Nur in deinen Armen: Roman
beunruhigte sie. »Was ist wirklich geschehen?«
Phyllida hatte den Wunsch, es ihm zu sagen. Aber sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie ihm alles würde sagen müssen, wenn sie erst einmal zugegeben hatte, dass sie am Ort des Geschehens gewesen war. Er würde nicht zulassen, dass sie ihm etwas verheimlichte. Und zum ersten Mal in ihrem Leben bezweifelte sie, es mit einem Mann aufnehmen zu können.
Dieser Mann war anders - ganz anders als alle anderen, denen sie bisher begegnet war. Sie war alt genug, klug genug, um den Unterschied erkennen zu können und in Gedanken zu beschließen, dass es nicht klug wäre, ihn herauszufordern.
Natürlich war es eine offene Herausforderung, wenn sie ihm die Wahrheit verheimlichte, aber es musste sein. Sie würde ihr Wort nicht brechen. Sie würde Ausflüchte finden, wenn es notwendig wäre, doch ein gegebenes Wort war unverbrüchlich, und ein Schwur einer Freundin gegenüber war heilig.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Noch nicht.« Sie wandte sich ab. Er hielt sie fest, seine langen, schlanken Finger schlossen sich um ihren Ellbogen. Sie sah zu ihm auf, und ihr Temperament drohte, mit ihr durchzugehen. »Ich habe meinen Teil des Handels eingehalten.«
Er sah sie erstaunt an. »Was für ein Handel?«
»Sie haben Papa nicht gesagt, dass Sie glauben, ich sei am Ort des Geschehens gewesen, in Horatios Wohnzimmer, und ich habe Sie dafür im Dorf herumgeführt und habe Sie Horatios Bekannten vorgestellt und Ihnen alle Fragen über sie beantwortet.«
Er runzelte die Stirn. Noch immer hielt er ihren Arm fest, und sie machte sich gar nicht erst die Mühe zu versuchen, sich aus seinem Griff zu befreien. Er sah ihr tief in die Augen, und sie hielt seinem Blick stand, was ihre Gefühle betraf, gab es nichts vor ihm zu verbergen.
»Glauben Sie, dass ich deshalb mit Ihnen gehen wollte?«
»Deshalb und auch, um mich auszuhorchen. Warum sonst?«
Er gab sie frei, doch noch immer sah er ihr in die Augen. »Könnte es nicht einfach so sein, dass ich meine Zeit in Ihrer Gesellschaft verbringen wollte?«
Sie starrte ihn erstaunt an. Diese Vorstellung war so unerwartete dass sie im ersten Augenblick völlig verblüfft war. Doch dann erstaunte sie die Tatsache, dass es ihr gefallen hätte, wenn es so wäre. Wenn er einfach nur einen Sommernachmittag mit ihr hätte verbringen wollen bei einem Spaziergang durch das Dorf, wenn er sich mit ihr hätte unterhalten und in ihrer Gesellschaft entspannen wollen. Ihre Brust wurde ganz eng, sie machte ein hochmütiges Gesicht und wandte sich ab. »Aber so war es nicht. Das war nicht der Grund, warum Sie mich heute begleitet haben.«
Lucifer hörte ihre ruhigen Worte, doch er widersprach ihr nicht. Er sah ihr nach, als sie davonging, und ließ den Augenblick verstreichen, in dem er ihr hätte widersprechen können. Sie war eine sehr widerspenstige Frau - es war schwierig, mit ihr umzugehen, um nicht zu sagen gefährlich. Sie war so ganz anders als alle anderen Frauen, die er kannte. Der Himmel allein wusste, dass er sich noch nie zuvor von einer Jungfrau so angezogen gefühlt hatte.
Von einer störrischen, unschuldigen, eigensinnigen, intelligenten und bei weitem zu sehr unberührten Jungfrau.
Das machte alles nur noch viel komplizierter.
4
Er holte Phyllida ein, als sie gerade um die letzte Biegung des Weges verschwand. Vor ihnen lag die Wiese neben der Farm, eine Gruppe von Menschen hatte sich um Tische und Stühle versammelt und genoss den späten Nachmittag. Sie blieben beide stehen, doch man hatte sie schon entdeckt. Lady Huddlesford winkte ihnen gebieterisch zu.
»Wer ist das?«
»Einige der Menschen, die Sie bereits kennen gelernt haben.« Phyllida blickte über die Gruppe, dann entdeckte sie Mary Anne, und vor Erleichterung wurde ihr ganz schwindlig. »Kommen Sie, ich werde Sie vorstellen.«
Sie gingen zusammen über die Wiese. Lady Huddlesford, die von einem Stuhl aus den Vorsitz über die Versammlung eingenommen hatte, strahlte erfreut. »Mr Cynster! Ausgezeichnet! Ich habe gerade Mrs Farthingale erzählt …«
Phyllida überließ Lucifer sich selbst, und er lächelte charmant die anwesenden Damen an. Phyllida lächelte auch in die Runde, dann schlenderte sie zu Mary Anne hinüber.
Mary Anne starrte Lucifer an. »Er ist …« Sie deutete mit der Hand in seine Richtung.
»Er kommt aus London.« Phyllida hakte sich bei Mary Anne ein. »Wir müssen miteinander reden.«
Mary Anne sah sie mit ihren riesigen blauen
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