Nur nicht aus Liebe weinen
„Sie haben gewiss schon einen straffen Zeitplan für Laines Tätigkeitsbereich festgelegt. Ob allerdings Schmutzwäsche zu ihren Aufgaben gehören sollte, wage ich sehr zu bezweifeln.“
Angelas aufgesetztes Lachen erfüllte den Raum. „Wie rührend, fast wie im Märchen. Aber die Rolle des edlen Ritters passt nicht zu dir, Daniel. Ich hoffe, meine Tochter weiß, worauf sie sich da einlässt.“
Der Ausdruck in Daniels Gesicht wurde sofort sanfter, als er sich Laine zuwandte. „Ich muss leider gehen, meine Liebste.“ Er sah ihr an, wie verzweifelt sie war, und versicherte: „Aber gleich morgen früh hole ich dich ab, und wir sehen uns Ringe an.“
Lass mich doch bitte nicht bei ihnen zurück, flehte Laine in Gedanken.
„Elaines Pflichten im Haushalt erledigen sich nicht von allein. Außerdem kommen morgen einige potenzielle Käufer, um sich das Haus anzusehen“, erwiderte Angela grimmig.
„Die Besichtigungstermine wird gewiss der Makler übernehmen können. Dafür wird er schließlich bezahlt. Und ich werde eine Haushälterin engagieren, die Laines Arbeit übernimmt.“ Zärtlich zog Daniel Laine an sich. „Bekomme ich noch einen Abschiedskuss?“
Als die beiden schließlich vor dem Taxi standen, zitterte Laine noch immer. „Es war so entsetzlich.“
„Wahrscheinlich fiel es ihnen nur schwer, ihre Begeisterung zu zeigen“, spottete Daniel.
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Laine sah ein, dass von ihrer Mutter kein Verständnis zu erwarten war. „Dan … Es würde mir wirklich nichts ausmachen, Mutter weiterhin im Haushalt zu helfen.“
„Meine zukünftige Braut sollte endlich lernen, sich umsorgen zu lassen, anstatt für andere das Dienstmädchen zu spielen“, zog er sie auf. Sein leichter und zugleich sinnlicher Kuss war voller Wärme. „Gute Nacht, meine Süße.“
Laine sah dem Taxi noch eine Weile nach.
In den Salon konnte und wollte sie nicht zurückkehren. Daher eilte sie auf ihr Zimmer. Doch an Schlaf war nicht zu denken.
Gerade als Laine das Licht löschen wollten, stürmte ihre Mutter herein.
„Alle Achtung, Laine. Es ist ja kaum zu glauben, dass du ihn mit deiner traurigen Miene so einfach um den Finger gewickelt bekommen hast. Oder gibt es etwa einen dringenderen Grund für diese überstürzte Heirat?“
Laines Augen brannten. „Das ist absurd, Mutter.“
„Weshalb sollte sich ein kultivierter Mann wie Daniel sonst für so ein junges Ding interessieren? Für eine Ehe ist er nun wirklich nicht gemacht.“ Angelas hartes Lachen schmerzte Laine unsagbar.
„Ist es wirklich so unvorstellbar, dass er mich aus Liebe heiratet?“
„Hat er dich das glauben lassen?“
„Das weiß ich.“ Laine kreuzte ihre Finger unter der Decke. Tatsächlich hatte Daniel weder bei seinem Antrag noch auf dem Weg nach Abbotsbrook die drei ersehnten Worte gesagt. Nicht einmal bei ihrem Abschied.
Die ganze Nacht lang quälte Laine dieser Gedanke.
7. KAPITEL
War ich denn damals wirklich so blind vor Liebe, fragte Laine sich jetzt müde. Warum hatte sie ignoriert, dass die beiden viel zu wenig Zeit miteinander verbrachten. Normalerweise konnten junge Paare doch nicht voneinander lassen. Aber bei Daniel und ihr endeten die wenigen gemeinsamen Abende, die sie miteinander verbrachten, stets mit einem gemeinsamen Essen. Er machte nicht den geringsten Versuch, sie in seine Suite einzuladen.
Doch Laine hätte auch nie gewagt, ihm zu gestehen, wie sehr sie sich nach seiner Berührung sehnte. Danach, endlich ganz und gar seine Frau zu werden.
Trotz seiner seltenen Besuche hielt Daniel Wort. Er traf sämtliche Vorbereitungen für die Hochzeit. Und das Konto, welches er auf Laines Namen eröffnet hatte, enthielt eine derart beträchtliche Summe, dass Laine sie niemals hätte ausgeben können.
Ihre gemeinsame Zukunft rückte in greifbare Nähe. Doch was, wenn er all dies nur aus Mitgefühl für sie tat?
Rasch verdrängte Laine diese Frage und dachte stattdessen lieber über die Zukunft nach. Es würde ihr nicht besonders schwerfallen, sich von ihrem alten Leben zu verabschieden. Vor allem nach den letzten Monaten.
Während sie wieder einmal gemeinsam zu Abend aßen, berichtete Laine Daniel: „Abbotsbrook ist endlich verkauft. Es heißt, der neue Eigentümer leitet eine Reihe von Pflegeheimen und will auch unser Haus in ein derartiges Heim umwandeln. Natürlich sind wir alle froh darüber, dass sich endlich ein Käufer gefunden hat. Aber ich habe wohl irgendwie gehofft, auf Abbotsbrook würden
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