Nur in deinen Armen: Roman
Gelegenheit, nicht nur die Einheimischen alle kennen zu lernen, sondern auch, um ihre Verbindung zu Horatio zu erfahren. Die meisten sprachen über ihr letztes Treffen mit ihm und teilten Lucifer ihre Ansicht über den Mord mit.
Phyllida blieb immer in seiner Nähe, sie sorgte dafür, dass die Leute ihn begrüßten, und gab ihm die nötigen Informationen, um ihm den Status der einzelnen Menschen im Dorfleben zu erklären und auch ihre Verbindung zu Horatio. Wenn er geglaubt hätte, dass sie mit dem Mord an Horatio etwas zu tun hatte, so wäre er misstrauisch gewesen. Doch er bewunderte nur ihr gesellschaftliches Geschick.
»Mr Cynster, darf ich Ihnen Miss Hellebore vorstellen. Sie lebt in dem Haus gleich nebenan.«
Lucifer beugte sich über Miss Hellebores Hand. Sie war alt, mit einem lieblichen, faltigen Gesicht, und reichte ihm nur bis zur Schulter.
Miss Hellebore umklammerte seine Hand. »Ich war in der Kirche, als es geschehen ist - es ist so schrecklich. Sonst hätte ich vielleicht etwas gehört. Sie hatten mich gerade zu Hause abgesetzt, als man Sie gefunden hat - was war das nur für ein Durcheinander! Aber ich bin froh, mein Lieber, dass Sie nicht der Täter waren.« Sie lächelte vage, und ihr Blick trübte sich ein wenig. »Horatio war eine liebe Seele. Es ist ein solcher Kummer, dass so etwas geschehen musste.«
Ihre Stimme erstarb. Phyllida griff nach ihrer anderen Hand und tätschelte sie aufmunternd. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Harriet. Mr Cynster und Papa werden herausfinden, wer das getan hat, und danach wird hier alles wieder friedlich sein.«
»Das hoffe ich so sehr, meine Liebe.«
»Auf dem Tisch steht Spargel - möchten Sie welchen haben?«
»Oh, ja, gern. Auf welchem Tisch?«
Mit einem Blick, der ihm versicherte, dass sie zurückkommen würde, führte Phyllida die alte Dame weg.
Lucifer sah den beiden nach. Trotz der Tatsache, dass Phyllida nicht verheiratet war und weder die älteste noch die angesehenste Lady im Raum, so wandten sich doch die Dorfbewohner ohne zu zögern an sie - um Beruhigung zu finden oder den richtigen Weg. Ihr Charakter, ihre Persönlichkeit wiesen ihr diese Rolle zu, sie strahlte eine ruhige, gelassene Art aus, sie schien ständig die Kontrolle über die Dinge zu haben.
Das Verlangen, sie in einem Zustand wilder, unkontrollierter Lust zu sehen, erwachte in ihm - wieder einmal. Schnell schob er diesen Gedanken beiseite und gab seinen Gedanken eine andere Richtung.
»Mr Cynster.« Jocasta Smollet, so hochmütig wie am vergangenen Nachmittag, als sie auf der Straße an ihnen vor übergerauscht war, kam am Arm von Sir Basil auf ihn zu. Sie streckte ihm die Hand entgegen.
Basil stellte die beiden einander vor.
»Ich hoffe doch«, meinte Jocasta, »dass Sie wenigstens noch ein paar Tage in Colyton bleiben. Wir würden Sie gern einmal nach Highgate einladen, ich bin sicher, dass es hier in dieser Gegend wenig gibt, das einen Gentleman wie Sie unterhalten kann.«
Hätte Jocasta die Nase noch ein wenig höher getragen, sie wäre nach hinten gekippt.
»Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleiben werde.« Lucifer entdeckte, dass Phyllida durch die Menschenmenge auf ihn zukam. Sie sah Jocasta erst, als sie beinahe bei ihm angelangt war. Ihr Lächeln verschwand, und sie änderte die Richtung, so dass sie an ihnen vorbeiging.
Ruhig streckte er die Hand aus und legte die Finger um ihr Handgelenk, dann zog er sie an seine Seite. Ihre Hand legte er auf seinen Arm, dann sah er Jocasta an. »Trotz der unangenehmen Umstände habe ich es sehr genossen, die Menschen hier kennen zu lernen. Sie waren alle sehr freundlich zu mir und haben mich willkommen geheißen.« Er warf Phyllida einen Blick zu. »Besonders Miss Tallent hat mir sehr geholfen.«
»Wirklich?« In diesem einen Wort lag eine ganze Welt an Zweideutigkeit. Jocasta richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, dann senkte sie steif den Kopf. »Die liebe Phyllida ist zu allen so nett. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss unbedingt mit Mrs Farthingale sprechen.«
Sie schwebte davon, Basil war so verlegen, dass er ihr nicht folgte. Er plapperte nebensächliche Dinge, aus denen Lucifer entnahm, dass er in der Kirche gewesen war, als Horatio ermordet wurde.
Als Basil schließlich ging, blickte Lucifer auf Phyllida hinunter. »Warum mag Miss Smollet dich nicht?«
Phyllida schüttelte den Kopf. »Das weiß ich wirklich nicht.«
Lucifer sah sich in dem Raum um. »Es gibt drei Männer,
Weitere Kostenlose Bücher