Nur in deinen Armen: Roman
was er davon halten sollte. Er konnte nicht hinter ihre Fassade blicken.
Lucifer fragte sich, warum er das konnte - und warum er noch so viel mehr sehen wollte, noch so viel mehr wissen wollte.
Phyllida wandte sich an Filing. »Wegen der Blumen für morgen …«
Lucifer blickte über den Gemeindeanger und ließ die Unterhaltung an sich vorbeirauschen. Es schien eine ganze Menge zu geben, was über die Blumen zu sagen war. Doch dann meinte Phyllida plötzlich, ohne den Ton ihrer Stimme zu ändern: »Und das bringt uns zu unseren anderen Geschäften.«
Lucifer unterdrückte ein zynisches Lächeln. Sie war gut. Doch zu ihrem Leidwesen war er noch besser.
»Ich denke, Ihre Sammlung ist vollständig?«
Aus den Augenwinkeln stellte Lucifer fest, dass Filing nickte und ihm dann einen schnellen Blick zuwarf.
»Ich nehme an, Sie erwarten keinerlei Schwierigkeiten bei der Verteilung an die, die dazu berechtigt sind?«
»Nein«, murmelte Filing. »Alles scheint … in Ordnung zu sein.«
»Gut. Unsere nächste Verabredung wird nach Plan sein. Ich habe einen Brief bekommen, der bestätigt, dass es keine Änderung in den Plänen gibt. Es wäre nett, wenn Sie das an die Betroffenen weiterleiten könnten.«
»Natürlich.«
»Und erinnern Sie alle daran, dass wir die Gruppe rechtzeitig versammeln - wir können nicht auf Nachzügler warten. Wenn sie nicht alle von Anfang an dabei sind, können wir sie nicht in die Gruppe mit einbinden, und sie werden auch den Gewinn der Aktion verpassen.«
Filing nickte. »Wenn jemand dagegen widersprechen will, werde ich vorschlagen, dass er mit Thompson spricht.«
Phyllida warf ihm einen schnellen Blick zu. »Tun Sie das.« Sie reckte sich ein wenig. »Dann bis morgen.«
Lucifer lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sie, zum Abschied nickte er Filing noch einmal zu.
Phyllida deutete mit der Hand in Richtung auf den Dorfanger. »Wir sollten jetzt wirklich zurückgehen - Sie brauchen für Ihren Kopf unbedingt Ruhe.«
Neben ihr her ging er den Abhang hinab.
Was zum Teufel führte diese Frau nur im Schilde?
Er nahm an, dass er glauben sollte, sie hätte mit Filing nur über einen Ausflug seiner Gemeindemitglieder gesprochen. Das hätte er vielleicht auch geglaubt, wäre sie nicht so sehr darauf bedacht gewesen, ihm diese Unterhaltung vorzuenthalten. Auch wenn die vollständige Erklärung bis jetzt noch unverständlich für ihn war, so konnte er doch nicht glauben, dass es sich dabei um etwas Schlimmes oder Ungesetzliches handelte. Immerhin war sie die Tochter des Friedensrichters, sie war darauf bedacht, Gutes zu tun, und Filing war ein ehrlicher und aufrichtiger Mann. Also, warum wollte sie nicht, dass er wusste, worum es ging?
Wäre sie jünger gewesen, hätte er vermutet, dass es sich um einen Spaß handelte. Doch dafür war sie nicht nur zu alt, auch ihr Benehmen war zu erwachsen, sie war kein verantwortungsloses junges Mädchen mehr.
Das Geheimnis, das sie umgab, wurde immer größer, der Drang, sie irgendwo hinzubringen, wo sie beide allein waren, sie gegen eine Wand zu drängen und sie dort festzuhalten, bis sie ihm all das erzählt hatte, was er wissen wollte, wurde mit jedem Schritt mächtiger.
Er warf ihr einen Blick von der Seite zu und wurde vom Anblick ihres Gesichtes belohnt, das sie in den Wind hielt, der ihr die Bänder ihrer Haube aus dem Gesicht blies. Er genoss den Anblick, sah die Entschlossenheit in ihrem Gesicht, die Herausforderung, die sich in ihrem störrisch gehobenen Kinn andeutete. Dann sah sie wieder nach vorn, und er rief sich ins Gedächtnis, dass sie eine wohlerzogene Jungfrau war - keine angemessene Beute für ihn. Sie war keine Frau, mit der er spielen konnte.
Doch er würde ihr Geheimnis herausfinden, danach müsste er sie wieder gehen lassen.
Sie traten auf die Straße. Ein Wagen hatte gleich vor ihnen angehalten, die Passagiere - ein großer Gentleman und eine ältere Lady - warteten geduldig auf sie beide, um mit ihnen zu reden.
»Sir Cedric Fortemain und seine Mutter, Lady Fortemain«, stellte ihm Phyllida die beiden mit leiser Stimme vor.
»Und wer sind die beiden?«
»Cedric ist der Eigentümer von Ballyclose Manor - das liegt auf der anderen Seite des Hügels, an der Schmiede vorbei.«
Sie näherten sich dem Wagen. Sir Cedric, der ungefähr Ende dreißig war und schon ein wenig untersetzt mit einem rötlichen Gesicht und schütterem Haar, stand auf und verbeugte sich vor Phyllida, dann beugte er sich über die Seite des Wagens, um
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