Nur nicht aus Liebe weinen
Ehering und den Verlobungsring vom Finger und streckte sie Daniel entgegen.
Er bedachte die beiden teuren Schmuckstücke mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Verkaufe sie von mir aus oder wirf sie weg. Ich will sie jedenfalls nicht.“
Laine spürte, wie ihr Gesicht vor Scham ganz rot wurde. Warum musste Daniel sie nur so sehr demütigen? Natürlich würde sie die Ringe niemals verkaufen! Doch ebenso wenig wollte sie sie behalten. Zu viel schlechte Erinnerungen hafteten an den beiden Schmuckstücken. Was also tun?
Letztendlich war ihr nichts anderes übrig geblieben, als die Ringe gemeinsam mit der Perlenkette ihrer Großmutter in einem Bankschließfach unterzubringen. Dort lagen sie – als stumme Zeugen ihres Scheiterns.
Immerhin fiel es Laine weniger schwer als erwartet, ihren Freunden vom Ende ihrer Ehe zu berichten. Daniels Brief erwähnte sie allerdings mit keinem Wort. Nicht einmal der fassungslosen Celia gegenüber.
Auch Jamie ahnte nicht im Entferntesten, was wirklich geschehen war.
„Hatte Dan etwa eine Geliebte, von der du nichts wusstest?“, forschte er mit brüderlicher Direktheit nach.
„Hat er dir das erzählt?“, fragte sie verunsichert.
Jamie schnaubte empört. „Woher soll ich das denn wissen? Früher verlor Dan kein Sterbenswörtchen über sein Privatleben. Mittlerweile scheint es eher so, als wollte er aller Welt zeigen, wie gut es ihm geht. Aber da ihr unbedingt wieder getrennter Wege gehen wolltet, sollten dir seine neuen Weggefährtinnen doch gleichgültig sein.“
Mit dieser Bemerkung hatte Jamie wirklich recht, dachte Laine. Aber im Gegensatz zu Daniel war es ihr einfach nicht gelungen, ihre Gefühle abzuschalten. Und somit war sie eine leichte Beute für Andy gewesen.
Zurück aus ihren Erinnerungen, wagte Laine sich schließlich aus ihrem Zimmer. Daniel war nirgends zu sehen. Offensichtlich war er schon zu seinem Date aufgebrochen. Sie war allein in der Wohnung. Endlich!
Ein frisch gebrühter Kaffee milderte den pochenden Schmerz in ihren Schläfen ein wenig und wärmte sie innerlich. Mit der Tasse in der Hand kuschelte Laine sich unter die Decke auf dem Sofa und sah sich einen ihrer Lieblingsfilme im Fernsehen an. Unzählige Male hatte sie schon mit der Heldin gelitten, doch diesmal schweiften ihre Gedanken immer wieder ab.
Warum bedrückte es sie, wenn Daniel nicht heimkam? Sie war kein Teil seines Lebens und würde es auch nie werden. Im wahren Leben gibt es eben kein Happy End.
Enttäuscht schaltete Laine das Fernsehgerät ab und machte sich daran, ihre Spuren in der Küche zu beseitigen.
Fast wie in den „Flitterwochen“, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Schon wieder versuchte sie, ihn nicht zu stören. Inzwischen trennte zwar nicht mehr ein endloser Flur ihre Zimmer, sondern nur die paar Meter. Aber die Distanz zwischen ihnen war scheinbar unendlich.
Was würde sie tun, wenn sie die Uhr noch einmal zurückdrehen könnte? Den Brief einfach zerreißen? Sich Daniel in der Hochzeitsnacht ganz hingeben? Hätte das vielleicht alles verändert? Hätte Daniel sie dann vielleicht doch geliebt, ihre Nähe und ihren Trost gesucht?
Schon in jener Nacht hatten sie diese Zweifel unsagbar gequält. Mit all ihrer Kraft kämpfte sie damals gegen die Versuchung an, ihn um Vergebung zu bitten. Kurz vor seiner Tür verließ sie der Mut. Immerhin war ihr dadurch wohl eine weitere Erniedrigung erspart geblieben. Denn wie sie im Nachhinein erfahren hatte, war seine Tür ja verschlossen gewesen.
Und nun wiederholte sich all das. Wieder mussten sie es unter einem Dach aushalten, und wieder war diese Nähe nur eine erzwungene.
Vielleicht würde der Schlaf sie vergessen lassen. Eigentlich war sie nicht besonders müde. Doch als sie schließlich zu Bett ging, wurden ihre Lider unglaublich schwer, und binnen weniger Augenblicke war sie eingeschlafen.
Plötzlich befand sie sich wieder an Bord ihres Bootes. Sämtliche Möbel und Koffer versperrten die Tür. Mit aller Kraft versuchte Laine, Andy den Zugang zu verwehren. Er klang so schrecklich wütend.
Und er war stärker als Laine. Doch da stolperte nicht Andy, sondern Dirk Clemmens in die Kabine. Hämisch grinsend rieb er seine riesigen Hände und befeuchtete seine wulstigen Lippen. Er griff nach Laine und riss sie an sich. Obwohl sie sich verzweifelt wehrte, gelang es ihr nicht, sich loszureißen. Sie war ihm hilflos ausgeliefert, und er war kurz davor, sie mit Gewalt zu nehmen.
Panisch schrie sie um Hilfe. Aber wer sollte
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