sitz war in drei Fächer unterteilt. Nachdem sie eines durchsucht hatte, richtete sie sich auf und massierte sich den Rücken, dann machte sie ein paar Schritte und beugte sich über das Fach am anderen Ende. Doch auch hier wurde sie enttäuscht.
Jetzt stand sie vor dem mittleren Fach, der letzte Ort in diesem Zimmer, den sie noch durchsuchen konnte, und starrte in das dunkle Innere. Dann seufzte sie, bückte sich und streckte die Hand hinein.
Ihre Finger berührten poliertes Holz. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung. Doch sofort rief sie sich selbst zur Ordnung und nahm sich vor, vorsichtig zu sein. Wenn sie die hölzernen Gegenstände hin und her bewegte, würde es Geräusche geben - Geräusche, die Menschen aufwecken würden, die sie nicht aufwecken wollte. Wie eine Blinde tastete sie mit den Händen die Umrisse ab.
Spazierstöcke. Ein Gewehr. Hölzerne Kisten - konnte eine davon das sein, was sie suchte? Nein, zu klein. Sie suchte weiter, schob ihre Finger zwischen die Kisten und versuchte herauszufinden, ob darunter noch ein größeres Objekt lag.
Ihre Finger berührten den hölzernen Boden der Kiste.
Im gleichen Augenblick fühlte sie einen Luftzug an ihrer Wange. Phyllida erstarrte.
Keines der Fenster war geöffnet. Die einzige Tür ging zum Flur, und die hatte sie zugeschoben.
Doch die Tür hinter ihr stand jetzt offen.
Langsam richtete sie sich auf. All ihre Sinne waren angespannt, weil sie
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