Nur nicht aus Liebe weinen
allem das Schlafzimmer war beeindruckend. Das riesige Bett mit den prächtig schimmernden Laken machte ihr jedoch schmerzhaft bewusst, dass sie sich noch nie wirklich nahegekommen waren. Zwar fürchtete sie diesen Moment, doch das Verlangen, sich Daniel endlich ganz hinzugeben, wallte immer stärker in ihr auf.
Vielleicht war sie nun endlich bereit für ihn. Denn als sie spürte, wie Daniel sich ihr langsam näherte, durchdrang eine wohlige Wärme ihren ganzen Körper. Sein Atem streifte ihren Hals und steigerte ihr Verlangen nach mehr. Wie sehnte sie sich danach, dass er sie einfach auf das Bett hob und seine Küsse all ihre Zweifel endgültig beseitigen würden. Sie wollte von ihm geliebt werden, und zwar hier und jetzt.
Sehnte er sich genauso nach ihr und wartete er womöglich bloß auf ein Zeichen?
Gerade als Laine sich umdrehen wollte, machte er einen Schritt zur Seite und sagte rau: „Wir sollten besser gehen. Übrigens, wenn du hier irgendetwas verändern möchtest, brauchst du es nur zu sagen.“
Nur schwer gelang es ihr, die Enttäuschung zu verbergen. Verlegen versicherte sie ihm, dass alles perfekt sei.
Laine seufzte und kehrte unsanft in die Gegenwart zurück. Sie hatte viele Fehler gemacht, und nun musste sie den Preis dafür zahlen. Warum war sie damals nur so unsicher gewesen? Warum hatte sie Daniel nicht einfach geküsst und ihm so ihre Zuneigung bewiesen?
Das Penthouse war nichts weiter als eine sentimentale Erinnerung. Bestimmt hatte Daniel es nach ihrer Trennung verkauft. Allerdings war es ihr ein Rätsel, warum er sich ausgerecht mit einer so winzigen und einfachen Wohnung wie ihrer zufriedengab. Geld spielte in seinem Leben keine Rolle.
Aber solange sie keine Fragen stellte, könnte auch er keine unangenehmen Themen anschneiden. Sie könnten endlich einen Schlussstrich ziehen.
Wenn es doch nur so einfach wäre, dachte Laine, während ihr die Tränen in die Augen schossen. Jetzt ist Schluss mit dem Gejammer, wir müssen es irgendwie schaffen, ermahnte sie sich schließlich.
4. KAPITEL
Laine hatte es sich mit einem Glas Weißwein auf dem Sofa gemütlich gemacht und wartete auf Daniel. Eigentlich hatte er nur kurz im Büro nach dem Rechten sehen wollen, doch das lag nun schon einige Stunden zurück. Vielleicht war ihm inzwischen klar geworden, dass er doch nicht mit ihr unter einem Dach leben wollte. Suchte er gar schon nach einer neuen Wohnung am anderen Ende der Stadt?
Sosehr dieser Gedanke ihr auch gefiel, die Realität sah anders aus. Sie konnte sich unmöglich die Miete für eine eigene Wohnung leisten. Bislang war sie zwar immer einigermaßen mit ihrem Geld ausgekommen. Doch momentan konnte sie, dank Andy, kaum die anstehenden Rechnungen bezahlen. Ein Job musste her, und zwar so schnell wie möglich.
Als Daniel schließlich heimkam, begrüßte sie ihn beiläufig. Er durfte auf keinen Fall denken, sie hätte seiner Rückkehr entgegengefiebert. Dennoch hatte diese Situation erneut etwas seltsam Vertrautes. Denk nicht mal im Traum daran, Laine!
„Guten Abend. Ehrlich gesagt überrascht es mich ein bisschen, dass du nicht die Schlösser hast austauschen lassen, während ich weg war.“ Mit einem durchdringenden Blick musterte er sie.
„Der Schlüsseldienst war leider nicht mehr zu erreichen. Aber dafür habe ich mit Jamie gesprochen, und er hat mir alles erzählt. Unfassbar, was er sich geleistet hat.“
„Komm schon, Laine, er ist und bleibt ein Chaot.“ Daniel warf sein Jackett auf den Stuhl und nahm eine Flasche Whisky aus der kleinen Bar neben dem Kamin. Nachdem er sich eingeschenkt hatte, ließ er sich auf dem gegenüberliegenden Sofa nieder und befreite sich von seiner Krawatte.
Er ist anziehender denn je, dachte Laine und erschrak. Hastig versuchte sie das Gespräch wieder in Gang zu bringen. „Aber eine ganze Zeit lang sah es doch wirklich so aus, als wäre Jamie auf dem richtigen Weg.“
„Vielleicht gelingt ihm das ja jetzt endlich. Zumindest scheint seine neue Freundin einen guten Einfluss auf ihn zu haben. Noch einmal werde ich ihm jedenfalls nicht aus der Misere helfen.“
„Er muss doch irgendwann aus seinen Fehlern lernen?“
„Das wäre das Beste. Obwohl ich eher glaube, dass das gar nicht möglich ist in eurer Familie.“ „Was willst du damit sagen?“ „Bei Jamie ist es genau wie bei Simon. Er war quasi versessen darauf, das Schicksal herauszufordern.“
Laine richtete sich kerzengerade auf. Jegliche Kritik an Simon war für sie noch immer wie ein
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