Nur in deinen Armen: Roman
Doch dann verzog sich sein Mund und brachte sie dazu, mit ihm zu lachen.
Im Flur hörte man Schritte, Mrs Hemmings kam, um das Teegeschirr abzuräumen. Lucifer hob die Hand, stupste mit dem Finger gegen ihre Nasenspitze, dann stand er auf und ging von ihr weg.
Die Tage gingen dahin. Trotz all der Geschäftigkeit hatten sie das unausweichliche Gefühl, auf etwas zu warten, darauf, dass das Hufeisen endlich fiel. Es war, als würden sie sich in einer tödlichen Ruhe vor dem Sturm befinden. Während die Woche verging, wuchs die Anspannung.
Am Freitag kam ein Paket, auf dem auf einer Seite mit kühner Schrift »St. Ives« stand. Lucifer saß an seinem Schreibtisch hinter einem Stapel von Büchern und brach das Siegel auf. Phyllida sah ihm zu, als er einen Stapel von Blättern aus dem Paket zog.
Er las die erste Seite, dann die zweite, dann hielt er inne. Er faltete die zweite Seite und dann auch die folgenden, steckte sie in seine Tasche und ließ die erste Seite auf dem Schreibtisch liegen. »Das ist ein Bericht von Devil. Er hat Montague beauftragt, sich um all die Namen zu kümmern, die ich ihm geschickt habe.« Er sah Phyllida an. »Montague ist der Beauftragte der Familie, der die Geschäfte erledigt. Er ist äußerst gründlich. Wenn es in der Stadt etwas zu erfahren gibt, wird er es herausfinden.«
Lucifer warf noch einen Blick auf das Papier. »Im ersten Augenblick haben die Namen allerdings keinerlei Reaktionen hervorgerufen. Devil hat noch einen meiner anderen Cousins eingespannt, Harry, besser bekannt als Demon. Er war gerade bei seinem älteren Bruder in Kent, deshalb hat ihm Devil eine Nachricht geschickt, und Demon ist jetzt in London, durchkämmt alle Tavernen in Whitehall und besucht all unsere alten Freunde, die früher einmal Gardisten waren.«
»Warum gerade Gardisten?«, wollte Phyllida wissen.
»Nicht die Gardisten. Er war kein Gardist.«
»Wer? Appleby?«
»Er ist auch einer der Männer, die wir überprüfen müssen.«
»Aber …«
»Aber du hast entschieden, dass er nicht der Mörder sein kann, weil er im Ballsaal hätte sein müssen, um an Cedrics Stelle seine Pflichten zu erfüllen, während wir oben dem Mörder entkommen sind.«
Phyllida verzog das Gesicht. »Ich nehme an, du wirst behaupten, dass das nur eine Annahme ist und dass wir nicht wissen , ob er im Ballsaal war. Dann könnte also auch er der Bösewicht sein.«
»Außerdem sah die Nachricht von Molly so aus, als hätte eine Frau sie geschrieben. Man konnte deutlich erkennen, dass sich jemand damit abgemüht hat, nicht viele Männer hätten an so ein Täuschungsmanöver gedacht.«
»Aber jemand, der sein ganzes Leben damit verbracht hat zu schreiben und zu lesen, hätte vielleicht daran gedacht.«
»Genau.«
»Warum bist du so sicher, dass Appleby bei der Armee war?«
»Das liegt in seiner Haltung, er zeigt eine gewisse Steifheit in den Schultern, in der Art, wie er sich verbeugt. Das ist etwas, das angelernt ist, und der einzige Ort, an dem man so etwas lernt, ist auf dem Exerzierplatz. Ich würde wetten, dass er in der Infanterie war.«
»Also frage ich dich noch einmal, warum ausgerechnet die Gardisten?«
»Frühere Gardisten. Viele von denen, die mit uns in Waterloo gedient haben. Sie sind jetzt fast alle Sekretäre oder Adjutanten bei Generälen oder Kommandanten. Sie sind die Einzigen, die Zugang zu den alten Akten haben. Demon wird herausfinden, in welchem Regiment Appleby gedient hat und wer sein direkter Vorgesetzter war, dann kann er sich mit dem Mann unterhalten. Wenn der behauptet, dass Appleby ein aufrechter Mann ist, dann wissen wir wenigstens das.«
Phyllida betrachtete Lucifers Gesicht. »Du glaubst, dass er es ist.«
Lucifer verzog das Gesicht. »Ich glaube, der Mörder hat eine eigenartige Mischung aus sorgfältiger Planung und rücksichtslosem Handeln gezeigt, aber indem er so vorsichtig war, hat er auch den Erfolg aufs Spiel gesetzt. Wenn alles schief läuft, verliert er nicht gleich die Nerven. Er handelt, aber er verpasst Gelegenheiten und hat keinen Erfolg.«
Er wandte sich zu ihr. »So verhalten sich Soldaten, Männer, die einigermaßen klug sind. Sie haben immer einen Plan, denn sie handeln nicht gern unvorbereitet. Sie sind vorsichtig. Auch wenn sie nicht gleich die Nerven verlieren, wenn etwas nicht nach ihrem Plan läuft, so haben sie doch auch selten Erfolg, wenn ihre Pläne nicht sorgfältig genug sind.«
»Du klingst so, als wüsstest du eine ganze Menge über das Leben eines
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