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Nur in deinen Armen: Roman

Nur in deinen Armen: Roman

Titel: Nur in deinen Armen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Sie führte ihn um den kleinen Brunnen herum. Auf der Veranda bemerkte sie, dass er ihr nicht gleich gefolgt war. Als sie suchend zurückblickte, stand er vor einem Beet voller Pfingstrosen. Dann sah er zu einem Beet mit Rosen und Lavendel hinüber, ehe er bemerkte, dass sie auf ihn wartete. Schnell trat er neben sie auf die Veranda, doch dann warf er noch einen Blick auf den Garten zurück.
    »Was ist?«
    Er sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an. »Wer hat sich um den Garten gekümmert?«
    »Das hat Papa Ihnen doch gesagt - Horatio. Nun ja«, sie sah sich um. »Hemmings hat ihm natürlich dabei geholfen, aber Horatio hat immer bestimmt, was getan werden musste.« Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Warum fragen Sie?«
    Lucifers Blicke schweiften über den Garten. »Als die beiden noch im Lake Distrikt gelebt haben, hat Martha sich um den Garten gekümmert, es war ganz allein ihr Garten. Ich hätte schwören können, dass Horatio eine Malve nicht von einer Brennnessel unterscheiden konnte.«
    Phyllida betrachtete den Garten mit anderen Augen. »Die ganze Zeit über war er sehr bedacht auf seinen Garten.«
    Nach einem Augenblick wandte sich Lucifer ab, Phyllida entging nicht, dass sein Gesicht verschlossen war. Sie führte ihn ins Haus.
    Es war still im Haus, leise gingen sie weiter, an der offenen Tür zum Wohnzimmer blieben sie stehen. Horatios Sarg stand auf dem Tisch gleich neben der Stelle, wo sie beide - jawohl, beide - seine Leiche gefunden hatten. Einen Augenblick hielten sie inne, dann trat Phyllida als Erste in das Zimmer.
    Einen Meter vor dem Sarg blieb sie stehen. Ganz plötzlich fiel es ihr schwer zu atmen. Doch dann schlossen sich warme Finger um ihre, und instinktiv klammerte sie sich daran fest. Er trat neben sie, und sie fühlte, dass er sie ansah. Ohne seinen Blick zu erwidern, nickte sie. Seite an Seite traten sie an den polierten Sarg.
    Lange sahen sie nur dorthin. Phyllida fand Trost in der Tatsache, dass Horatios Gesicht so friedlich aussah. So hatte er auch ausgesehen, als sie ihn gefunden hatte, als wäre sein Abschied aus dieser Welt, wenn auch gewaltsam und unerwartet, doch eine Erlösung. Vielleicht gab es ja doch einen Himmel.
    Sie hatte ihn gemocht, hatte in vielen Dingen mit ihm übereingestimmt und war traurig, dass er nicht mehr da war. Sie konnte sich von ihm verabschieden und ihn gehen lassen, aber die Art, wie er gegangen war, war etwas, womit sie sich nicht abfinden konnte. Er war ermordet worden, in dem Dorf, das sie seit beinahe zwölf Jahren führte, und dass sie diejenige war, die ihn gefunden hatte, und sie ihm nicht mehr hatte helfen können, machte ihren Zorn nur noch größer.
    Es war beinahe so, als wäre etwas, für das sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet hatte - der Friede und die Gelassenheit von Colyton - gewaltsam befleckt worden.
    Die Erinnerung kehrte zurück, kristallklar, von dem Augenblick, an dem sie Horatio tot gefunden hatte. Wieder fühlte sie den Schock, die eisige Furcht, die sie beinahe gelähmt hatte, als sie begriff, dass sie niemanden hatte weggehen gehört …
    Sie hob den Kopf und sah sich in dem Zimmer um. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder daran.
    Sie war aus dem hinteren Flur in das Wohnzimmer gekommen, davor war sie in der Küche gewesen. Selbst von dort hätte sie hören müssen, wenn jemand das Haus verlassen hätte, entweder hätte sie die Schritte im Flur gehört oder drau ßen auf dem Kies. Doch sie hatte nichts gehört. Sie hatte auf dem Flur noch getrödelt, dann hatte sie sich entschieden, im Wohnzimmer zu suchen.
    Wie lange hatte das alles gedauert? Wie lange war Horatio schon tot gewesen, ehe sie ihn gefunden hatte?
    Wenn nun der Mörder noch gar nicht gegangen war, sondern noch immer im Wohnzimmer gewesen war, als sie es betrat?
    Sie sah zu der Lücke zwischen zwei Bücherregalen am anderen Ende des Zimmers. Es war das einzige Versteck, das der Mörder hätte benutzen können.
    Er musste noch dort gewesen sein. Das war die einzige Erklärung für den verschwundenen Hut. Ganz sicher musste es zwischen dem Zeitpunkt, als sie gegangen war, und dem Augenblick, in dem Hemmings sich entschieden hatte, nach dem Feuer zu sehen, eine Lücke gegeben haben. Mrs Hemmings war zu diesem Zeitpunkt oben. Eine kurze Gelegenheit, doch die hatte der Mörder genutzt und war mit seinem Hut verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Phyllida holte tief Luft, die Wärme von Lucifers Hand beruhigte sie. Sie blickte in Horatios Gesicht und gab ihm ein

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