Nur nicht aus Liebe weinen
hatte der Brief an Simon klar bewiesen. Und sie musste endlich lernen, sich damit abzufinden.
In ihrem Zimmer angekommen, begann sie mechanisch, sich auf ihre Hochzeitsnacht vorzubereiten. Nach einem warmen Bad tupfte sie ihren Lieblingsduft auf die Handgelenke und den Hals. Sie bürstete ihr langes Haar, bis es seidig glänzend über ihre Schultern fiel. Schließlich streifte sie mit zitternden Händen das hauchzarte Negligé über. Und dann blieb ihr nichts mehr übrig, als zu warten. Auf Daniel. Und das Ende ihrer Ehe.
Zwanzig bange Minuten später war es so weit. Die Tür öffnete sich. Daniel, nur mit einem Handtuch bekleidet, trat ein, blieb in der Mitte des Zimmers stehen und sog den Anblick seiner Frau in sich auf.
Für einen kurzen Moment konnte Laine dem in ihr aufwallenden Verlangen kaum widerstehen. Beinahe … „Wie wunderschön du bist“, raunte er, als er schließlich vor ihr stand.
Sie musste es tun – jetzt.
„Stopp, komm nicht näher. Wag es nicht, mich zu berühren.“
Verwirrung zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Dann streckte er behutsam die Hand nach ihr aus. „Darling, ist die Vorstellung, mit mir zu schlafen, wirklich so schrecklich für dich?“
„Es ist nicht nur das. Ich … habe einen entsetzlichen, unverzeihlichen Fehler gemacht.“ Gedanken und Gefühle überrollten Laine, und sie rang nach Worten, um sich von ihrem Schmerz zu befreien.
„Einen Fehler?“ Mit einem bedrohlichen Funkeln in den Augen starrte Daniel sie an. „Was zur Hölle meinst du?“
„Wir … ich hätte dich niemals heiraten dürfen. Aber ich war so verzweifelt. Es ging plötzlich alles so fürchterlich schnell … du hast mich gedrängt. Aber als wir endlich allein waren, ist mir klar geworden, dass es nicht funktioniert. Vielleicht habe ich Freundschaft mit Liebe verwechselt. Es tut mir so unendlich leid.“
Verzweifelt suchte Laine nach irgendeinem Halt, seinem forschenden Blick konnte sie unmöglich standhalten. Diese plötzliche Stille war unerträglich.
„Es tut dir leid? Laine, das Letzte, was ich will, ist, dir wehzutun. Wenn du mehr Zeit brauchst, ist das völlig in Ordnung. Wir haben alle Zeit der Welt. Spürst du denn nicht, wie stark meine Gefühle für dich sind? Ich kann warten, bis du keine Angst mehr hast, dich mir völlig hinzugeben. Und ich werde sehr sanft sein.“
Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. „Weise mich heute Nacht nicht ab, Laine. Lass mich in deiner Nähe sein, dich nur halten.“
Obwohl ihre Beine sie kaum trugen, wich Laine so weit wie möglich zurück. „Nein! Ich kann und ich will das nicht!“, stieß sie heiser hervor.
„Großer Gott, Laine, das ist unsere Hochzeitsnacht. Soll ich etwa auf Knien vor dir liegen und betteln?“
Sie bohrte die Fingernägel in die Handflächen, bis der Schmerz alle anderen Gefühle verdrängte. „Bitte, Daniel. Versteh doch endlich: Ich ertrage deine Nähe nicht. Die Vorstellung, du könntest mich in irgendeiner Art berühren, widert mich an. Ich würde lieber sterben, als mit dir zu schlafen. Es ist aus, Daniel. Niemals hätte ich zulassen dürfen, dass es so weit kommt.“ Dieser unsagbare dumpfe Schmerz in ihrer Brust war unerträglich. „Du musst mich gehen lassen.“
Stille. Dann drangen seine harten, zornigen Worte wie aus weiter Ferne zu ihr.
„Du wirst ganz sicher gehen, meine liebe Laine. Und zwar sofort. Denn du bist nichts weiter als ein verlogenes Miststück.“
Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss.
Laine blieb allein zurück. Ihre Hochzeitsnacht war vorüber.
Sie sank auf das riesige Bett. Ihr ganzer Köper brannte so sehr vor Trauer und Wut, dass alle Tränen ungeweint blieben.
8. KAPITEL
Ich liebe dich . Drei simple Worte. Warum hatte sie Daniel in jener schrecklichen Nacht nicht ausgesprochen? Diese Frage quälte Laine noch immer.
Und es gab nur eine Antwort darauf. Daniel hatte lediglich ein Versprechen erfüllt. Bei dem Gedanken daran lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. In all den Monaten bis zur Hochzeit war er stets überaus liebevoll gewesen. Aber die Leidenschaft eines wahren Liebenden hatte ihn nie ergriffen.
Nicht einmal im Moment größter Verzweifelung hatte er versucht, um die Liebe seiner Frau zu kämpfen. Dabei hätte es kaum eines Kampfes bedurft. Er hätte sie einfach nur in die Arme nehmen und küssen müssen. Bis alle Zweifel vergessen waren.
Aber er hatte sie weder in die Arme genommen, noch jene drei Worte ausgesprochen. Und trotzdem kam sie
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